Schlafstörungen bei Kindern – Was ist normal? Wann handeln?

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Schlafstörungen bei Kindern - Was ist normal? Wann muss man handeln?Grundsätzlich können bei Kindern die gleichen primären Schlafstörungen wie bei Erwachsenen auftreten, wobei festzustellen ist, dass Kinder nur sehr selten von diesen Arten des gestörten Schlafs betroffen sind.

In unserem heutigen Schlafartikel beschäftigen wir uns genauer mit Schlafstörungen bei Kindern, ziehen weitere Parallelen zu den Schlafstörungen bei Erwachsenen und gehen kurz auf für Kinder spezifische Schlafstörungen ein.

Ist eine Krankheit für die Schlafprobleme des Kindes verantwortlich?

Krankheit als Ursache für den gestörten Schlaf beim KindIn der Regel erkennen die meisten Eltern ohne Schwierigkeiten, wenn das Kind aufgrund einer Erkrankung an gestörtem Schlaf leidet. So kommt es bei Kindern häufig z. B. im Rahmen von Schmerzen beispielsweise ausgelöst durch eine Mittelohrentzündung oder Fieber zu Schlafstörungen.

Nicht selten liegt das Kind aufgrund der Krankheit während der Nacht länger wach, weshalb es am Tag darauf dann entsprechend erschöpft ist. Darüber hinaus hat das Kind dann oft auch weniger Lust an Tagesaktivitäten, was wiederum den Schlaf nicht unbedingt fördert.

Je zügiger die Krankheit, die für die Schlafstörungen des Kindes verantwortlich ist, behandelt wird, desto schneller wird sich auch der Schlaf des Kindes wieder normalisieren.

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Auch wenn das Kind krank ist und deshalb schlechter schläft, sollte man bestmöglich darauf achten, die Faktoren eines guten Schlafklimas zu beachten. Dazu gehört u. a. auch das Einhalten geregelter Schlafenszeiten für das Kind.


Welche Ursache kann Tagesmüdigkeit bei Kindern haben?

Tagesmüdigkeit beim Kind - UrsachenWenn Kinder über Tag müde sind, kann dieses daran liegen, dass das Kind in der Nacht nicht genügend Schlaf bekommt, weil es häufiger aufwacht oder unregelmäßig schläft. Es kann auch unter einer Krankheit leiden, die Einfluss auf den Schlaf nimmt. Darüber hinaus kann ebenfalls seine circadiane Rhythmik gestört sein, es kann auch Narkolepsie oder eine Schlafapnoe ursächlich sein für die vermehrte Müdigkeit des Kindes am Tage.


Welche Schlafstörungen treten bei Kindern vermehrt auf?

Wie bereits zu Beginn dieses Schlafmagazin-Artikels beschrieben, können bei Kindern primäre Schlafstörungen genauso wie bei Erwachsenen auftreten.

Besonders verbreitet sind bei Kindern Schlafstörungen in Form von nächtlichem Aufschrecken und nächtlichen Ängsten, Bettnässen, Schlafwandeln und Sprechen im Schlaf, Schnarchen und Schlafapnoe. Im Zusammenhang mit der Schlafapnoe ist festzuhalten, dass diese Schlafstörung immer häufiger schon im Kindesalter auftritt, weil immer mehr Kinder in den westlichen Industrienationen Übergewicht entwickeln, welches sich wiederum förderlich auf das Auftreten einer Schlafapnoe auswirkt.

Bei älteren Kindern bzw. Jugendlichen kommt es außerdem oft zu Störungen in den zirkadianen Rhythmen.

Video: Alles rund um Schlafstörungen bei Kindern – Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg


Was tun, wenn das Kind Angst davor hat, ins Bett zu gehen?

Ängste - Schlafstörungen bei KindernWeil das Vorstellungsvermögen von Kindern in der Regel sehr lebhaft ausfällt, kommt es nicht selten vor, dass verstörende Albträume erlebt werden. Selbst innerhalb einer ganz normalen Kindheit und Entwicklung gibt es diverse Anlässe für das Auftreten von Ängsten und Unsicherheiten. Dazu können beispielsweise Verlust- oder Trennungsängste, Angst vor dem Tod oder auch Rivalitäten unter Geschwistern gehören. Viele Kinder haben auch Angst davor, alleine in ihrem Bett zu schlafen oder in der Nacht alleingelassen zu werden.

Angst kann bei Kindern auch in Form von zunehmender Aggressivität, Stimmungsschwankungen und Stöhnen zum Ausdruck gebracht werden.

Leiden Kinder anhaltend und über einen längeren Zeitraum unter ausgeprägteren Ängsten, kann es sinnvoll sein, sich ärztliche Unterstützung zu holen, in dem man einen Kinderpsychologen hinzuzieht. Gibt es allerdings bekannte Auslöser für die aktuell aufgetretenen Ängste, reicht oft schon etwas elterliches Verständnis, Fürsorge und Unterstützung zur Bewältigung aus.

Zubettgeh-Rituale sollten beibehalten werden, wobei man jedoch am besten so lange beim Kind bleiben sollte, bis dieses zur Ruhe gekommen und bereit zum Einschlafen ist.

Manchmal kann auch die Umgestaltung des Kinderzimmers dazu beitragen, dass sich das Kind wieder sicherer und geborgen in seinen eigenen vier Wänden fühlt.


Was versteht man unter Nachtangst?

Wenn von Nachtangst bei Kindern die Rede ist, ist damit das Phänomen Pavor nocturnus gemeint, welches auch als Nachtschreck bezeichnet wird. Kinder wachen dabei plötzlich und mit einem Schreckensschrei, der durch Mark und Bein gehen kann, aus dem Tiefschlaf auf und haben panische Angst. Das Kind kann Schweißausbrüche und Herzrasen haben.

Nachtangst tritt bei etwa 3% aller Kinder regelmäßig auf, während 3,5% bis 15% gelegentlich darunter zu leiden haben.

Im Jugendalter hören die nächtlichen Angstanfälle meist von ganz alleine wieder auf.

Erfahren Sie jetzt mehr darüber:
Wenn der Nachtschreck das Kinderzimmer heimsucht: Tipps und Hilfe für Eltern


Was ist Schlafwandeln?

Unter Schlafwandeln werden eine Vielzahl komplexer Verhaltensweisen zusammengefasst, welche im Tiefschlaf stattfinden. Das Schlafwandeln kann spontan enden oder die schlafwandelnde Person begibt sich in ihr Bett zurück, wo sie die Nachtruhe normal fortsetzt.

Schlafwandeln kann zu Unfällen und Verletzungen führen, wenn sich der Schlafwandler in risikoreiche Situationen begibt, was beispielsweise der Fall sein kann, wenn ihn sein Weg aus dem Fenster oder auch aus dem Haus heraus auf die Straße führt.

Bei Kindern ist Schlafwandeln relativ verbreitet. Man geht davon aus, dass etwa 1% bis 3% aller Kinder regelmäßig schlafwandelt und dass das Phänomen bei etwa 6% bis 29% der Kinder ab und an auftritt. Normalerweise endet das Schlafwandeln bei Kindern im bzw. nach dem Jugendalter.

Damit sich das schlafwandelnde Kind nicht verletzen kann, sollte man sicherstellen, dass seine Umgebung sicher ist. Es sollte Haus oder Wohnung nicht verlassen können. Auch Glastüren können eine Gefahr darstellen, wenn das Kind im Dämmerzustand des Schlafwandelns einfach hindurchlaufen möchte. Bei sich regelmäßig wiederholendem Schlafwandeln kann es nötig sein, Fenster und Türen mit kindersicheren Schlössern zu sichern oder andere Maßnahmen wie die Installation einer Alarmanlage zu ergreifen.

Die Einnahme von Medikamenten oder eine psychologische Betreuung kann u. U. helfen, wenn das Kind sehr häufig schlafwandelt und Probleme hat, die es vielleicht alleine nicht bewältigen kann.

Es ist – entgegengesetzt der allgemeinen Meinung – NICHT gefährlich ein schlafwandelndes Kind aufzuwecken. Findet man das Kind schlafwandelnd vor, kann man es also bedenkenlos zurück zu seinem Bett führen.

Erfahren Sie jetzt mehr darüber:
Schlafwandeln – Was ist das und was kann man dagegen tun?


Was tun, wenn das Kind ins Bett macht?

Nächtliches Bettnässen – auch als Enuresis nocturna bekannt – ist sehr verbreitet. Man unterscheidet zwischen der primären Form des Bettnässens (Kind hatte bislang seine Blasenentleerung noch nicht unter Kontrolle) und der sekundären Form des Bettnässens (Kind war bereits für einen längeren Zeitraum (mindestens drei Monate) „trocken“).

Bettnässen stellt bis zu einem Alter von fünf Jahren kein wirkliches Problem dar, wenn sich das Kind ansonsten ganz regulär entwickelt.

Erfahren Sie jetzt mehr darüber:
Bettnässen bei Kindern und Jugendlichen – was steckt dahinter?


Muss ich etwas unternehmen, wenn das Kind schnarcht?

Man weiß mittlerweile, dass Schnarchen bei Kindern nicht selten mit einer erschwerten Atmung einhergeht, was wiederum in Zusammenhang mit einer Schlafapnoe stehen bzw. sich zu einer Schlafapnoe mit allen ihren negativen Konsequenzen (s.u.) führen kann.

Stellt man also ein lautes, störendes und dauerhaftes Schnarchen beim Kind fest, ist es sinnvoll, diesen Sachverhalt beim Kinderarzt anzusprechen und ggf. weiter abklären zu lassen.

Erfahren Sie jetzt mehr darüber:
Schnarchen – Tipps & Hausmittel die helfen


Leiden auch Kinder unter Schlafapnoe?

Ja, Schlafapnoe tritt auch bei Kindern auf: Man geht davon aus, dass von den Kindern etwa 3% bis 12% in aller Regelmäßigkeit schnarchen. Innerhalb dieser Gruppe sind dann wiederum 1% bis 3% der Kinder von Schlafapnoe betroffen.

Kinder mit bestimmten Störungen in der Entwicklung haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Schlafapnoe. Dazu gehören beispielsweise Kinder mit Trisomie 21.

Weiterhin ist es so, dass sich Übergewicht bei Kindern unserer Gesellschaft immer weiter verbreitet. Da Übergewicht ein wesentlicher Faktor für das Entstehen einer Schlafapnoe ist, führt dieses zu einem Anstieg von Schlafapnoe bei Kindern.

Die Folgen einer Schlafapnoe können für Kinder schwerwiegend sein. So kann es durch die Schlafapnoe zu einer Schädigung an den Blutgefäßen und am Herzen kommen. Auch die geistige Entwicklung des Kindes kann durch die Schlafapnoe in Mitleidenschaft gezogen werden. So können als Folge der Schlafapnoe Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. Hyperaktivität oder Aggressivität auftreten. Aufgrund des wiederholten nächtlichen Sauerstoffmangels durch die Schlafapnoe sind gravierende und umfassende Konsequenzen auf die Hirnentwicklung des Kindes möglich.

Erfahren Sie jetzt mehr darüber:
Gesundheitscheck: Schlafapnoe


Handelt es sich bei ADHS um eine Schlafstörung?

Kinder, die vom Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) betroffen sind, zeigen oft auch ein eher unruhiges Schlafverhalten.

Von dieser nächtlichen Unruhe allein kann man allerdings nicht per se auf eine Schlafstörung beim Kind schließen. Experten sind sich teils nämlich sehr uneinig, in der Beurteilung, ob das ADHS zu einer größeren Beeinträchtigung des Schlafes führt.

Diagnostiziert wird ADHS von einem Arzt.

Typisch für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung ist ein fahriges Verhalten. Im Unterricht gehen oft Störungen von betroffenen Kindern aus. Sie haben Schwierigkeiten bei der Konzentration, lassen sich schnell ablenken und es fällt ihnen schwer, eine Sache vom Anfang bis zum Ende „durchzuziehen“. ADHS-Kinder leiden zudem häufig unter starken Stimmungsschwankungen, sie sind rastlos und überaktiv. Ihre Frustrationstoleranz ist eher gering und sie können auch aggressiv reagieren.

Zahlreiche Kinder mit Hyperaktivität erwachen nachts und werden zunehmend ruheloser. Hyperaktive Kinder sind öfter von Nachtschweiß und Bettnässen betroffen als Kinder ohne Hyperaktivität.


Wie wirken sich neurologische Störungen auf den Kinderschlaf aus?

Die Schlafqualität und oft auch Schlafquantität ist bei Kindern, die unter Störungen des Nervensystems leiden oder nicht oder nur mit Einschränkungen sehen, hören oder sich bewegen können, beeinträchtigt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind mit der Behinderung zur Welt gekommen ist oder diese erst später beispielsweise als Folge eines Unfalles aufgetreten ist.

Bei betroffenen Kindern kommt es zu Schlaflosigkeit oder auch wiederholten Schlafunterbrechungen durch Aufwachen während der Nacht. Kinder, die blind und gehörlos sind, leiden häufig oder einem deutlich aus dem Takt geratenen Schlaf-Wach-Rhythmus.


Wie werden Schlafstörungen bei Kindern mit Behinderungen behandelt?

Wenn Kinder mit Behinderungen Probleme mit dem Schlafen haben, lässt sich dieses häufig nur schwer und meist auch nur mit professioneller Unterstützung lösen. So kann ein erfahrener (Schlaf-)Mediziner Ursache(n) und Art der Schlafstörung ermitteln und untersuchen, ob ggf. noch weitere Erkrankungen vorliegen. Der Ausschluss anderer Krankheiten ist für eine exakte Diagnosestellung und angemessene Behandlung unverzichtbar.

Wie bei Erwachsenen auch, gibt es für nahezu alle Schlafstörungen, die bei Kindern auftreten können, Möglichkeiten für eine Therapie, um die Probleme ganz oder zumindest so weit wie möglich zu beheben.


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Linda Liss

Als Owner Social Media steuert sie seit 2021 das Social Media Team und die Social Media Kanäle u. a. von Betten.de und ist auch als Autorin für das Schlafmagazin tätig.

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