Schlafwandeln – Was ist das und was kann man dagegen tun?
Schlafwandeln ist Inhalt vieler alter Bilder und Darstellungen. Kein Wunder, denn es ist für die meisten Menschen eine beunruhigende Vorstellung, dass sie im Schlaf Dinge tun könnten, über die sie keine Kontrolle haben. Erfahren Sie hier, was Schlafwandeln ist, welchen Grund es hat und was man dagegen tun kann.
Schlafwandeln – Was ist das eigentlich?
Wissenschaftlich wird das Schlafwandeln als Somnambulismus bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und leitet sich vom somnus (der Schlaf) und ambulare (gehen) ab. Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene. Etwa 15 Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen waren schon mindestens einmal vom Schlafwandeln betroffen. Die Neigung verschwindet mit der Zeit. Nur noch rund ein bis zwei Prozent der Erwachsenen wandeln im Schlaf.
Doch was ist Schlafwandeln eigentlich genau? Betroffene setzen sich bei leichten Formen von Somnambulismus oft nur auf und sprechen manchmal (meist unverständlich). Bei schweren Formen verlässt der Schlafwandler das Bett, was gefährlich werden kann. Zum einen für den Schlafenden, der sich unsicher bewegt und sich leicht verletzen kann. Zum anderen für Personen, die in der Nähe sind oder helfen wollen, denn Schlafwandler können sich unter Umständen unkoordiniert bewegen und dadurch versehentlich Personen verletzen. In sehr seltenen Fällen soll es auch schon zu aggressivem Verhalten des Schlafenden gekommen sein. Hier muss man jedoch differenzieren, denn Somnambulismus tritt in Tiefschlaf-Phasen auf, niemals in REM-Phasen (Traumphasen). Aggressives Verhalten im Schlaf weist eher auf eine sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung hin, die manchmal mit dem Schlafwandeln verwechselt wird.
“Schlafwandler bloß nicht wecken!“ – Mythos oder Wahrheit?
Die Entscheidung, ob man schlafwandelnde Personen weckt oder nicht, ist alles andere als trivial. Denn immerhin besteht für den Schlafwandler eine echte Gefahr. Eine „schlafwandlerische Sicherheit“ gibt es nämlich nicht. Im Gegenteil, Schlafwandler nehmen ihre Umgebung nicht wahr und neigen deshalb dazu, gegen Gegenstände zu laufen, zu stolpern oder können Treppen hinunter stürzen. Andererseits birgt auch das Aufwecken Gefahren. Schlafwandler erschrecken oft sehr, wenn sie nicht im gewohnten Bett aufwachen. Sie können dann längere Zeit sehr verstört sein oder vor Schreck stürzen.
Wie reagiert man also richtig, wenn jemand schlafwandelt?
Am besten versucht man den Schlafenden ganz sanft wieder in sein Bett zu lenken. Auch wenn es komisch klingen mag: Sträubt sich der Schlafwandler, probieren Sie ihn mit Essen zu locken. Typisch für Schlafwandler ist ein großer Appetit auf Essbares.
Liegt der Schlafwandler wieder im Bett, dann können Sie ihn dort wecken oder – wenn er keine Anstalten macht wieder aufzustehen – auch ruhig weiter schlafen lassen.
Wie merkt man, dass man schlafwandelt?
Schlafwandler haben keine Erinnerung an ihre nächtlichen „Ausflüge“. Wer mit Familie oder Partner zusammenlebt, wird vielleicht von seinen Mitbewohnern darauf aufmerksam gemacht, dass er nachts aufwacht, spricht oder verwirrt Kissen oder Decken im Bett hin und her schiebt. Ist der Fall schwerer, dann berichten Familie oder Partner vielleicht, dass der Betroffene nachts das Bett verlässt, Türen, Schubladen oder Schränke öffnet, mit leerem Blick und unsicheren Schritten durch die Wohnung wandert oder (teils sinnlose) Haushaltstätigkeiten ausführt.
Doch was können Sie tun, wenn Sie alleine leben und vermuten, Sie könnten schlafwandeln? Dann achten Sie auf Kleinigkeiten: Ist die Schlafzimmertür oder die Schranktür morgens plötzlich offen? Liegen Dinge herum, die Sie abends noch aufgeräumt haben? Liegen Sie morgens falsch herum im Bett? Im Zweifelsfall gibt es heute sehr günstige Kameras, mit denen Sie Ihre Befürchtungen ausräumen können, indem Sie Ihr Bett einige Nächte überwachen.
Welche Ursache hat das Schlafwandeln und kann man etwas dagegen tun?
Früher dachte man, der Vollmond sei der Auslöser für das Schlafwandeln (alte Bezeichnung: Mondsucht). Heute weiß man: Der Mond hat nichts damit zu tun. Hat jemand eine Veranlagung zum Schlafwandeln, können Auslöser bestimmte Reize wie eine volle Blase oder laute Geräusche sein. Diese Veranlagung scheint erblich zu sein. 80 Prozent aller Schlafwandler geben an, dass nahe Angehörige ebenfalls schlafwandeln. Als sicher gilt, dass Somnambulismus in vielen Fällen durch ein noch nicht ganz ausgereiftes Nervensystem bedingt wird. Deshalb tritt das Phänomen bei Kindern häufiger auf und verschwindet fast immer mit Erreichen der Pubertät.
Ursachen für das Schlafwandeln
- bei 80% der Betroffenen scheint die Veranlagung erblich zu sein
- Auslösung durch z. B. volle Blase oder laute Geräusche
- Somnambulismus bedingt durch ein nicht ganz ausgereiftes Nervensystem
Betroffene oder Eltern von schlafwandelnden Kindern wünschen sich oft, etwas dagegen tun zu können. Doch leider sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Bisher sind keine Medikamente bekannt, die gegen Schlafwandeln helfen. Wichtig ist: Informieren Sie das Umfeld, wie es richtig reagiert. Bei Kindern hört das Schlafwandeln in aller Regel spätestens im Pubertätsalter wieder auf. In schweren Fällen oder wenn Somnambulismus bei Erwachsenen auftritt, sollte eine neurologisch- psychiatrische Untersuchung vorgenommen werden.