Nachtschicht – Auswirkungen auf Körper und Geist

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Nachtschicht - welche Auswirkungen auf Körper und Geist?In vielen Berufen, vor allem im produzierenden Gewerbe oder auch in der Pflege, wird in wechselnden Schichten gearbeitet. Teilweise gibt es allerdings auch Berufe bzw. Personen, die sich bewusst dafür entscheiden, nur nachts zu arbeiten. Doch ist es sinnvoll, dauerhaft über Jahre oder gar Jahrzehnte nur in Nachtschicht zu arbeiten?

Im Schlafmagazin haben wir uns in diesem Artikel mit der Nachtschicht befasst und mit den Folgen, die dauernde Nachtarbeit auf Körper und Geist haben. Was macht das mit uns, wenn wir arbeiten, wenn wir eigentlich schlafen sollten und schlafen müssen, wenn eigentlich Zeit zum Wachsein wäre?

Unser Organismus folgt normal einem festgelegten Rhythmus (Stichworte: Circadiane Rhythmik | Innere Uhr). Alle Stoffwechselvorgänge im Körper sind normalerweise fest getaktet und alles hat seine Zeit bzw. Stunde. Diesem Sachverhalt wird zum Beispiel in der Traditionellen Chinesischen Medizin – Stichwort: Organuhr besonders Rechnung getragen.

Geht man nun nachts zu Arbeit, wo der Körper eigentlich ruhen sollte und bestimmte Regenerationsprozesse ablaufen sollten, kann dieses krank machen bzw. gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen.

Welche Folgen kann Nachtschicht haben?

Schlafstörungen

Wenn man nach der Nachtschicht am Morgen aufgrund von Umgebungsbedingungen (zu hell, zu laut) oder auch innerer Gründe (nicht ausreichend müde) nicht in den Schlaf findet, kann sich dieses zu einer regelrechten Schlafstörung „auswachsen“. Der Druck zu schlafen steigt zunehmend, weil man sich ja erholen und für die nächste Nachtschicht wappnen muss.

Wer nach der Nachtschicht absolut nicht einschlafen kann, sollte das Bett am besten erst mal wieder verlassen und erst zurückkehren, wenn er tatsächlich die notwendige „Bettschwere“ zum Einschlafen erreicht hat. So lässt sich unnötiger Schlafdruck vermeiden und letzten Endes ist es zudem so, dass weniger Schlaf mit mehr Tiefe wesentlich erholsamer sein kann als ein langer Schlaf in leichten Schlafstadien.

Wird an arbeitsfreien Tagen anders geschlafen – bzw. versucht einen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten, kann dieses für den Organismus noch verwirrender und ungünstiger sein. Fünf Tage nachts wach und über Tag teilweise am Schlafen – zwei Tage nachts schlafen und über Tag überwiegend wach – da wird es schwierig mit einer Eingewöhnung.

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Tagesmüdigkeit / Verminderte Leistungsfähigkeit

Meist kommt es durch Nachtarbeit zwangsläufig zu einem Schlafdefizit. Wird dieser Mangel an erholsamem Schlaf zu hoch, führt dieses zu Tagesmüdigkeit. Weitere Folgen können eine verminderte Leistungsfähigkeit und Konzentrationsschwäche sein.

Neben dem Schlafmangel wirkt sich auch eine reduzierte Schlafqualität bzw. ein gestörter Schlaf auf das Leistungsvermögen aus. So kann es dann auch passieren, dass man sich an seinem nächtlichen Arbeitsplatz plötzlich sehr müde und erschöpft wiederfindet.

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Störungen im Stoffwechsel

Normalerweise erledigt der Organismus während der Nacht wichtige Stoffwechselprozesse. Dazu ist es normal erforderlich, dass wir in ausreichender Tiefe schlafen. Passiert dieses aufgrund von Nachtarbeit bzw. nächtlicher Wachheit nicht, wirkt sich dieses negativ auf den Stoffwechsel aus.

Die Stoffwechselstörungen zeigen sich dann beispielsweise in einer unzureichenden Verarbeitung der Nährstoffe, was wiederum zu Gewichtszunahme und zur Erhöhung bestimmter Krankheitsrisiken wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes führen kann.

Störungen im Hormonhaushalt

Durch die Nachtschicht kann es zu einer eingeschränkten Melatonin-Produktion kommen. Die auch als Schlafhormon bekannte Substanz ist ein wesentlicher Taktgeber der Inneren Uhr und maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass unser Schlaf-Wach-Rhythmus funktioniert.

Neben Melatonin werden auch weitere Hormone im Körper durch den Schlaf oder auch den mangelnden Schlaf beeinflusst. So kann die Nachtarbeit auch Auswirkungen auf das Stresshormon Cortisol oder das Wachstumshormon zeigen. Ist der Cortisolspiegel beispielsweise erhöht, kann dieses Müdigkeit, Nervosität und Gewichtszunahme nach sich ziehen.

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Schwächung des Immunsystems

Das Arbeiten in Nachtschicht schwächt auch das Immunsystem und erhöht damit das Risiko, an Infektionen zu erkranken.

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Erhöhung des Krebsrisikos

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Schichtarbeit oder Nachtarbeit bereits seit 2007 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Dieses wird darauf zurückgeführt, dass der circadiane Rhythmus durch die Nachtarbeit aus dem Takt gerät und es in der Folge auch zu einer Störung wichtiger Reparaturprozesse im Erbgut der Zellen kommt, was wiederum zu einem gesteigerten Risiko an Krebs zu erkranken führt.

Einer Studie zufolge ist das Brustkrebsrisiko bei Krankenschwestern, welche mindestens 30 Jahre lang Nachtschichten leisten, um etwa 50 % erhöht.

Brustkrebserkrankungen bei Nachtarbeiterinnen sind in Dänemark bereits als Berufserkrankung anerkannt und es wurden auch schon entsprechende Entschädigungen zugesprochen. Nach deutschem Berufskrankheitenrecht reichen die Ergebnisse der bislang veröffentlichten Studien allerdings noch nicht für eine Anerkennung als Berufserkrankung aus.

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Beeinträchtigung des mentalen Wohlbefindens

Durch Nachtarbeit soll sich auch das Risiko für das Auftreten von Depressionen und Angststörungen erhöhen. Auch das Wohlbefinden insgesamt kann sich durch die nächtliche Schichtarbeit verschlechtern.

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Auswirkungen auf das Sozialleben

Wenn man einen anderen Schlaf-Wach-Rhythmus als sein soziales Umfeld „lebt“, kann dieses zur Folge haben, dass man weniger Menschen trifft und sich so häufiger einsam oder auch isoliert fühlt. Beziehungen können leiden und unter Umständen auch ganz zerbrechen, wenn kein Verständnis für die besonderen Lebensumstände des Nachtarbeiters vorhanden ist oder der Nachtarbeiter keine Energie aufbringt, seine Kontakte zu pflegen.

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Auswirkungen von Nachtschicht auf Körper und Geist – Fazit und Tipps zur Verbesserung

Wie sich Nachtschichten tatsächlich auswirken, fällt individuell verschieden aus. Grundsätzlich scheinen Männer allerdings besser mit Nachtarbeit zurechtzukommen als Frauen. Wenn sich aufgrund häufiger Nachtschichten gravierende Schlafstörungen manifestieren, die sich nicht durch Anpassungen in der Schlafhygiene u. ä. beheben oder mildern lassen, kann es sinnvoll sein, den Job zu wechseln bzw. zu versuchen, aus der Nachtschicht herauszukommen.

Wer sich einigermaßen wohl mit seinen Nachtschichten fühlt, sollte dennoch versuchen, eine möglichst gute Schlafhygiene einzuhalten und einen gesunden Lebenswandel zu pflegen:

  • So sollte man versuchen, einen möglichst regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus zu etablieren, indem man zu festen Zeiten schlafen geht und aufsteht. Ausreichend Schlaf ist wirklich von großer Wichtigkeit, damit der Körper sich von der Nachtschicht erholen kann.
  • Während der Nachtschicht sollte man ausreichend Pausen machen, um auszuruhen und zu entspannen.
  • Die Arbeitsumgebung während der Nachtschicht sollte möglichst hell und gut ausgeleuchtet sein, damit man sich wach fühlt und leistungsfähig sein kann.
  • In Bezug auf einen gesunden Lebensstil sollte man auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, die genug Energie für die Nachtarbeit liefert und gleichzeitig nicht übermäßig ansetzt.
  • Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, so sollte man schauen, dass man in der Freizeit sportlichen Aktivitäten verfolgt oder zumindest regelmäßig spazieren geht. So fühlt man sich dann auch während der Nachtschicht wacher und kann sich besser fokussieren.

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Wie schlafe ich gut trotz Schichtarbeit? – Tipps & Tricks für Betroffene


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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.de im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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