Bluthochdruck und Schlaf
Wenn vom Bluthochdruck die Rede ist, liest man auch oft von der Zivilisationskrankheit Nr. 1: In Deutschland soll – dem Robert-Koch-Institut zufolge – jeder dritte Erwachsene unter Bluthochdruck leiden, sodass rund 20 Millionen Menschen über 18 Jahren hierzulande einen zu hohen Blutdruck haben (siehe: Blutdruck in Deutschland: Zahlen und Fakten).
Grund genug, auch im Schlafmagazin das Thema Bluthochdruck zu behandeln und zu schauen, inwiefern ein zu hoher Blutdruck den Schlaf beeinträchtigt bzw. worauf man im Bezug auf den Schlaf achten sollte, wenn man von Bluthochdruck betroffen ist.
Was versteht man unter Blutdruck und Bluthochdruck?
Das menschliche Herz zieht sich innerhalb einer Minute circa 60-mal bis 80-mal zusammen und dehnt sich anschließend wie eine Art elastischer Gummiball wieder aus. Dabei pumpt das Herz das Blut unter Druck in die Schlagadern, welche sich in zunehmend dünner werdende Äste verzweigen und schließlich in Kapillaren übergehen. Alle Gefäße begegnen dem Blutstrom mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Widerstand, weshalb das Blut lediglich dann fortwährend fließen kann, wenn es unter ausreichend Druck steht.
Diesen Druck bezeichnet man als Blutdruck. Er entsteht durch die Arbeit des Herzens, welches gegen den Widerstand der Blutgefäße arbeitet.
Die Messung des Blutdruckes erfolgt zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten bzw. mit zwei Werten. Der höhere Wert wird durch die Kontraktion des Herzens erzeugt und als Systole bezeichnet. Der niedrigere Wert wird während der Erschlaffung der Herzkammern zwischen den Herzschlägen ermittelt und als Diastole bezeichnet. Die Diastole stellt den Widerstand der kleinen Arterien im Körper dar und gibt damit Aufschluss über die Last, gegen die das Herz arbeiten muss.
Die Druckwelle, welche mit jedem Schlag des Herzens entlang der Arterien übertragen wird, bezeichnet man als Puls, der an verschiedenen Stellen des Körpers wie beispielsweise an den Handgelenken gut fühlbar ist.
Zur Messung des Blutdruckes verwendet man ein Blutdruckmessgerät. Die Angabe des Blutdruckes erfolgt in mm auf einer Quecksilbersäule – kurz: mmHg. Dieses geht darauf zurück, dass man früher Blutdruckmessgeräte verwendete, die tatsächlich über eine Quecksilbersäule verfügten. Wie bei den modernen, heute üblichen Digitalgeräten wurde auch bei den frühen Messgeräten für den Blutdruck eine Manschette am Arm befestigt und anschließend mit Luft aufgepumpt. Bei den alten Geräten hat der Arzt dann mithilfe eines Stethoskops den Blutstrom in der Armbeuge abgehört, während er die Luft wieder aus der Manschette herausließ und dabei die Quecksilbersäule im Blick hielt.
Ein junger, gesunder erwachsener Mensch hat im Ruhezustand gewöhnlich einen Blutdruck von circa 120/80 – 120 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch – gesprochen als 120 zu 80.
Im Laufe des Tages verändert sich der Blutdruck bei jedem Menschen häufiger. Er ist von diversen Faktoren abhängig, so fällt er im Allgemeinen ab, wenn Körper und Geist ausruhen oder steigt an, wenn man mental aufgeregt ist oder sich körperlich anstrengt. – Während des Schlafs sowie in den frühen Morgenstunden sind die Blutdruckwerte normalerweise am niedrigsten, während sich am Tage bei psychischer oder physischer Belastung die höchsten Blutdruckwerte zeigen. Diese Form der Schwankungen des Blutdrucks sind vollkommen normal und als erforderliche Anpassungsreaktionen auf unterschiedliche Einflussfaktoren zu bewerten.
Von Bluthochdruck spricht man, wenn der Blutdruck ständig erhöht ist – in Ruhe über 140 mmHg (systolisch) und 90 mmHg (diastolisch) liegt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Hypertonie.
Bluthochdruck ist relativ weit verbreitet, betrifft besonders Männer und tritt meistens im mittleren bis höheren Alter auf.
Video: Was passiert bei Bluthochdruck? | Odysso – Wissen im SWR
Was bedeutet Bluthochdruck für den Schlaf?
Bekanntermaßen ist der Schlaf ein ganz wesentlicher Faktor für die Gesunderhaltung des Körpers und das seelische Wohlbefinden. Dieses gilt ganz besonders für Personen, die unter hohem Blutdruck leiden, weil sich während der Nacht auch Herz und Kreislauf von den Strapazen des Tages erholen.
In der ersten Hälfte der Nacht sinkt der Blutdruck normalerweise deutlich, während er dann im Laufe der zweiten Nachthälfte wieder langsam ansteigt. Der Puls geht insbesondere in den Tiefschlafphasen bis auf 50 Schläge pro Minute zurück, was das Herz und gleichzeitig auch die Blutgefäße entlastet. Im REM-Schlaf kommt es übrigens auch zu kurzzeitigen Wiederanstiegen von Blutdruck und Herzfrequenz.
In einer japanischen Studie hat man untersucht, ob eine zu geringe Schlafdauer bei Bluthochdruckpatienten zu einem gesteigerten Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte führen kann. Dazu haben die Forscher eine Gruppe von mehr als 1.200 Probanden über einen Zeitraum von vier Jahren beobachtet. Im Durchschnitt waren die Studienteilnehmer circa 70 Jahre alt und alle von Hypertonie betroffen. Während der Studie traten insgesamt knapp 100 Herz- und Hirninfarkte auf.
Die Wissenschaftler setzten die durchschnittliche Schlafdauer und den Gesundheitszustand der Probanden in Relation. Dabei zeigte sich, dass Personen, die nachts weniger als 7,5 Stunden im Durchschnitt schliefen, ein etwa doppelt so hohes Risiko für das Auftreten eines Herz- oder Schlaganfalls hatten als Personen, die ein regelmäßiges Schlafpensum von mehr als 7,5 Stunden pro Nacht erreichten.
Probanden, die zusätzlich zu einer zu geringen Schlafdauer auch noch einen zu gering ausfallenden Blutdruckabfall in der Nacht (Dipping) aufwiesen, hatten sogar ein um das Vierfache erhöhte Risiko gegenüber den länger schlafenden Hypertonikern.
Video: Herztag 2021: Was hat der Schlaf mit Bluthochdruck zu tun? | Westpfalz-Klinikum
Eine regelmäßige, ungestörte Nachtruhe ist sehr wichtig. Auf Überstunden, die zulasten des Schlafes gehen, Nachtschichten oder auch das Arbeiten in Wechselschichten sollten Hypertoniker nach Möglichkeit besser verzichten.
Um auf ein ausreichendes Schlafpensum zu kommen, kann es als Bluthochdruck-Erkrankter unter Umständen auch sinnvoll sein, sich regelmäßig zu einem kleinen Nap bzw. Mittagsschlaf hinzulegen.
Bluthochdruck und Schlafapnoe
Über Schlafapnoe bzw. das Schlafapnoe-Syndrom haben wir bereits in unserem Artikel Gesundheitscheck: Schlafapnoe ausführlich berichtet. Als Schlafapnoe bezeichnet man eine Störung, bei der es im Schlaf zeitweilig zu Atemstillständen mit einer Mindestdauer von zehn Sekunden oder mehr kommt.
Personen, die unter Schlafapnoe leiden, sind sich dessen oft nicht bewusst. Sie bemerken meist nur, dass sie tagsüber auffällig müde sind und Probleme mit dem Gedächtnis sowie Konzentrationsschwächen haben. Häufig sind es eher Bettnachbarn, die feststellen, dass in der Nacht der Atem aussetzt.
Eine ausgeprägte Schlafapnoe kann Bluthochdruck, einen Herzinfarkt, Herzstillstand oder auch einen Schlaganfall verursachen.
Man weiß außerdem, dass in der Gruppe der Personen mit Bluthochdruck auch das Schlafapnoe-Syndrom häufiger auftritt. Die Wahrscheinlichkeit, gleichzeitig an Bluthochdruck und Schlafapnoe zu leiden, steigt mit dem Vorhandensein weiterer Risikofaktoren wie insbesondere Übergewicht. In diesem Zusammenhang sollte man sich auch mit dem Metabolischen Syndrom befassen.
Während einer Apnoe-Phase (10+ Sek. Atemstillstand) sind die für die Atmung verantwortlichen Muskelgruppen inaktiv oder verhalten sich unkoordiniert. Der Betroffene erstickt während dieser Phase nicht, weil diese nur sehr selten länger als eine Minute anhält. Eine Apnoe-Phase endet allerdings nicht spontan. Der durch die Apnoe im Blut einsetzende Sauerstoffmangel ist eine ernsthafte Bedrohung für den Körper und löst eine Überlebensreaktion aus. – Es setzt eine Alarmreaktion oder Weckreaktion ein, wobei die Muskulatur im Schlund wieder aktiviert wird. Um die Blutgassituation wieder auszugleichen, kommt es nun zu verstärkten Atemzügen – einer Hyperventilation. Dann ist die Apnoe-Phase zu Ende. Schon bald kann sich allerdings die nächste Phase anschließen und so kann es bei einer ausgeprägten Schlafapnoe bis zu 100 Wiederholungen geben.
Wie bereits beschrieben, wird durch ein Schlafapnoe-Syndrom das Auftreten von Bluthochdruck begünstigt. Zunächst kommt es zu deutlichen Anstiegen des Blutdrucks im sogenannten kleinen Kreislauf-System – auch als Lungen-Kreislauf bezeichnet. Mit der Zeit steigen dann auch die Blutdruckwerte im großen Herz-Kreislauf-System.
Bluthochdruck: Entspannung und Stressabbau
Wie bereits beschrieben, steigt der Blutdruck nicht nur bei körperlichen Anstrengungen an, sondern auch bei psychischen Belastungen. Hypertonie wird sogar in manchen Fällen allein durch psychische Faktoren verursacht. Betroffen sind in diesem Zusammenhang z. B. häufiger:
- Menschen, die nicht Nein sagen können
- Menschen, die es immer allen recht machen wollen
- Menschen, die ihren Ärger und ihre Aggressionen häufig unterdrücken
- Menschen, die nach Perfektion streben und sich selbst Fehler nur schwer verzeihen
Wenn man unter Bluthochdruck leidet, ist es besonders wichtig, zu entspannen und Stress abzubauen, da dieses auch bei der Bewältigung schwieriger mentaler Situationen helfen kann. Da Entspannung und Stressabbau auch beides Faktoren sind, die für eine erholsame Nachtruhe und einen guten Schlaf wichtig sind, lohnt es sich doppelt, sich damit genauer zu befassen und vertraut zu machen.
Im Schlafmagazin haben wir uns in der Vergangenheit nicht nur mit Stress und den Auswirkungen von Stress auf den Schlaf beschäftigt, sondern Ihnen auch diverse Entspannungstechniken vorgestellt:
Wie sich autogenes Training auf den Schlaf auswirkt – Was ist autogenes Training und wie kann es einen beim Ein- und Durchschlafen unterstützen?
Schlaf fördern: Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
Meditieren und besser schlafen
Mit Yoga besser in den Schlaf
Besser schlafen mit Pilates
Schlaf verbessern mit Qigong
Atemübungen für eine erholsamen Schlaf
Video: Bluthochdruck: Ausdauersport und Entspannung statt Tabletten | Die Bewegungs-Docs | NDR