Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) für einen guten Schlaf

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Traditionelle Chinesische Medizin - TCM für einen guten SchlafIm Schlafmagazin haben wir uns schon häufig damit beschäftigt, wie wichtig der Schlaf für das Wohlbefinden und die Gesundheit ist. Darüber hinaus haben wir Ihnen auch bereits zahlreiche Methoden zur Entspannung, Verbesserung und Förderung des Schlafes sowie zur Bekämpfung von Schlafstörungen vorgestellt.

In unserem heutigen Artikel beschäftigen wir uns mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz: TCM) im Zusammenhang mit dem Schlaf. Wie kann die Traditionelle Chinesische Medizin bei Schlafstörungen helfen und was hat es mit der Organuhr in der TCM auf sich? Erfahren Sie jetzt mehr darüber, wie Ihnen die Traditionelle Chinesische Medizin zu einem guten Schlaf verhelfen kann.


Traditionelle Chinesische Medizin – Was ist das?

Was ist Traditionelle Chinesische Medizin?Hierzulande gehört die Traditionelle Chinesische Medizin, die häufig einfach nur mit der Abkürzung TCM bezeichnet wird, zu den alternativen Heilmethoden. Es handelt sich hierbei um eine sehr alte Heilkunde mit einer gut 5.000-jährigen Geschichte.

Die Traditionelle Chinesische Medizin wurde sowohl von der Lehre des Konfuzianismus mit den dazugehörigen strengen Regeln als auch vom Taoismus geprägt, welcher auf eine Harmonie von Mensch und Natur abzielt.

Bei der heute praktizierten Form der TCM handelt es sich um eine vereinfachte Variante der alten Heilkunde, welche von chinesischen Medizinern in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Die Bezeichnung Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) wurde durch die Weltgesundheitsorganisation WHO geprägt.

Im Gegensatz zur westlichen Medizin erfolgt in der TCM eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten. Neben einer bereits diagnostizierten Krankheit oder auch Schlafstörung und vorhandenen Symptomen finden in der Traditionellen Chinesischen Medizin auch die familiäre Situation, der seelische Zustand, Gewohnheiten im Alltag und viele weitere Aspekte Berücksichtigung. Diese Vorgehensweise ist überaus individuell und macht viel Geduld nötig. Therapeutische Maßnahmen fallen in der TCM auch deutlich umfangreicher aus, so dass jeden Tag eine Tablette ein Behandlungsansatz ist, der nicht erwartet werden sollte. In die Therapie werden oft mehrere – wenn nicht alle – Lebensbereiche eingeschlossen. – Hierauf sollte man sich als Patient einstellen und bereit dazu sein.

Wer sich zum ersten Mal in eine Behandlung nach Traditioneller Chinesischer Medizin begibt, den erwartet meist eine Sitzung von zwei Stunden oder mehr für eine vollständige Anamnese. Neben einer ausführlichen Befragung und körperlichen Untersuchung erfolgt dabei in der Regel auch eine Pulsdiagnostik und Zungendiagnostik, welche auf den unbedarften Europäer irritierend wirken können.


Video: Wie hilft die Traditionelle Chinesische Medizin? | Fit & gesund – DW Deutsch


Wenn nach TCM behandelt wird, erfolgt dieses auf Basis der so genannten fünf Säulen bzw. Hauptsäulen der Traditionellen Chinesischen Medizin:

  • Ernährung
  • Akupunktur
  • Arzneimittel
  • Qigong Bewegungstherapie
  • Tuina Massage

Die Traditionelle Chinesische Medizin eignet sich in der Regel sehr gut zur Behandlung von entzündlichen und chronischen Erkrankungen. Darüber hinaus hilft die TCM oft bei chronischen Schmerzen. Sie wird zudem auch ergänzend für die Behandlung von Neuropathie, Neurodermitis, Parkinson, Allergien oder Migräne genutzt. Bei Schlafstörungen, Nervosität, innerer Unruhe, Müdigkeit und Erschöpfung kann es auch sehr hilfreich sein, einen TCM Mediziner zu Rate zu ziehen.

TCM eignet sich nur bedingt zur Selbsttherapie. – Insbesondere, wenn es um die Behandlung ernsthafter bzw. schwerer Erkrankungen geht, sollte man sich unbedingt in kompetente Hände begeben. Die Heilmethoden der Traditionellen Medizin sind sehr komplex. Für eine gute Ausbildung sind drei Jahre Zusatzausbildung zum Medizinstudium erforderlich. Man sollte auf gar keinen Fall selbst mit den TCM Arzneimitteln experimentieren, da diese zumeist hochwirksam sind und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Nebenwirkungen aufweisen können, wenn sie nicht korrekt genutzt werden.


TCM und Schlaf bzw. Schlafstörungen

Zentraler Punkt in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Anregung der Lebensenergie Qi bzw. Chi. Von der Warte der TCM aus gesehen, liegt bei Schlafstörungen eine Disharmonie zwischen den Energien Yin und Yang, welche unseren Körper und Geist bestimmen.

Das aktive Geschehen am Tage sowie die für Ruhe und Erholung vorgesehene Nacht kann man dabei selbst den beiden Prinzipien Yin und Yang zuweisen: Nacht und Schlaf sowie auch Intuition und Gefühle werden vom kühlen, dunklen Yin verkörpert. Die Welt des Tages samt der damit verbundenen Aktivitäten und dem analytischen Verstand wird hingegen durch das feurige, helle Yang repräsentiert.

Wenn die Yang-Energie zu weit in den Yin-Bereich des Schlafes gelangt, was durch diverse emotionale Faktoren wie z. B. Stress oder seelische Belastungen ebenso passieren kann wie durch äußere Ursachen (Kunstlicht, Arbeiten bis in die Abendstunden, langes Fernsehschauen) wird die nächtliche Yin-Energie durch den Verstand gestört, was Schlafprobleme nach sich zieht.


Ursachen für Schlafstörungen – Leere-Muster und Fülle-Muster in der TCM

Die Traditionelle Chinesische Medizin legt zugrunde, dass bei Beschwerden wie auch bei Schlafstörungen, stets ein Mangel oder ein Überschuss eines Elements oder Stoffes vorliegt. Im Falle eines Mangels spricht man auch von einem Leere-Muster, während der Überschuss als Fülle-Muster bezeichnet wird.

Bezogen auf Störungen des Schlafes gibt es in der TCM einige sehr häufige Diagnose-Muster, wobei man zumeist zwischen vier unterschiedlichen Fülle-Mustern und fünf verschiedenen Leere-Mustern differenziert. Zusätzlich können die Muster auch in Kombination auftreten.

Zu den wichtigsten Methoden in der Diagnostik von Schlafstörungen in der Traditionellen Chinesischen Medizin gehören die Beurteilungen von Puls und Zunge.

Fülle-Muster

(Zu viel) Feuer im Herzen

Ein Übermaß an Feuer im Herzen wird durch Überanstrengungen, Erschöpfung und große Sorgen hervorgerufen. Auch häufige Grübeleien führen zu übermäßigem Feuer im Herzen.

Zu den Folgen von zu viel Feuer im Herzen können Durchschlafstörungen gehören, welche durch nächtliches Erwachen und mentale Unruhe gekennzeichnet sind. Zu den begleitenden Symptomen zählt unter anderem Herzklopfen. Außerdem kann es sein, dass man einen bitteren Geschmack im Mund wahrnimmt.

(Zu viel) Feuer in der Leber

Verantwortlich für übermäßiges Feuer in der Leber können auf psychischer Ebene Frustration und Ärger sein, welche über eine längere Periode anhalten. Zu viel Feuer in der Leber wird darüber hinaus auch durch den übermäßigen Konsum von Alkohol oder anderen Genussmitteln gefördert.

Durch ein Übermaß an Feuer in der Leber kommt es zu einem äußerst unruhigen Schlaf. Zusätzlich können auch Alpträume auftreten. Kopfschmerzen, Gereiztheit, großer Durst, trockener Stuhl oder Schwindel können unter anderem zu den weiteren Symptomen eines Zuviels an Feuer in der Leber gehören.

Überfluss an Schleimhitze (im Geist)

Für zu viel Schleimhitze im Geist sind Ernährungsfehler verantwortlich. – Wer am Abend zu schwer isst oder das Abendessen auf eine zu späte Uhrzeit legt, muss damit rechnen, dass es zu Einschlafstörungen und einem nur leichten, oberflächlichen Schlaf mit weniger Erholungswert kommt.

Begleitet werden die Auswirkungen auf den Schlaf bei Vorliegen dieses Fülle-Musters durch ein allgemeines Schwere-Gefühl, Sodbrennen und Übelkeit. Außerdem kann es zu Schwindel kommen und auch ein Druckgefühl in der Brust kann im Zuge eines Überflusses an Schleimhitze im Geist in Erscheinung treten.

Resthitze im Zwerchfell

Wenn Wind-Hitze (grippaler Infekt) in den Körper gelangt und in innere Hitze umgewandelt wird, welche sich nicht hinreichend beseitigen lässt, kommt es zur Entstehung des Fülle-Musters Resthitze im Zwerchfell. Dafür ist oft eine Antibiotika-Einnahme verantwortlich.

In den gesundheitlichen Folgen ähnelt die Resthitze im Zwerchfell symptomatisch der übermäßigen Schleimhitze.

Leere-Muster

Mangel an Yin im Herzen

Vom Leere-Muster Yin-Mangel im Herzen sind überwiegend ältere Personen oder Frauen in den Wechseljahren betroffen. Symptomatisch für einen Mangel an Yin im Herzen sind wiederholtes Aufwachen in der Nacht, Nachtschweiß und psychische Unruhe.

Weiterhin können mit einem Yin-Mangel im Herzen auch Symptome wie heiße Fußsohlen und Handflächen, ein trockener Rachen oder Herzklopfen verbunden sein.

Mangel an Yin in der Leber

Wenn es in der Leber einen Yin-Energie-Mangel gibt, wird die Leber in ihrer Nachtruhe gestört. Bei einem Yin-Mangel in der Leber erwachen Betroffene deshalb häufiger, es kommt zu vermehrtem Träumen und Sprechen im Schlaf. Selten kann auch Schlafwandeln eine Folge der Mangels an Yin in der Leber sein.

Als weitere Begleitsymptome können bei einem Mangel an Yin-Energie in der Leber Hitzeempfindungen, trockene, schmerzende Augen oder unscharfes Sehen sein.

Blut-Mangel in Herz und Milz

Das Leere-Muster Blut-Mangel in Herz und Milz wird durch emotionale Schwierigkeiten wie Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit in Verbindung mit einer schon vorhandenen grundsätzlichen Qi-Schwäche verursacht. Wer unter einem Blut-Mangel in Herz und Milz leidet, hat in der Regel Probleme mit dem Einschlafen verbunden mit Herzklopfen.

Zu den weiteren Folgen eines Blut-Mangels in Herz und Milz gehören chronische Müdigkeit, ein beeinträchtigtes Gedächtnis, leichte Angstzustände und ein reduziertes Hungergefühl.

Gallenblasen- und Herzschwäche

Hinter einer Schwäche von Gallenblase und Herz steckt oft eine chronische Erkrankung. Darüber hinaus stehen die Symptome allerdings auch mit einem bestimmten Charaktertypus in Zusammenhang.

Zu den Auswirkungen des Leere-Musters Gallenblasen- und Herzschwäche gehören ein Erwachen in den frühen Morgenstunden, wobei man nicht wieder in den Schlaf findet sowie ein nur oberflächlicher Schlaf, welcher durch viele Träume und Schreckhaftigkeit gekennzeichnet ist.

Menschen, die an einer Schwäche von Gallenblase und Herz leiden, zeigen sich außerdem häufig schüchtern, haben ein reduziertes Selbstvertrauen und wenig Unternehmungsgeist.

Disharmonie zwischen Herz und Nieren

Die Harmonie zwischen Herz und Nieren gerät häufig durch anhaltenden Stress aus der Balance, weil dieser die Nieren erschöpft. In der Folge kommt es zu Störungen des Schlafes und gehäuftem Aufwachen während der Nacht.

Begleitet werden kann das Leere-Muster der Disharmonie zwischen Herz und Nieren durch weitere Symptome wie Tinnitus, Schwindel oder Rückenschmerzen.


Video: Schlafstörungen aus Sicht der TCM – was steckt dahinter, was hilft? – Ernährungsberatung nach TCM, Mag. Katharina Ziegelbauer



TCM: Die Organuhr und ihre Bedeutung für den Schlaf

In der Traditionellen Chinesischen Medizin misst man dem, was man hier in unserem westlichen Kulturkreis als „innere Uhr“ bezeichnen, eine besondere Bedeutung bei. In diesem Zusammenhang spricht man in der TCM von der so genannten Organuhr.


Video: Warum du jede Nacht zur gleichen Zeit aufwachst – Sonnenseite


Das Qi bzw. die Qi-Energie durchströmt den Körper des Menschen gemäß TCM auf zwölf fest definierten Leitbahnen, die als Meridiane bezeichnet werden. – Alle zwei Stunden durchflutet das Qi dabei einen Meridian besonders und damit gleichfalls das mit dem Meridian in Verbindung stehende Organ. Zu den angegebenen Zeiten, die man auch als Maximalzeiten bezeichnet, arbeitet das entsprechende Organ am aktivsten und erfüllt seine individuelle Aufgabe.

Verspüren wir also wiederholt zur selben Uhrzeit Beschwerden, kann dieses ein Indiz für eine Überbelastung oder sogar eine Krankheit des Organs sein, welches während dieser Zeit besonders vom Qi durchströmt wird.

Jeweils zwei Zweistunden-Zyklen der Organuhr werden dabei jeweils dem Yin bzw. dem Yang zugeordnet. Insgesamt gibt es also drei „Yin-Perioden“ und drei „Yang-Perioden“, die sich innerhalb der Organuhr abwechseln:

Yin | 1 bis 3 Uhr | Leber
Yin | 3 bis 5 Uhr | Lunge
Yang | 5 bis 7 Uhr | Dickdarm
Yang | 7 bis 9 Uhr | Magen
Yin | 9 bis 11 Uhr | Bauchspeicheldrüse / Milz
Yin | 11 bis 13 Uhr | Herz
Yang | 13 bis 15 Uhr | Dünndarm
Yang | 15 bis 17 Uhr | Blase
Yin | 17 bis 19 Uhr | Nieren
Yin | 19 bis 21 Uhr | Kreislauf (Perikard)
Yang | 21 bis 23 Uhr | Dreifacher Erwärmer
Yang | 23 bis 1 Uhr | Galle

Jeweils zwei benachbarte Organe auf der Organuhr bilden Paare. Man spricht in diesem Zusammenhang in der TCM auch von Partnerorganen, wobei jeweils ein Organ dem Yin und ein Organ dem Yang zuzuordnen ist. Folgende Partnerorgane gibt es:

  • Herz und Dünndarm
  • Blase und Nieren
  • Kreislauf (Perikard) und Dreifacher Erwärmer
  • Gallenblase und Leber
  • Lunge und Dickdarm
  • Magen und Bauchspeicheldrüse / Milz

TCM: Details zur Organuhr


Yin | 1 bis 3 Uhr | Leber

Zwischen 1 und 3 Uhr nachts befindet sich die körperliche Leistungsfähigkeit auf dem Tiefpunkt. Während dieser Zeit nimmt man Kälter intensiver wahr. Die Entgiftung des Körpers über die Leber läuft auf Hochtouren.

Wer nachts des Öfteren zwischen 1 und 3 Uhr erwacht, bei dem könnte eine Störung der Leber vorliegen. Die Leber kann sich lediglich im Schlaf regenerieren. Es empfiehlt sich, auf Kaffee und frittierte Speisen zu verzichten. Für eine Entspannung der Leber sorgt Säure (Essig, Zitrone) im Essen. Gut ist auch der Genuss eines Tässchen Löwenzahntees, wenn die Leber überlastet ist.


Yin | 3 bis 5 Uhr | Lunge

Zwischen 3 und 5 Uhr morgens vollzieht die Lunge ihr „Reinigungsprogramm“. Um diesen Prozess zu unterstützen, ist es sinnvoll bei geöffnetem Fenster zu schlafen oder zumindest vor dem Schlafengehen ordentlich durchzulüften.

Husten in den frühen Morgenstunden oder ein beklemmendes Gefühl im Brustbereich zu dieser Uhrzeit kann unter Umständen auf Lungenprobleme hinweisen. Bei einer derartigen Sachlage sollte man ganz besonders darauf achten, dass das Schlafzimmer stets gut gelüftet ist.

Morgenmenschen können ihrer Lunge etwas Gutes tun und viel Energie für den neuen Tag sammeln, wenn sie während dieser frühen Stunden eine Runde an der frischen Luft drehen.


Yang | 5 bis 7 Uhr | Dickdarm

Um diese Zeit setzt der Körper das Hormon Kortisol frei, welches langsam für ein Aufwachen sorgt. Nun ist ein guter Zeitpunkt für eine Darmentleerung. Um den Darm bei seinen Entgiftungsaufgaben zu unterstützen, empfiehlt es sich, ein Glas lauwarm temperiertes Wasser zu trinken.

Bauchschmerzen oder Harndrang bereits vor dem Weckerklingeln können auf Probleme mit dem Dickdarm hindeuten. Um das Qi im Bereich des „Dickdarm-Meridians“ zu kräftigen, ist der Verzehr von Reis, frischem Ingwer oder weißem Gemüse ratsam.


Yang | 7 bis 9 Uhr | Magen

Zwischen 7 und 9 Uhr ist der beste Zeitpunkt zur Einnahme des Frühstücks. Jetzt arbeitet die Verdauung am Limit. TCM-Mediziner empfehlen, dem Essen die volle Aufmerksamkeit zu schenken und sich nicht mit zu viel Grübeln, Nachdenken oder Zweifeln zu belasten. Empfehlenswert ist nach TCM die Einnahme eines warmen Frühstücks z. B. in Form eines Grießbreis, Porridges oder eines Hirsebreies mit gedämpften Früchten und Zimt. Die warme Mahlzeit am Morgen schenkt viel Energie für die Aufgaben des Tages.

Bei Menschen, denen das Essen am Morgen schwer fällt, liegt zumeist ein schwaches Magen-Qi vor. Viel Teetrinken kann hier helfen, wobei insbesondere Hagebuttentee, Fencheltee und Lindenblütentee zu empfehlen sind.


Yin | 9 bis 11 Uhr | Bauchspeicheldrüse / Milz

Im Zeitraum von 9 bis 11 Uhr erreicht die Denktätigkeit leistungstechnisch einen Höhepunkt. Insbesondere die geistige Lernfähigkeit ist jetzt am höchsten, weshalb dieses Tageszeit optimal für Prüfungen ist. Auch die Körpertemperatur klettert nun auf ihr Maximum. Gegenwärtig ist der Körper zudem äußerst widerstandsfähig und die Heilung von Wunden beschleunigt, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Milz auf Hochtouren weiße Blutkörperchen herstellt.

Tritt zwischen 9 und 11 Uhr häufiger Übelkeit und Völlegefühl auf, kann dieses durch eine Schwäche der Bauchspeicheldrüse bedingt sein. Wenn dieses der Fall ist, ist oft auch die Milz beteiligt und weist ebenfalls eine Schwäche auf. Um das Qi zu harmonisieren, ist ein Tee aus Käsepappel, Ringelblume und Kamille hilfreich.


Yin | 11 bis 13 Uhr | Herz

Mittags ist gemäß der Traditionellen Chinesischen Medizin die Zeit des Herzens. Das Herzensfeuer schenkt uns Lebensfreude. Nun gilt es auch, Energie für den Rest des Tages zu sammeln, indem man sich z. B. mit anderen zu einem leichten Mittagessen trifft, miteinander redet und lacht.

Ein Mangel an Konzentration bzw. eine Konzentrationsschwäche zwischen 11 und 13 Uhr spricht für ein geschwächtes Herz-Qi. Zur Stärkung des Herzens kann man auf das chinesische Kraut Ginseng zurückgreifen.


Yang | 13 bis 15 Uhr | Dünndarm

Der Körper befindet sich zwischen 13 und 15 Uhr im Mittagstief. Der Blutdruck fällt ab, weil Blut für die Verdauung benötigt wird. Wer kann, sollte diese Zeit für einen Mittagsschlaf oder einen kurzen Power-Nap nutzen. Nun ist zudem die Zeit dafür, die bislang gesammelten Eindrücke des Tages zu reflektieren und zu verarbeiten. In diesem Zusammenhang ist unser „Bauchgehirn“ im Dünndarm hilfreich, weil es uns dabei unterstützt, Wichtiges und Unwichtiges auseinanderzuhalten.

Ist der Dünndarm in seiner Funktion gestört, fühlt man sich selbst nach einer leichten Mahlzeit zu Mittag übersättigt und „voll“. Um die Energie im Dünndarm auszubalancieren, empfiehlt sich der Verzehr von Salaten wie Chicorée, Endivie oder Radicchio (wertvolle Bitterstoffe) oder auch von Artischocke.


Yang | 15 bis 17 Uhr | Blase

Nachdem das Mittagstief überwunden ist, läuft der Körper langsam wieder zu Hochtouren auf. Nun ist ein guter Zeitpunkt, um z. B. Sport zu machen. Das Langzeitgedächtnis erreicht nun eine Hochphase und die Harnblase erfüllt ihre Entgiftungsfunktion jetzt besonders gut. Um sie bei der Entfernung von Altlasten aus dem Körper zu unterstützen, sollten nun viel klares Wasser und ungesüßter Tee getrunken werden. Auch Kreislauf und Blutdruck sind zwischen 15 und 17 Uhr noch einmal mit besonders hoher Leistung „unterwegs“.

Der Meridian der Blase erstreckt sich vom Kopf entlang des Rückgrats. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass bei einem gestörten Energiefluss am Nachmittag Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder Kopfschmerzen auftreten. Für Linderung sollen Sellerie, Spargel, Kürbiskerne oder Gerste sorgen.


Yin | 17 bis 19 Uhr | Nieren

Obgleich der Organismus noch für eine Weile auf Hochtouren läuft, kommt es am Abend zu einer automatischen Absenkung von Blutdruck und Puls. Während die Nieren ihre Maximalzeit haben, ist es gut, den Körper dabei zu unterstützen, zur Ruhe zu kommen. Man sollte sich die Kräfte jetzt gut einteilen. Um den Nieren das Entgiften zu vereinfachen, sind Kräutertees bestens geeignet. Zwischen 17 und 19 Uhr ist auch die optimale Zeit für ein leichtes Abendessen, weil der Magen in den kommenden Stunden sein Energietief erreicht.

Treten am fortgeschrittenen Nachmittag Kälteerscheinungen oder schmerzhafte Beschwerden im unteren Rückenbereich auf, ist dieses ein Indiz für ein geschwächtes Nieren-Qi. Hier kann eine Massage der Füße Linderung bringen.


Yin | 19 bis 21 Uhr | Kreislauf (Perikard)

Die Zeit zwischen 19 und 21 Uhr wird dem Kreislauf zugeordnet. Der Körper wechselt nun in den Ruhemodus, indem er Puls und Blutdruck herunterfährt. Auch wenn dieser Zeitraum in westlichen Interpretationen der Organuhr häufig dem Kreislauf zugeordnet wird, ist nach ursprünglicher TCM hier die Maximalzeit des Perikard. Beim Perikard handelt es sich um die Hülle aus Bindegewebe, die das Herz schützend umschließt. Für die alten Chinesen war das Perikard damit gleichsam der Beschützer der Herzenergie. Wenn das Perikard stark ist, befinden sich Körper und Geist im Einklang. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um mit Familie oder Freunden zusammen zu sein.

Wer sich am Abend oft genervt fühlt und leicht reizbar ist, könnte einen geschwächten Blutkreislauf haben. Um das Kreislauf-Qi zu stärken, sollte man viel Rosmarin-Tee trinken.


Yang | 21 bis 23 Uhr | Dreifacher Erwärmer

Der Dreifach-Erwärmer ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Art „Organ ohne stofflichen Bezug“. Es handelt sich dabei um eine Art Leitstelle oder einen Koordinator, welcher die Energiekreisläufe des Körpers untereinander steuert und ein ungestörtes Fließen des Qi gewährleistet.

Blutdruck und Puls sinken in der Zeit von 21 bis 23 Uhr weiter. Die Verdauungsorgane wechseln in den Erholungsmodus. Nun ist ein guter Zeitpunkt, um den Gedanken und Gefühlen einfach freien Lauf zu lassen. Wer mag, kann jetzt meditieren, Kraft sammeln, entspannen oder sich auch der Liebe widmen.

Wenn vor dem Zubettgehen häufig Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen in Erscheinung treten, weist dieses auf eine Blockade in der Wärmeregulation des Körpers hin. Um einen Ausgleich zu schaffen, kann man Lavendelöl nutzen, indem man ein paar Tropfen davon auf Puls, Schläfen und das Kopfkissen gibt.


Yang | 23 bis 1 Uhr | Galle

Zwischen 23 und 1 Uhr fährt der Körper die Ausschüttung von Kortisol herunter und beginnt, sich zu entspannen. Auch die Vitalfunktionen wie Puls, Temperatur der Blutdruck werden gesenkt. Darüber hinaus verlangsamt sich der Stoffwechsel. Die Haut beginnt mit der Regeneration. Nun ist die optimale Zeit zum Schlafen gekommen.

Kommt es vor allem um Mitternacht zu Schlafstörungen, so ist dieses ein Anzeichen für eine Störung des Gallen-Qis. Um die Galle zu stabilisieren, ist es ratsam, über den Tag verteilt etwas drei bis fünf Tassen Pfefferminz-Tee zu trinken.


Video: Die Organuhr nach TCM und wie du sie für deine Gesundheit nutzen kannst – Ernährungsberatung nach TCM, Mag. Katharina Ziegelbauer


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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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