Somniloquie: Sprechen im Schlaf? – Was tun?
Wer schläft, sündigt nicht. Diese Redewendung ist gemeinhin bekannt, dennoch passieren uns die merkwürdigsten Dinge, wenn wir schlafen. So gibt es die Schlafwandler, die sich unbewusst von einem Ort an den anderen bewegen. Andere gehen nachts an den Kühlschrank und essen während sie vermeintlich ruhen ( schlafbezogene Essstörung). Nicht selten kommt es zudem auch vor, dass Menschen im Schlaf reden. Selbst bekommt man davon natürlich eigentlich nie etwas mit, sondern erfährt höchstens vom Bett- oder Zimmernachbarn, dass man in der letzten Nacht anscheinend mal wieder sehr mitteilsam war.
Im Schlafmagazin gehen wir dem Sprechen im Schlaf genauer auf den Grund. Was hat es mit diesem merkwürdigen Schlafverhalten auf sich, welches auch als Somniloquie bezeichnet wird. Erfahren Sie jetzt mehr darüber und finden Sie heraus, was Sie gegen das Schlafsprechen unternehmen können.
Was ist Somniloquie?
Unter Somniloquie (auch: Somniloquia, Somniloquenz) versteht man das Reden oder Sprechen im Schlaf, welches gelegentlich auch als Schlafsprechen bezeichnet wird. Die Somniloquie gehört wie z. B. Bettnässen, Zähneknirschen oder Schlafwandeln zur Gruppe der Parasomnien (Störungen, die nachts zu ungewöhnlichem Verhalten führen). Es handelt sich allerdings weniger um eine echte Schlafstörung und mehr um eine Verhaltensauffälligkeit, die im Schlaf auftritt.
Menschen, die unter Somniloquie leiden, sprechen während des Schlafens oder geben schlafend Geräusche von sich, ohne sich dessen auch nur im Geringsten bewusst zu sein.
Es gibt Betroffene, die im Schlaf sogar in der Lage sind, förmlich Konversation zu pflegen. Andere hingegen stöhnen lediglich, äußern unverständliche Laute oder artikulieren nur einzelne Kraftausdrücke.
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Warum spricht man im Schlaf?
Die genauen Ursachen für das Auftreten der Somniloquie sind nicht bekannt. Schlafsprechen kann sowohl bei Personen mit anderen Erkrankungen oder Vorbelastungen (bspw. bei neurotischer Veranlagung, Schlafwandeln oder Schlafsucht) als auch bei vollkommen gesunden und unbelasteten Menschen vorkommen.
Fieber, schwere Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente, Alkoholgenuss, Drogenkonsum, Stress oder psychische Belastung/Überforderung können das Auftreten von Schlafsprechen fördern. Auch Schlafentzug bzw. Schlafmangel kann das Auftreten von Reden während des Schlafs begünstigen.
Wenn es in der Familie bereits Personen gibt, die unter Somniliquie „leiden“, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst im Schlaf spricht, höher. Man geht nämlich davon aus, dass die Neigung im Schlaf zu sprechen vererbbar ist.
Wer ist von Somniloquie betroffen?
Somniloquie kommt besonders häufig bei Kindern vor. Man geht davon aus, dass etwa vier bis 14 Prozent der Kinder regelmäßig und 22 bis 60 Prozent gelegentlich im Schlaf reden. Im Bereich der Erwachsenen sollen circa ein bis fünf Prozent vom regelmäßigen Schlafsprechen betroffen sein. Etwa 20 bis 45 Prozent der Erwachsenen sollen ab und zu im Schlaf sprechen. Männer reden in diesem Zusammenhang statistisch gesehen doppelt so oft im Schlaf wie Frauen.
Wann spricht man im Schlaf?
Viele Menschen glauben, dass man in den Traumphasen im Schlaf spricht bzw. sprechend auf das reagiert, was einem im Traum widerfährt. Meistens tritt das Schlafsprechen allerdings zwischen den Traumphasen bzw. im Vorfeld der ersten Traumphase auf.
Sollte die Somniloquie als Begleitsymptom einer anderen Erkrankung z.B. einer Narkolepsie auftreten, kann es auch während des Traums zum Reden im Schlafen kommen, was auf die Natur der Hypersomnie zurückzuführen ist.
Auch bei gesunden Menschen kann es während des Traumschlafs zu einer Lautäußerung kommen. Hierbei kann es sich allerdings nicht um ein Murmeln, Reden oder Sprechen, sondern nur um ein Schreien handeln.
Wenn Träume aufregend sind, kann es vorkommen, dass man versucht, im Traum zu schreien. Gelegentlich gelingt dieser Versuch so gut, dass man tatsächlich schreit. Häufig folgt darauf ein schweißgebadetes Erwachen mit beschleunigtem Atem und Herzklopfen.
Bei Kindern tritt das Schreien aus dem Schlaf heraus häufiger auf. Mit dem Schreien geht oft eine Angst einher. Man spricht in diesem Zusammenhang vom Nachtschreck (Pavor nocturnus).
Was sagt man im Schlaf?
Französische Forscher haben herausgefunden, dass Schlafredner besonders häufig Schimpfworte, Beleidigungen oder das Wort nein von sich geben. Man hatte für diese Studie 232 Menschen in ein Schlaflabor in Paris eingeladen, dann die nächtlichen Äußerungen aufgezeichnet und anschließend linguistisch geprüft.
Insgesamt wurden über 800 Episoden registriert. 60 Prozent davon waren unverständlich oder es handelte sich um Lachen, Schreien oder sinnloses Gemurmel. Bei jeder zehnten Äußerung handelt es sich um Kraftausdrücke oder Herabwürdigungen.
Man geht davon aus, dass sich dieses darauf zurückführen lässt, dass die Hemmschwelle im Schlafzustand sinkt und man deshalb eher bereit ist, zwanglos seine Meinung zu äußern.
Wer wissen will, ob er im Schlaf redet und vor allem, was er im Schlaf von sich gibt, sollte sich die App Sleep Talk Recorder anschauen. Diese App reagiert auf Geräusche und zeichnet diese auf. – Dabei ist egal, ob es sich um ein Schnarchen, Murmeln, Stöhnen, einzelne Wortäußerungen oder ganze Geschichten handelt. Am nächsten Tag kann man sich dann die Aufzeichnung anhören und schauen, wie es tatsächlich um die Nachtruhe im eigenen Schlafzimmer bestellt ist.
Verrät man im Schlaf Geheimnisse?
Häufig sind die Äußerungen von Menschen, die im Schlaf reden, für Außenstehende kaum oder gar nicht zu verstehen, da diese sehr oft äußerst undeutlich sprechen. Deshalb braucht man sich meistens keine Gedanken zu machen, dass man während des Schlafsprechens Geheimnisse verrät.
Wer allerdings laut im Schlaf spricht oder sogar schreit, der könnte prinzipiell Gefahr laufen, dass er Dritten gegenüber irgendwas äußert, was unangebracht ist oder Probleme nach sich zieht. In diesem Fall kann sogar bereits ein einziges Wort größere Bedeutung haben, wenn es sich dabei z. B. um einen Namen handelt.
Ist Sprechen im Schlaf gefährlich?
Wenn es neben der Somniloquie keine weiteren Beschwerden gibt, braucht man sich normal keine weiteren Gedanken zu machen. Es handelt sich dabei dann zumeist um ein harmloses Symptom, welches in der Regel mit zunehmendem Alter von selbst zurückgeht.
Handelt es sich beim Schlafsprechen allerdings um ein Symptom, welches in Verbindung mit einer anderen Erkrankung oder gesundheitlichen Belastung einhergeht, ist davon auszugehen, dass keine Selbstregulierung stattfindet. In diesem Fall sollte man sich kompetente Hilfe bei einem erfahrenen Arzt suchen.
Was kann man gegen Reden im Schlaf tun?
Wie bereits geschrieben, ist es nicht zwingend erforderlich, etwas gegen das Schlafsprechen zu unternehmen, wenn es als Einzelsymptom ohne weitere Beschwerden auftritt und auch der Schlaf von Bett- oder Zimmergefährten darunter nicht leidet.
Erste Maßnahmen, um zu versuchen, die Häufigkeit des Schlafredens zu reduzieren, kann in einer Verbesserung des Schlafklimas sowie in der Nutzung von Entspannungstechniken wie dem autogenen Training oder Yoga.
Sollte es schwerwiegendere psychische Probleme oder Störungen (Ängste, Traumata) geben, die verantwortlich für die Somniloquie sein können, empfiehlt es sich, einen Psychotherapeuten hinzuzuziehen.
Weitere Informationen zur Somniloquie im Internet:
- Hirschhausens Hirnschmalz: Was redest du da? – spektrum.de
- Reden im Schlaf: Dieses Wort wird am häufigsten gemurmelt – BR.de
- Was in der Nacht ans „Licht“ kommt – ORF.at