Diagnose von Schlafstörungen

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Diagnose von SchlafstörungenIm Schlafmagazin haben wir schon oft über Schlafstörungen im Allgemeinen sowie spezielle Schlafstörungen berichtet. In diesem Artikel wollen wir uns genauer mit der Diagnostik von Schlafstörungen befassen. Welcher Arzt kann bei Schlafstörungen helfen und wie lässt sich der Grund für gestörten Schlaf herausfinden? Wir haben nach Antworten gesucht, die wir Ihnen nun hier vorstellen.

Da Schlafstörungen die unterschiedlichsten Ursachen haben können, ist die genaue Diagnose meist eher schwer und nimmt nicht selten viel Zeit in Anspruch. Viele Schlafprobleme lassen sich allerdings bereits lösen, wenn man beispielsweise sein Stresslevel reduziert, für mehr Entspannung und Ausgleich sorgt, sein Schlafverhalten anpasst oder auch Schlafräuber eliminiert.

Liegt jedoch eine körperliche oder psychische Erkrankung vor, die den Schlaf negativ beeinträchtigt, helfen derartige Anpassungen meist nur bedingt weiter. Wenn man dieses feststellt, sollte man einen Arzt zur weiteren Diagnostik hinzuziehen. Meist führt in diesem Fall der erste Weg zum Hausarzt. Je nach vorliegendem Schlafproblem bzw. nach Art der Schlafstörung kann aber auch die direkte Konsultation eines Facharztes angebracht sein.

Diagnose von Schlafstörungen: Hausarzt

Wie bereits einleitend erwähnt, suchen die meisten Menschen mit Schlafstörungen zunächst ihren Hausarzt auf, wenn es darum geht, die genauen Ursachen oder Hintergründe für den gestörten Schlaf zu ermitteln. Es ist allerdings leider auch heutzutage noch so, dass viele Hausärzte noch zu geringe Kenntnisse über Schlafstörungen, die richtige Diagnostik und Behandlung haben.

Da die Schlafstörungen in der allgemeinmedizinischen Ausbildung nur eine untergeordnete Rolle spiele, fehlt den meisten Hausärzten das Rüstzeug, um effektive Therapien zur Lösung von Schlafproblemen in die Wege zu leiten.

Der Hausarzt ist eine wichtige Vertrauensperson, die Betroffene meist bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten in gesundheitlichen Fragen betreut. Er kennt die Vorerkrankungen und hat meist auch Kenntnisse zum sozialen Umfeld. Aus diesem Grund ist er ein wichtiger Ansprechpartner, dem man genau mitteilen sollte, wie sich das Schlafproblem genau darstellt und wie schwerwiegend man dieses einschätzt.

Anschließend sollte der Hausarzt seinen Patienten bei der Auswahl des richtigen Facharztes unterstützen und ihn durch eine Überweisung den nächsten Schritt in Richtung Diagnose der vorliegenden Schlafstörung und Behandlung derselben machen lassen.


Diagnose von Schlafstörungen: Neurologe/Psychiater

Bei Depressionen, Narkolepsie oder nächtlichen Krampfanfällen, welche Schlafstörungen und / oder Tagesmüdigkeit nach sich ziehen können, sollte man einen Neurologen oder Psychiater konsultieren. Vorab kann es sinnvoll sein, abzuklären, ob die Müdigkeit am Tage nicht auf übermäßiges Schnarchen bzw. eine Schlafapnoe zurückzuführen ist.

Der Neurologe ist ebenfalls die beste Adresse, wenn der Schlaf durch das Restless-Legs-Syndrom beeinträchtigt wird.


Diagnose von Schlafstörungen: Pneumologe

Beim Pneumologen handelt es sich um einen Facharzt für Lungenerkrankungen bzw. alle Krankheiten, die die Atmung betreffen. Das Gros der Ärzte, die in den Schlaflabors Schlafuntersuchungen betreut, sind Pneumologen. Außerdem befinden sich auch die meisten Schlaflabors unter Leitung von Lungenkliniken bzw. Lungenfachärzten.

Der Pneumologe ist in der Lage zu ermitteln, wie gut die Lungenfunktion ist. Darüber hinaus weiß er, wann ein Sauerstoffmangel bzw. Kohlendioxidüberschuss für einen Patienten gefährlich wird. Diese Sachkenntnis ist beispielsweise für die Therapie einer Schlafapnoe elementar. Pneumologen kennen sich u. a. auch mit den bei Schlafapnoe eingesetzten Überdruckbeatmungsgeräten aus.

Besteht der Verdacht einer Schlafapnoe, überweist der Hausarzt seinen Patienten in der Regel an den Pneumologen weiter. Dieser stattet den Patienten mit einem Messgerät aus, welches der Patient in der Nacht zu Hause tragen muss. Am nächsten Tag wertet der Arzt dann den Schlaf aus und untersucht, ob der Patient tatsächlich unter einer Apnoe mit nächtlichen Atemaussetzern leidet oder lediglich schnarcht.


Diagnose von Schlafstörungen: Hals-Nasen-Ohren-Arzt

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt (kurz: HNO-Arzt) ist im Bereich der Schlafstörungen in erster Linie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Diagnostik und Therapie von Schnarchen oder Schlafapnoe geht.

Bei einigen Schnarchern reicht dem Mediziner bereits ein Blick in die Mundhöhle, um für das Schnarchen typische Auffälligkeiten zu entdecken. Er fordert seinen Patienten deshalb auf, den Mund weit zu öffnen und laut das klassische „A“ zu sagen. Normalerweise kann der Arzt dabei das Gaumensegel sowie das vollständige Zäpfchen erkennen und bis in den Rachen hineinschauen.

Bei einigen Menschen, die stark schnarchen oder von Schlafapnoe betroffen sind, sind die hinteren Gaumenbogen tief runtergezogen. Das Zäpfchen ist derartig stark vergrößert und ragt so weit in den Rachenraum hinein, dass es nicht vollständig zu sehen ist.

Daneben bemerkt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt selbstverständlich auch, wenn die Zunge zu groß für den Kiefer ist oder extrem ausgeprägte Schleimhautfalten in den Rachen fallen. Auch vergrößerte Gaumenmandeln werden dem Mediziner im Rahmen seiner Untersuchung der Mundhöhle auffallen. Alle genannten Auffälligkeiten können Hinweise auf das Vorliegen eines krankhaften Schnarchens sein.

Unter Zuhilfenahme eines Nasenspiegels hat der HNO-Arzt die Möglichkeit, über die Nasenlöcher einen Blick in die Nasenhöhlen zu werfen. Auf diese Weise kann er feststellen, ob die Nasenmuscheln geschwollen sind, was die Nasenatmung erschweren kann. Zur Untersuchung des Nasenrachens setzt der Mediziner einen abgewinkelten Spiegel im Mundraum ein. So kann er ermitteln, ob die Rachenmandel vergrößert ist.

Zur weiteren Inspektion der Atemwege setzt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt verschiedene Endoskope ein, wobei man als Patient häufig die Möglichkeit hat, den Vorgang auf einem Monitor mitzuverfolgen. Damit die Untersuchung angenehmer ist, wird der Rachenraum in der Regel vorab mit einem Lokalanästhetikum eingesprüht und so betäubt.


Diagnose von Schlafstörungen: Kardiologe

Wenn man unter krankhaftem Schnarchen oder Schlafapnoe leidet, kann es manchmal sinnvoll sein, einen Kardiologen hinzuziehen. Der Facharzt für Herz-Kreislauf-Erkrankungen soll feststellen, ob eine Schädigung des Herzens oder eine Herzerkrankung vorliegt.

Wer Schlafstörungen hat und glaubt, dass er auch schon Herzrhythmusstörungen wie Herzstolpern oder Herzrasen wahrgenommen hat, sollte dieses seinem Arzt unbedingt mitteilen. Gleiches gilt selbstverständlich auch, wenn man ein Enge-Gefühl in der Brust, Herzschmerzen, Luftnot in liegender Position oder auch häufig geschwollene Beine bei sich festgestellt hat.

Der Kardiologe wird dann neben Standardmessungen von Blutdruck und Puls weitere Untersuchungen veranlassen bzw. selbst durchführen. So können ein Elektrokardiogramm (kurz: EKG) und / oder eine Ultraschalluntersuchung weiteren Aufschluss über die Herz-Kreislauf-Gesundheit liefern.

Bei Verdacht auf eine oder bestätigter Diagnose einer Schlafapnoe kann ein Langzeit-EKG, welches die Herzaktivität über einen 24-Stunden-Zeitraum erfasst, aufzeigen, ob es während des Nachtschlafes zu (ungesunden) Unregelmäßigkeiten bei Puls und Blutdruck kommt.

Im Zusammenhang mit Schlafapnoe ist das Herz von besonderer Bedeutung, weil der in Verbindung mit den nächtlichen Atemaussetzern auftretenden Sauerstoffmangel zu einer erhöhten Arbeitsbelastung der rechten Herzkammer führt. In der weiteren Folge kann dieses Herzversagen mit Herzwassersucht nach sich ziehen. Zusätzlich sorgt der häufig mit Schlafapnoe verbundene Bluthochdruck für eine Überbelastung der linken Herzkammer.

Liegt eine Herzgefäßerkrankung mit verengten Adern vor, wird das Herz beim Sauerstoffmangel im Rahmen einer Schlafapnoe besonders angegriffen, wodurch sich das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.


Diagnose von Schlafstörungen: Kieferchirurg

Schnarchen kann unter anderem durch eine Fehlbildung oder Fehlstellung des Kiefers z. B. durch einen zu kurzen Unterkiefer oder zu kurzen Oberkiefer begünstigt werden. Um dieses abzuklären, wird der dafür zuständige Kieferchirurg zunächst ein Röntgenbild des Kiefers anfertigen.

Auf der Röntgenaufnahme des Kieferchirurgen sieht man den Schädel in der Regel von der Seite, wobei man insbesondere den Kiefer und die oberen Luftwege erkennen kann. Daneben zeigt das Röntgenbild des Kiefers in der Regel auch den Zungenmuskel und liefert Aufschluss über die Weite des Rachenraums.

Der Kieferchirurg kann mit der Aufnahme beurteilen, ob der Patient einen Fehlbiss hat und sehen, ob eine Atemwegsverengung vorliegt. Anhand des Röntgenbildes lässt sich normal auch die Weite des Luftwegs vermessen.


Diagnose von Schlafstörungen: Kinderarzt

Leiden Kinder unter Schlafstörungen sollte der Kinderarzt der erste Ansprechpartner sein. Insbesondere bei starkem Schnarchen sowie einer nächtlichen Apnoe mit Atemaussetzern sollte das Kind einem Kinderarzt vorgestellt werden. Da nicht alle Schlaflabore auf die speziellen Bedürfnisse und die Betreuung von Kindern eingestellt sind, kann es sein, dass für eine ggf. erforderliche weitere Diagnostik ein entfernteres Schlaflabor aufgesucht werden muss.


Diagnose von Schlafstörungen: Polysomnografie im Schlaflabor

Konsultiert man zunächst den Hausarzt bei Schlafstörungen, so wird dieser normalerweise alle erforderlichen Basisuntersuchungen durchführen, in dem er z. B. Blut abnimmt, ein ausführliches Anamnese-Gespräch führt, den Körper „oberflächlich“ checkt.

Um den Arzt zu unterstützen, ist es hilfreich, vor dem Termin ein Schlaftagebuch zu führen und zu dokumentieren, wie sich die Schlafstörungen geäußert und welche anderen Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben. Bei Verdacht auf eine Schlafapnoe ist es außerdem günstig, nächtliche Schlafgeräusche aufzuzeichnen oder auch den Bettnachbarn zu fragen, ob er Atemaussetzer mitbekommen hat.

Halten sich Schlafstörungen hartnäckig oder besteht unerklärliche Tagesmüdigkeit, die z. B. im Zusammenhang mit Narkolepsie, Schlafapnoe oder auch dem Restless-Legs-Syndrom stehen kann, ist eine Polysomnografie im Schlaflabor als diagnostisches Mittel angezeigt.

Meist muss man für eine Untersuchung mit Diagnostik und ggf. Einleitung einer geeigneten Therapie im Schlaflabor etwa zwei bis drei Nächte einkalkulieren. Auch wenn die meisten Menschen dem Übernachten im Schlaflabor eher skeptisch gegenüber stehen, so ist es doch die einzige Möglichkeit, objektiv und zweifelsfrei festzustellen, wie lange jemand geschlafen hat und wie die Qualität seines Schlafes tatsächlich ausfällt:

  • Wie lange hat es gedauert, bis der Patient eingeschlafen ist?
  • Wie viele Tiefschlafphasen und REM-Schlaf gab es?
  • Wie häufig ist der Patient in der Nacht erwacht?
  • Wie oft hat der Patient die Schlafposition verändert? – War der Schlaf sehr unruhig?
Im Schlaflabor werden umfassende Messungen und Aufzeichnungen durchgeführt, wozu der Patient teilweise verkabelt wird:

  • EEG (Elektroenzephalogramm) zur Messung der Hirnströme
  • EOG (Elektrookulografie) zur Messung der Augenbewegungen im REM-Schlaf
  • EMG (Elektromyografie) zur Messung Muskeltonus im Kinn zur Beurteilung des Wachstadiums
  • EKG (Elektrokardiogramm) zur Messung der Herzaktivität
  • Schnarchmikrofon zeichnet die Schnarchgeräusche auf
  • Atemflusssensor z. B. mit einer Maske als Druckflow oder ohne Maske mit einem Thermistor
  • Thorax- und Abdomensensor erfasst die Atembewegungen von Bauch und Brustkorb
  • Sauerstoffsensor/Pulsoximeter misst die Sauerstoffsättigung im Blut
  • Therapiedrucksensor (bei CPAP Überdruckbeatmung) misst Therapiedruck des Gerätes
  • Aktometer erfasst Bewegungen der Extremitäten
  • Lagesensor erfasst Veränderungen der Schlafposition, gibt Hinweise auf lageabhängige schlafbezogene Atemstörungen

Video: Therapie im Schlaflabor | ARD Mittagsmagazin


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Linda Liss

Als Owner Social Media steuert sie seit 2021 das Social Media Team und die Social Media Kanäle u. a. von Betten.de und ist auch als Autorin für das Schlafmagazin tätig.

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