Nächtliche Wadenkrämpfe – Was hilft?
Wer bereits vom stechenden Schmerz eines Wadenkrampfes aus dem Schlaf gerissen wurde, der weiß, dass das ein wahrer Albtraum sein kann. Beim Gros der Betroffenen sind nächtliche Wadenkrämpfe kein Einzelereignis. – Sie leiden mehrmals pro Monat unter den äußerst unangenehmen Krämpfen. Rund 2,8 Millionen Deutsche sind von Wadenkrämpfen betroffen.
Im Schlafmagazin haben wir uns eingehend mit der Thematik „Nächtliche Wadenkrämpfe“ befasst und erklären Ihnen, was es genau damit auf sich hat und was Sie unternehmen können, um die lästigen Krämpfe in der Nacht loszuwerden. Erfahren Sie also jetzt mehr über Wadenkrämpfe im Schlaf sowie darüber, was hilft, wenn der Krampf schon in die Wade gezogen ist. – Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und allzeit guten Schlaf – ganz ohne fiese Krämpfe in den Waden!
Was sind Wadenkrämpfe?
Feinste Nervenbahnen sind regulär dafür verantwortlich, dass die Muskulatur mit Reizen aus dem Gehirn versorgt wird. Diese Nervenimpulse rufen eine Muskelanspannung (Kontraktion) hervor, an welche sich regulär eine erneute Entspannung des Muskels anschließt.
Wadenkrämpfe resultieren aus einer gestörten Signalübertragung
Wenn es zu einem Wadenkrampf kommt, wird der Muskel in der Wade plötzlich, unwillkürlich und äußerst schmerzhaft angespannt. An diese Kontraktion schließt sich allerdings keine Entspannung an, so dass der Muskel verkrampft bleibt , kalt wird und tastbar verhärtet. Passiert dieses im Schlaf, erwachen wir äußerst unsanft von Schmerzen gepeinigt.
Wadenkrämpfe können einige Sekunden dauern oder sogar minutenlang anhalten. Erst dann löst sich der Muskel wieder und die Beschwerden klingen ab. Gelegentlich bleibt der Wadenkrampf anschließend auch länger in Erinnerung, was sich in einer dumpfen Empfindung in der Wadenmuskulatur bemerkbar macht, die einem Muskelkater ähnelt.
Welche Ursachen haben nächtliche Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe in der Nacht können auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden:
Störungen im Mineralhaushalt – Mangel an Magnesium
Wird der Schlaf immer wieder jäh von schmerzhaften Wadenkrämpfen unterbrochen, liegt meist schnell die Vermutung nahe, dass ein Magnesiummangel Grund für das Übel ist. Der Kausalzusammenhang Wadenkrampf und Magnesiummangel ist nämlich den meisten hinlänglich bekannt.
Magnesium gehört zu den Mineralstoffen, die unser Organismus täglich braucht. Der menschliche Körper kann allerdings selbst kein Magnesium herstellen, so dass er auf die Zufuhr von außen angewiesen ist. Die empfohlene Tagesdosis Magnesium liegt bei 300 mg bis 400 mg. Wer dauerhaft zu wenig Magnesium zu sich nimmt, muss mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen rechnen.
Im Körper wirkt Magnesium beruhigend auf die Nerven und senkt den Blutdruck. Der Mineralstoff ist nicht nur Motor für zahlreiche Stoffwechselvorgänge im Organismus, sondern wirkt auch als natürliches Beruhigungsmittel: Durch Magnesium wird nämlich die Stresshormon-Ausschüttung gedämpft. Zusätzlich wirkt sich das Mineral senkend auf die Erregbarkeit der Nervenzellen aus. Es hilft uns deshalb auch am Abend entspannt zur Ruhe zu finden und die Nacht über durchzuschlafen.
Insgesamt ist Magnesium an mehr als 300 Vorgängen im menschlichen Körper beteiligt.
Wenn dem Körper Magnesium fehlt, kann sich dieses in Zittern, Kopfschmerzen, Verspannungen (Schultern, Nacken, Rücken), Zuckungen des Augenlids, Fingerkribbeln, Schwindelgefühlen, Konzentrationsstörungen oder eben Muskelkrämpfen / Wadenkrämpfen äußern.
Der Genuss von Alkohol führt ebenfalls zu einem Magnesium-Entzug im Körper. Darüber hinaus kann auch die Einnahme einiger Medikamente zu einem Magnesium-Verlust führen. – Dazu gehören beispielsweise Diuretika (harntreibende Arzneimittel zur Entwässerung) oder Protonenpumpenhemmer („Magenschutz“ z. B. bei Sodbrennen).
Im Zweifelsfall sollte man sich bei einem Magnesiummangel für eine genaue Diagnostik und effektive Therapie an seinen Hausarzt wenden.
Überbeanspruchung der Muskulatur
Wenn es durch Sport oder sonstige körperliche Aktivitäten zu einer übermäßigen Belastung der Muskeln gekommen ist, kann dieses in der Folge auch Wadenkrämpfe nach sich ziehen. In diesem Fall sollte man die Anstrengung reduzieren, mehr Dehnungsübungen in seinen Trainingsplan einbinden und das Pensum nur allmählich steigern.
Zu wenig Platz für die Beine
Gelegentliche Wadenkrämpfe in der Nacht können auch ein Hinweis darauf sein, dass den Beinen nicht genügend Raum zur Verfügung steht. Sind die Beine zu sehr eingeengt und die Durchblutung unter Umständen auch noch beeinträchtigt, kann dieses zu Krämpfen führen. Die Beine sollten hier unbedingt mehr Bewegungsfreiheit bekommen, eventuell sollte auch über einen Austausch der Matratze nachgedacht werden, falls es z. B. in seitlicher Schlafposition zu einem „Einschlafen“ der Beine kommt, was darauf hindeutet, dass die Durchblutung gestört ist.
Falsche Schlafposition
Wer nachts so im Bett liegt, dass seine Beine überstreckt werden, wie es z. B. häufig bei Bauchschläfern der Fall ist (so genannte Spitzfußstellung (maximale Beugung im Sprunggelenk)), der fördert damit das Auftreten von Wadenkrämpfen. Eine Änderung der Schlafposition ist empfehlenswert. – Günstig kann eine seitliche Schlaflage sein, die zum Beispiel mithilfe eines Seitenschläferkissens stabilisiert wird.
Andere Grunderkrankungen
Nächtliche Wadenkrämpfe können auch Symptom einer anderen Krankheit sein. So können Wadenkrämpfe beispielsweise als Folge (oder im Zusammenhang mit) einer Nierenerkrankung, von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, von Durchblutungsstörungen, einer Thrombose, einer chronischen Polyneuropathie, eines Restless-Legs-Syndroms, von Parkinson oder einer Nervenwurzelreizung an den Bandscheiben auftreten.
Medikamente prüfen
Wer unter Wadenkrämpfen leidet, sollte sich auch die Medikamente, die er regelmäßig einnimmt, ganz genau anschauen. So gibt es Arzneimittel bzw. Arzneimittelgruppen, die das Auftreten von Wadenkrämpfen begünstigen können. Dazu gehören u.a. einige Präparate gegen Hypertonie (Bluthochdruck), Statine (Cholesterinsenker) oder auch Antidepressiva. Fragen Sie im Zweifelsfall beim verschreibenden Arzt oder dem Apotheker Ihres Vertrauens nach, ob eines Ihrer Medikamente nächtliche Wadenkrämpfe (mit) verursachen kann.
Wie wirken sich nächtliche Wadenkrämpfe aus?
Wiederholt auftretende Wadenkrämpfe in der Nacht können zu einer wesentlichen Einschränkung der allgemeinen Lebensqualität führen.
Was hilft bei nächtlichen Wadenkrämpfen?
Wenn der Wadenkrampf in der Nacht akut auftritt, helfen sich viele Betroffene mit Dehnübungen. Dazu sollte man sich hinsetzen, das betroffene Bein ausstrecken und die Zehen zu sich hinziehen. Es kann auch hilfreich sein, wenn man aufsteht und etwas im Schlafzimmer rumläuft, um so die Muskeln wieder zu lockern. Krampflindernd kann sich im Stehen auch festes Auftreten auf den Boden oder kräftiges Stemmen des Fußes gegen eine Wand auswirken.
Bei einem Krampf im Bett kann auch eine zweite Person von großem Nutzen sein, wenn diese den Fuß am betroffenen Bein des „Krampfgeplagten“ ergreift und sanften Druck dagegen ausübt, um den Wadenkrampf zu lösen. Diese Technik kann man auch selbst im Liegen anwenden, in dem man seine Zehen umfasst und in Richtung der Knie zieht. Der Zug bzw. Druck sollte in beiden Fällen solange beibehalten werden, bis der verhärtete Muskel langsam wieder weicher wird.
Die weitere Entspannung der Wadenmuskulatur kann durch Massieren oder Kneten gefördert werden. Auch die Verwendung von wärmenden Auflagen wie z. B. einem Körnerkissen kann zur Muskelentspannung beitragen.
Videos: Was hilft bei nächtlichen Wadenkrämpfen?
Als Mittel gegen nächtliche Wadenkrämpfe bietet sich außerdem eine Massage der Beine mit Johanniskraut-Öl an. Außerdem soll das Trinken von Tonic Water helfen. – In Tonic Water ist Chinin enthalten, was krampflösend wirken soll. Einige Betroffene lassen sich Chinin auch vom Arzt als Medikament zur Behandlung ihrer Wadenkrämpfe verschreiben.
Da nicht selten ein Magnesiummangel Grund für das vermehrte Auftreten von Krämpfen in den Waden ist (s. o.), kann die Einnahme von hochdosiertem Magnesium ein probates Mittel zur Beseitigung der Krämpfe sein. Dabei wird empfohlen, dem Körper das Magnesium langsam zuzuführen. – Eine über den Tag verteilte Magnesium-Zufuhr ist deshalb in der Regel der einmaligen Einnahme vorzuziehen.
Wenn der Leidensdruck wegen andauernd auftretender Wadenkrämpfe während des Schlafes zu groß ist oder die üblichen Mittel und Verfahren keine Abhilfe (mehr) schaffen, sollte man in jedem Fall seinen Hausarzt für eine weitere Beratung bzw. ggf. zusätzliche Therapieoptionen aufsuchen.
Damit der Hausarzt sich ein möglichst genaues Bild über die Lage verschaffen kann, ist es empfehlenswert, vor dem Termin ein „Schmerztagebuch“ zu schreiben. Dabei sollte man die wichtigsten Parameter zu den einzelnen Krampf-Ereignissen festhalten. Es geht in diesem Zusammenhang um die Beantwortung von Fragen wie „Wann und in welcher Situation hat die aktuelle Beschwerdesituation eingesetzt?“, „Wie lange dauert der Krampf an?“ oder „Welche Muskeln sind betroffen?“.
Sollte es innerhalb der Familie weitere Personen geben, die unter Wadenkrämpfen leiden, sollte man seinem Hausarzt auch dieses unbedingt mitteilen. Selten kommt es nämlich vor, dass hinter Wadenkrämpfen eine erblich verursachte Muskel- oder Nervenstörung steckt.
Wie kann man nächtlichen Wadenkrämpfen vorbeugen?
Am besten ist es natürlich, wenn man erst gar nicht durch schmerzhafte Krämpfe in den Waden aus dem Schlaf gerissen wird. Wir haben recherchiert und Ihnen einige Tipps zusammengetragen, die das Auftreten von nächtlichen Wadenkrämpfen verhindern sollen:
Ausgewogen ernähren
Eine sinnvolle Ernährung ist ein essenzieller Faktor für unsere Gesundheit. Um Wadenkrämpfen in der Nacht vorzubeugen, sollte man deshalb auch auf seine Ernährung – insbesondere auf die Versorgung mit allen wichtigen Mineralstoffen – achten. Gut geeignet sind u. a. Produkte aus Vollkorn, Gemüse, Obst, Nüsse oder Mineralwasser (natriumarm).
Flüssigkeitsverluste ausgleichen
Verliert der Körper durch sportliche Aktivitäten, im Zuge von Saunabesuchen oder bei Sommer-Hitze Flüssigkeit (und Mineralstoffe), sollten ihm diese unbedingt wieder durch ausreichendes Trinken erneut zugeführt werden. Dazu eignet sich Mineralwasser optimal.
Seife gegen Wadenkrämpfe
Zugegeben, es mutet etwas absurd an, aber Seife soll tatsächlich ein probates Mittel zur Verhütung von Wadenkrämpfen in der Nacht sein. Zur Anwendung dieses Hausmittels soll die Seife zwischen das Bettzeug (am Fußende platzieren) gelegt werden.
Man geht davon aus, dass der krampfunterbindende Effekt der Seife auf ein bestimmtes Duftmolekül zurückzuführen ist. Dieses Molekül wird von der Seife an die Luft abgegeben, so lange diese noch frisch ist und einen Feuchtigkeitsgehalt von fünf bis 15 Prozent aufweist.
Daneben besteht auch die Theorie, dass eine große Menge an Natriumsalzen in der Seife ursächlich für deren krampfvorbeugende Wirkung sein soll. Statt eines Mangels an Magnesium kann nämlich auch eine Störung im Natriumhaushalt ursächlich für das Auftreten von Wadenkrämpfen sein.
Zur Vorbeugung von Wadenkrämpfen sollen sich Kernseife oder auch eine Duftseife z. B. mit Lavendel optimal eignen. Ein Austausch sollte erfolgen, wenn das Seifenstück eingetrocknet ist. Meistens dauert dieses einige Monate.
Durchblutung fördern, um Wadenkrämpfe zu vermeiden
Eine gute Durchblutung hilft bei der Muskelentspannung. Aus diesem Grund empfehlen sich zur Vorbeugung von Wadenkrämpfen täglich durchgeführte Wechselduschen.
Dehnübungen vorbeugend ausführen
Die oben in diesem Artikel beschriebenen Dehnübungen kann man auch einsetzen, um die Muskulatur locker zu halten und so aktiv nächtlichen Wadenkrämpfen vorzubeugen. Dazu werden die Übungen einfach täglich oder alle zwei Tage – unabhängig von einem Wadenkrampf – durchgeführt.
Beinmassage
Bei wiederholt auftretenden Wadenkrämpfen kann eine Beinmassage vor dem Schlafengehen zur Vorbeugung eingesetzt werden. Dazu sollte man ätherische Öle mit krampflösender Wirkung wählen. Empfehlenswert sind z. B. Orangenöl, Lavendelöl oder Rosmarinöl. Die Öle sollten nicht unverdünnt genutzt werden. Es empfiehlt sich auf einen Tropfen ätherisches Öl 50 Milliliter Olivenöl zu geben. Die Beine dann am besten jeden Abend vor dem Schlafengehen damit einreiben.
Verzicht auf hohe Schuhe
Frauen, die von Wadenkrämpfen geplagt werden, sollten auf Schuhwerk mit hohen Absätzen (mehr als fünf Zentimeter) verzichten. Mit dem Tragen hoher Schuhe geht nämlich eine unnatürlich hohe Belastung für die Muskulatur einher, die das Wadenkrampf-Risiko erhöht.