Gesundheitscheck: Chronisches Fatigue Syndrom – CFS
Wenn Müdigkeit zum Dauerzustand wird, kein erholsamer Schlaf in Sicht ist und keine noch so lange Ruhephase für eine Verbesserung des körperlichen und geistigen Zustandes sorgt, deutet sehr viel auf das Vorliegen eines Chronischen Fatigue Syndrom hin. – Betroffene sind wirklich ständig müde und fühlen sich extrem kraftlos. Bereits die Bewältigung kleinster Dinge im Alltag fällt vielen Erkrankten schwer.
Oft dauert es sehr lange bis bei einer Erkrankung am Chronischen Fatigue Syndrom die korrekte Diagnose gestellt wird. Zudem weiß man auch heute noch immer nicht, was bzw. wodurch die Krankheit ausgelöst wird, so dass es auch Probleme mit einer geeigneten Therapie gibt.
Für das Schlafmagazin haben wir uns intensiver mit dem Chronischen Fatigue Syndrom auseinandergesetzt und viele wichtige Informationen sowie Tipps für Sie zusammengetragen.
- Was ist das Chronische Erschöpfungssyndrom? Was ist CFS / ME?
- Welche Symptome gibt es beim Chronischen Müdigkeitssyndrom?
- Welche Ursachen bzw. Auslöser gibt es für das Chronische Fatigue Syndrom?
- Wer ist vom Chronischen Fatigue Syndrom betroffen?
- Test: Leide ich am Chronischen Erschöpfungssyndrom?
- Wie wird das Chronische Fatigue Syndrom behandelt? Welche Therapien gibt es bei CFS?
- Was kann man bei CFS tun?
Was ist das Chronische Erschöpfungssyndrom? Was ist CFS / ME?
Das Chronische Fatigue Syndrom – abgekürzt: CFS – wird oft auch als Chronisches Erschöpfungssyndrom oder Chronisches Müdigkeitssyndrom bezeichnet. Eine weiterer verbreiteter Name für das Krankheitsbild ist der Ausdruck Myalgische Enzephalomyelitis, der auch als ME abgekürzt wird. Ein Gleichsetzen des Chronischen Erschöpfungssyndroms mit einer Depression bzw. einem Burn-Out ist falsch.
Im Royal Free Hospital in London erkrankten im Sommer 1955 viele Ärzte und Krankenschwestern an einer seltsamen Erkrankung, welche insbesondere durch anhaltende Muskelschwäche und neurologische Symptome geprägt war. In diesem Zusammenhang prägte der britische Arzt den Begriff der Myalgische Enzephalomyelitis.
1988 brach am Lake Tahoe in Nevada eine Krankheit aus, bei der eine Vielzahl von Personen eine chronische Müdigkeit in Verbindung mit Grippe-Symptomen entwickelten. Für diese Erkrankung wurde dann durch das US-amerikanische Center of Disease Control and Prevention (CDC) der Ausdruck chronic fatigue syndrome (CFS, deutsch: Chronisches Erschöpfungssyndrom) geschaffen.
Weil die exakten Mechanismen und Ursachen für die Krankheit noch ungeklärt sind, nutzen viele Wissenschaftler vermehrt die Hybridbezeichnung ME/CFS. Auch Betroffene bevorzugen dieses, weil der Ausdruck Chronisches Erschöpfungssyndrom verglichen mit dem Leid, welches mit der Erkrankung verbunden ist, eher harmlos anmutet und so oft dazu führt, dass die Kranken weniger ernst genommen werden.
In 2015 hat das US-amerikanische Institute of Medicine (IOM) vorgeschlagen, der Krankheit abermals einen neuen Namen zu geben: Systemic Exertion Intolerance Disease (kurz: SEID | deutsch: Systemische Belastungsintoleranz-Erkrankung). Hierbei würde die Belastungsintoleranz in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Bezeichnung konnte sich allerdings bislang nicht durchsetzen.
Man geht mittlerweile davon aus, dass es sich beim Chronischen Erschöpfungssyndrom um eine Multisystemerkrankung handelt, bei der Fehlregulierungen von Immunsystem, Nervensystem und dem zellulären Energiestoffwechsel vorliegen.
Typisches Kennzeichen für das Chronische Erschöpfungssyndrom ist ein kombiniertes Auftreten von Fatigue, Einschränkungen im Bereich der Denk- und Konzentrationsfähigkeit sowie einer Schwächung des Immunsystems.
Der Begriff Fatigue steht für eine quälende Erschöpfung und Müdigkeit, wobei verschiedene Symptome gemeinsam auftreten können. Wer unter Fatigue leidet, fühlt sich wie zerschlagen. Die Fatigue kann als wesentlicher „Bestandteil“ mit einer Erkrankung wie hier beim Chronischen Erschöpfungssyndrom auftreten oder aber eine Folge bzw. Begleiterscheinung bei anderen schweren Erkrankungen wie Krebs oder Multipler Sklerose sein.
Häufig tritt das Chronische Erschöpfungssyndrom akut auf, wobei grippeähnliche Symptome gegeben sind. Ein CFS kann sich allerdings auch schleichend entwickeln.
Die Erschöpfung, die im Rahmen des CFS einsetzt, hält beim Erkrankten länger als ein halbes Jahr an. Sie ist nicht als Folge einer Beanspruchung zu sehen und kann auch durch Ruhe sowie Schonung nicht beseitigt werden. Personen, die unter dem Chronischen Müdigkeitssyndrom leiden, nehmen häufig eine deutliche Reduzierung ihrer Aktivitäten vor.
Vereinfacht ausgedrückt ist es beim Chronischen Fatigue Syndrom so, dass sich die Batteriezellen des Körpers entleeren und anschließend scheinbar nicht mehr dazu fähig sind, sich vollständig wieder aufzuladen.
Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass es sich beim Chronischen Erschöpfungssyndrom um eine psychische Erkrankung handelt. Neuere Studien und Forschungen in den USA brachten dann aber ans Licht, dass es sich bei CFS um eine schwere körperliche Krankheit handelt (psychische Probleme können allerdings folgen). Auch in Europa führte dieses zu einem Umdenken. – In einigen europäischen Ländern wurde CFS als körperliche Erkrankung anerkannt, bei der die Lebensqualität schlechter als z. B. bei MS ausfällt, was es Betroffenen in Bezug auf Pflege und Rente leichter macht.
Welche Symptome gibt es beim Chronischen Müdigkeitssyndrom?
Personen, die unter dem Chronischen Fatigue Syndrom leiden, beschreiben eine anhaltend starke, lähmende Schwäche. Weiterhin kommt es schnell zu einer körperlichen und geistigen Erschöpfung. Dieser Zustand dauert länger als ein halbes Jahr an.
Mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom können diverse weitere körperliche und psychische Beschwerden verbunden sein:
Psychische Symptome – Chronisches Fatigue Syndrom
- Stark eingeschränkte Belastbarkeit
- Benommenheit
- Stimmungsschwankungen
- Depressive Verstimmungen
- Angst, Panikattacken
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisbeeinträchtigungen
- Wortfindungsstörungen
- Brain-Fog (Art Gehirn-Nebel)
Physische Symptome – Chronisches Fatigue Syndrom
- Grippeähnliche Beschwerden inklusive Halsschmerzen und geschwollener Lymphknoten
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Muskelverspannungen
- Übelkeit, Magen-Darm-Probleme
- Gewichtsabnahme / Gewichtszunahme
- Kurzatmigkeit
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Gestörter Schlaf, keine Erholung durch Schlaf
- Libido-Verlust
Welche Ursachen bzw. Auslöser gibt es für das Chronische Fatigue Syndrom?
Wie es zum Chronischen Erschöpfungssyndrom kommt bzw. was die Erkrankung auslöst oder verursacht, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Als potentielle Auslöser für das CFS werden sowohl Viren wie z. B. Herpes als auch Pilzinfektionen oder Umweltgifte in Betracht gezogen.
Neueren Erkenntnissen zufolge könnte auch eine gestörte Immunabwehr für das Chronische Müdigkeitssyndrom verantwortlich sein. – Wenn die Immunabwehr fortwährend aktiv ist, läuft auch der Energieverbrauch der Körperzellen immer auf Hochtouren, weshalb sich der Betroffene dauerhaft erschöpft fühlt.
Wer ist vom Chronischen Fatigue Syndrom betroffen?
In Deutschland leiden etwa 250.000 Menschen und in Österreich etwa 30.000 an CFS. Weltweit geht man davon aus, dass etwa 0,2 bis 0,4 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, womit es mehr CFS-Betroffene als MS-Patienten gibt.
Frauen sind dreimal häufiger von einer Chronischen Müdigkeitssyndrom betroffen als Männer.
Besonders häufig sollen Menschen mit einer introvertierten und gewissenhaften bis perfektionistischen Persönlichkeit am CFS erkranken.
Es ist aber auch festgestellt worden, dass das Chronische Erschöpfungssyndrom vermehrt im Anschluss von schweren virusbedingten Infektionen auftritt. Hierfür gibt es allerdings noch keinen nachgewiesenen Kausalzusammenhang, weshalb ebenfalls noch nicht gezielt therapiert werden kann.
Test: Leide ich am Chronischen Erschöpfungssyndrom?
Nachfolgend finden Sie eine Auflistung verschiedener Symptome, die mit dem Chronischen Fatigue Syndrom in Verbindung stehen können. Bitte gehen Sie die Liste nach und nach durch und prüfen Sie, ob Sie von der jeweils beschriebenen Symptomatik dauernd oder häufig betroffen sind. Beachten Sie dabei, dass die Symptome für mindestens sechs Monate vorhanden sein sollten. Notieren Sie sich jeden zutreffenden Punkt auf der Liste auf einem Blatt Papier oder zählen Sie im Gedanken mit:
- Kopfschmerzen
- Probleme mit Konzentration und Gedächtnis und / oder Wortfindungsstörungen
- Anfälligkeit für Infekte erhöht, oft Halsschmerzen, Atemwegsinfekte
- Schmerzen in Muskeln, Gelenken und / oder Sehnen
- Druckempfindlichkeit im Bereich der Lymphknoten
- Störungen im Schlafmuster, Schlaf nicht erholsam
- Im Anschluss an eine geringe geistige oder körperliche Anstrengung liegt eine erhebliche Zusatz-Erschöpfung vor, die sich länger als 24 Stunden hält. Diese kann von ausgeprägter Schwäche sowie grippeähnlichen Symptomen begleitet sein.
Test-Auswertung:
Sollten Sie vier oder mehr der gelisteten Punkte als zutreffend bejaht haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser wird zunächst aufgrund der sehr unspezifischen Symptome andere Ursachen bzw. Grunderkrankungen (z. B. Immundefekte, neurologische Krankheiten) für Ihren Gesundheitszustand ausschließen und so letztlich dann u. U. auch die Diagnose für das Chronische Erschöpfungssyndrom stellen.
Wie wird das Chronische Fatigue Syndrom behandelt? Welche Therapien gibt es bei CFS?
Da die genauen Ursachen für das Chronische Müdigkeitssyndrom bislang noch nicht bekannt sind, ist auch keine ursächliche medizinische Behandlung der Erkrankung möglich. Es ist allerdings so, dass sich die individuellen Symptome in der Regel zumindest wesentlich abmildern lassen, wenn eine frühzeitige gezielte Therapie erfolgt.
In den letzten Jahren wurde hinsichtlich der Therapie des Chronischen Fatigue Syndroms vieles ausprobiert. Dabei gab es einige erfolgversprechende Ansätze, die sich mittlerweile aber zum Teil auch schon wieder überholt haben. Zu nennen sind hier u. a. die Immunadsorption (Art Dialyseverfahren, bei dem bestimmte Antikörper aus dem Blut „herausgeholt“ werden) und die Therapie mit Rituximab (biotechnologisch hergestellter Antikörper, Arzneistoff in der Krebsimmuntherapie).
Immer häufiger kommt auch die so genannte CFS-Immuntherapie zur Behandlung des Chronischen Fatigue Syndroms zum Einsatz. Bei dieser Kombinationstherapie, welche in der Regel von der Krankenkasse getragen wird, werden immunstimulierende bzw. abwehrfördernde Medikamente eingesetzt. Hinzu kommt eine spezielle Ernährung mit einer besonderen Vitamin-Diät und der Einnahme von Enzymen sowie Mineralien. Abgerundet wird das ganzheitliche Konzept durch Bewegung in Form von gezielter Gymnastik und einer psychologischen Betreuung.
Was kann man bei CFS tun?
Wenn vom Arzt ein Chronisches Fatigue Syndrom diagnostiziert wurde, sollte man selbst darauf achten, dass man seinen Tagesrhythmus regelmäßig gestaltet und sich vital-stoffreich und leicht ernährt. Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls wichtig, wobei man die Belastung moderat halten sollte. Hilfreich können Entspannungsübungen sein.
Personen, die unter dem Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden, sollten auf insbesondere auf ihr Energiemanagement achten. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist Pacing. – Hier finden Sie eine .pdf-Anleitung zum CFS Pacing.
Manchmal helfen auch naturheilkundliche Mittel bei der Verbesserung bzw. Linderung der CFS-Symptome.
Homöopathie
Arnica
kann bei Übermüdung und Überanstrengung etwas Energie zurückgeben
Damiana
kann unterstützen, wenn starke Schlafstörungen vorhanden sind oder sich geistige und körperliche Erschöpfung gegenseitig bedingen
Sepia
kann bei nervösen Erschöpfungszuständen oder Schwäche für Linderung sorgen
– jeweils Einnahme einer Tablette 3x pro Tag in der Potenz D6 (erhältlich in der Apotheke) –
Schüßler-Salze
Calcium fluoratum – Schüßler-Salz Nr. 1
wirkt sich förderlich auf die Eigendynamik aus, wodurch sich die mit CFS verbundene Antriebslosigkeit zu Aktivität und Lebenskraft gewandelt werden kann
Zincum chloratum – Schüßler-Salz Nr. 21
überaus wichtig für das Immunsystem und den Zell-Stoffwechsel, auch hilfreich bei ausgeprägten Einschlafstörungen
– zwei bis drei Tabletten bis zu 3x pro Tag langsam im Mund „schmelzen“ lassen –
Unterstützung bei vielen Fragen sowie seelischen Beistand finden Betroffene in Selbsthilfegruppen. Hier sind der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS/CFIDS/ME) – Fatigatio e.V. oder die CFS-Hilfe Österreich gute Anlaufstellen.
Weitere Informationen zum Chronischen Fatigue Syndrom im Internet:
Anleitung zur Selbsthilfe lindert chronisches Erschöpfungssyndrom in Studie
Wer sich intensiver mit der Erkrankung CFS auseinandersetzen will, der sollte sich die preisgekrönte Dokumentation „Unrest“ / „Unruhe“ von Jennifer Breas anschauen: Unrest Film