Schnarchen kann krank machen

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Zeichnung einer schnarchenden PersonWohl jeder kennt das typische Geräusch, das durch Schnarchen hervorgerufen wird.  Schnarchen gehört zu den vier häufigsten Schlafstörungen und ist nicht nur lästig für den Bettnachbarn, sondern kann auch ernsthaft krank machen. Die nächtliche Belästigung und große Herausforderung für jede Paarbeziehung bzw. Ehe wurde vom Schriftsteller Anthony Burgess perfekt auf den Punkt gebracht: „Lache, und die Welt lacht mit dir. Schnarche, und du schläfst allein.“

Wie entsteht das lästige Geräusch? Was kann man gegen Schnarchen unternehmen? Welche Gefahren gehen vom Schnarchen aus? Die Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie in unserem Artikel rund ums Schnarchen.

Wie kommt es zum Schnarchen und was passiert beim Schnarchen im Körper?

Zuerst handelt es sich beim Schnarchen um ein Geräusch, das im Schlaf meistens beim Einatmen – lediglich selten auch beim Ausatmen, in den oberen Atemwegen entsteht. Um dieses typische Schnarchgeräusch in wachem Zustand zu erzeugen, müssen wir nur den Mund leicht öffnen, die Zunge nach hinten nehmen, die Rachenmuskulatur entspannen und andauernd einatmen. Gaumensegel und Rachenwand knattern dann direkt vor sich hin und rufen das altbekannte, verhasste Schnarchgeräusch hervor.

Unser Rachen ist mit Weichteilen (Gaumensegel, Zäpfchen und Schleimhautfalten) ausgekleidet. Atmen wir nun in erster Linie durch den Mund, können diese Weichteile durch den Sog der Luftströmung in Schwingungen versetzt werden. Zusätzlich müssen als Voraussetzung für das Schnarchen in der Region der oberen Luftwege Verengungen vorliegen, welche Turbulenzen beim Einatmen möglich machen.

Bei jedem Menschen lässt im Schlaf die Muskelspannung nach. Im Zuge dieser Muskelentspannung kommt es sowohl beim Schnarcher als auch beim ruhigen Schläfer ebenfalls zum Erschlaffen der Muskeln im Rachen und des Zungenmuskels (zieht die Zunge nach vorne). In der Folge nähern sich Rachenwand, weicher Gaumen und Zungenwurzel beim Einatmen durch den Sog, der von der Lunge ausgeht, und durch die reduzierte Muskelspannung einander an. Normalerweise ist die verbleibende Muskelspannung allerdings groß genug, um den Rachen so weit offen zu halten, dass die Luft ohne Behinderung hindurchströmen kann.

Aufgrund der entspannten Rachenmuskulatur und Zungenmuskulatur kommt es beim Schnarcher zu Verengungen. Teilweise verfügt der Schnarcher zusätzlich auch noch über weitere Engstellen in den oberen Atemwegen wie vergrößerte Mandeln oder ein vergrößertes Zäpfchen. Die Luft strömt in diesen engen Bereichen beim Einatmen schneller. Durch den beschleunigten Luftstrom werden die Weichteile im Rachen vermehrt in Vibrationen versetzt. Das „Schnarchkonzert“ beginnt.

Zum Schnarchen kommt es besonders dann, wenn der Schlafende auf dem Rücken liegt. Die Ursache hierfür ist in der Schwerkraft zu finden. In der Rückenlage fällt die Zungenwurzel leicht nach hinten zur Rachenwand hin, und da insbesondere in Tiefschlafphasen eine Entspannung des Hauptzungenmuskels vorliegt, erfolgt kein Gegensteuern zur Schwerkraft. Eine Enge im Rachenraum entsteht, wodurch sich der Luftstrom beschleunigt und die Weichteile im Rachen anfangen zu schwingen – der Schläfer schnarcht. In Rückenlage fangen oft auch viele Menschen an zu schnarchen, die in seitlicher Position absolut geräuschlos schlafen.


Welche Faktoren fördern das Schnarchen?

Neben der Rückenlage zum Schlafen, die schnell zum Garanten für Schnarchen wird, begünstigt Alkoholgenuss das Schnarchen ungemein. Auch alles, was die Atmung reizt oder beeinträchtigt (Rauchen, Allergien, einige entspannende Medikamente), wirkt sich förderlich auf das Schnarchen aus. Daneben ist Übergewicht ein weiterer Hauptauslöser für das Schnarchen. Weiterhin können ebenfalls körperliche Besonderheiten und Umstände, Schnarchen hervorrufen oder verstärken. Dazu gehören beispielsweise kleine Unterkiefer, große Zungen, schiefe Nasenscheidewände, vergrößerte Mandeln oder geschwollene Nasenmuscheln.


Wie laut ist Schnarchen?

Die Lautstärke beim Schnarchen variiert je nach Ausprägung der Schlafstörung. Normale Schnarcher erreichen in der Regel einen Schallpegel zwischen 40 und 45 Dezibel, was in etwa mit einem „Flüstern“ gleichzusetzen ist. Schnarcher, deren Schnarchen ein Anzeichen für eine Schlafapnoe ist, werden jedoch deutlich lauter. Das Schnarchen erreicht hierbei oft Lautstärken von 70 Dezibel und mehr. Wobei 70 Dezibel ungefähr die Lautstärke eines normalen Gesprächs sind.

Der Lautstärken-Rekord im Schnarchen (Guinness-Rekord) wird vom aus dem schwedischen Kumala stammenden Kare Walkert gehalten und liegt bei sagenhaften 93 Dezibel. Um eine etwas bessere Vorstellung vom Ausmaß einer derartigen Schnarchbelästigung zu bekommen: starker Straßenverkehr verursacht einen Geräuschpegel von etwa 90 Dezibel. Wer also neben Kare Walkert zu seinen besten Schnarchzeiten schlafen will, kann sich auch gleich neben die Autobahn legen und versuchen dort zur Ruhe zu kommen.


Welche Arten von Schnarchen werden unterschieden?

Schnarchen ist nicht gleich schnarchen. In der Medizin werden beim Schnarchen beispielsweise Unterschiede nach den Weichteilen, die das Schnarchgeräusch auslösen, gemacht. So wird das Schnarchen, welches durch das Gaumensegel ausgelöst wird, als velares Schnarchen bezeichnet. Wird das Schnarchen durch die im Rachen befindlichen Schleimfalten verursacht, ist die Rede vom pharyngealen Schnarchen. Schnarchen kann jedoch auch im „kombinierter“ Form vorliegen, also, dass das Schnarchen sowohl durch Vibrationen des Gaumensegels als auch durch Schwingungen der Schleimfalten verursacht wird.

Das normale Schnarchen, das medizinisch unbedenklich ist, wird außerdem als primäres oder habituelles Schnarchen bezeichnet. Von diesem Schnarchen sind etwa ein Drittel aller erwachsenen Deutschen betroffen. Dabei werden Menschen, die nur gelegentlich schnarchen nicht mitgerechnet.


Wer schnarcht?

In jüngeren Jahren schnarchen mehr Männer als Frauen. Man geht davon aus, dass etwa vier von zehn Männern und drei von zehn Frauen schnarchen. Das die Zahl der schnarchenden Frauen in jüngeren Jahren geringer ausfällt, ist wahrscheinlich auf das Geschlechtshormon Östrogen zurückzuführen, welches das Rachengewebe besser in Form hält.

Im Alter wird allgemein mehr geschnarcht, was damit zusammenhängt, dass die Weichteile im Rachen im Alter erschlaffen und so leichter in Vibrationen geraten. Dieses gilt gleichermaßen für Männer wie für Frauen, weshalb es bei älteren Menschen keine unterschiedliche Verteilung mehr gibt und Schnarcher bei beiden Geschlechtern in gleicher Relation vorkommen.

Auch bei Kindern kann gelegentlich schnarchen beobachtet bzw. „belauscht“ werden. Schnarchen bei kindlichen Schläfern ist häufig auf vergrößerte Mandeln zurückzuführen.


Was kann man gegen Schnarchen tun?

Schnarchen kann durch das Tragen einer Gebissschiene, die individuell vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden hergestellt bzw. angepasst wird, vermindert oder sogar ganz abgestellt werden. Eine Gebissschiene für Schnarcher ist wie ein Mundschutz für Boxer geformt. Sie wird nachts über den Zähnen getragen, wobei sie den Unterkiefer etwas nach vorne hält, was den Luftweg auf der hinteren Seite des Rachens offen hält.

Auch im Handel werden eine Reihe von Hilfsmitteln angeboten. Dazu gehören beispielsweise die Nasenpflaster, wobei es keine schlüssigen Beweise für eine Wirksamkeit gibt. Spezielle Antischnarchkissen sollen angeblich den Kopf in einer Position halten, wo die Atemwege frei bleiben. Weit verbreitet sind auch Geräte für das Handgelenk, die dem Schlafenden im Fall von Schnarchen einen leichten elektrischen Schlag versetzen und ihn so zum Positionswechsel bewegen sollen.

Um nachts nicht in die Rückenlage „zu verfallen“, kann es hilfreich sein, einen Tennisball in das Rückenteil von Schlafanzug oder Nachthemd einzunähen, der das Liegen auf dem Rücken äußerst unangenehm werden lässt. Gelegentlich werden derartige „Antischnarchhemden“ mit einer Verdickung im Rückenteil auch schon fertig zum Kauf angeboten.

Auch eine Operation ist denkbar. Dazu muss jedoch sichergestellt sein, dass das Schnarchen nicht im Zusammenhang mit einer Schlafapnoe steht. Bevor sich ein Schnarcher operieren lässt, sind deshalb unbedingt umfassende Tests im Schlaflabor und weitere medizinische Untersuchungen notwendig. Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden gegen Schnarchen, die jedoch nicht alle klinisch erprobt und oft auch nur bedingt erfolgversprechend sind. Hier sollte man sich unbedingt genau beraten lassen.

Unabhängig von allen vorgestellten Maßnahmen und Hilfsmitteln, sollten Schnarcher, generell auf ein gesundes Körpergewicht achten und vor dem Schlafengehen auf Alkohol und die Einnahme bestimmter Medikamente verzichten. Im Erkältungsfall bzw. bei Schnupfen, ist es außerdem ratsam, mehrfach täglich Nasenspülungen durchzuführen. Der Körper sollte weiterhin beim Schlafen leicht erhöht positioniert werden. Die Rückenlage sollte weitgehend vermieden werden.


Welche Risiken gehen vom Schnarchen aus?

Wie bereits erwähnt, kann Schnarchen ein Hinweis auf eine Schlafapnoe sein.

Daneben gibt es medizinische Hinweise, die darauf hindeuten, dass schnarchende Menschen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck aufweisen. Außerdem soll es bei Frauen, die schnarchen, eher zu einer Risikoschwangerschaft mit negativen Folgen für den Fötus kommen.

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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