Wie hängen Diabetes und Schlaf zusammen?

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Diabetes und Schlaf?Diabetes ist eine Krankheit, von der wohl fast jeder schon gehört hat. Die Zusammenhänge, die es zwischen Diabetes und dem Schlaf gibt, sind allerdings weniger bekannt. Im nachfolgenden Artikel erklären wir noch einmal kurz, worum es sich bei Diabetes überhaupt handelt und gehen dann spezifisch auf die Fragestellung „Wie hängen Diabetes und Schlaf zusammen?“ ein.

Darüber hinaus geben wir Tipps dazu, wie man als Diabetiker seinen Schlaf verbessern kann und was man machen kann, damit es nachts nicht zu einer gefürchteten Unterzuckerung kommt.

Was ist eigentlich Diabetes?

Was ist Diabetes überhaupt?Mit der Bezeichnung Diabetes mellitus werden diverse Störungen des menschlichen Stoffwechsels zusammengefasst, die als gemeinsames Kernmerkmal die chronische Hyperglykämie – Überzuckerung – aufweisen. Umgangssprachlich wird Diabetes mellitus deshalb auch als Zuckerkrankheit bezeichnet.

Wenn ein Diabetes vorliegt, können neben einer Störung des Kohlenhydratstoffwechsels teilweise auch Ungleichgewichte im Eiweiß- und Fettstoffwechsel festgestellt werden.

Bei der Entwicklung eines Diabetes ist das essentielle Stoffwechselhormon Insulin von maßgeblicher Bedeutung. – Insulin ist für die Steuerung des Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsels verantwortlich. Ursächlich für eine Diabetes-Erkrankung können z. B. verschiedene Störungen in der Insulinabgabe aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse oder aber auch ein vollständiger Mangel an Insulin sein. Auch unterschiedlich stark ausgeprägte Beeinträchtigungen der Insulinwirkung an der Muskulatur, im Fettgewebe oder an Organen wie der Leber oder dem Gehirn können einen Diabetes auslösen.


Video: Kurz und verständlich: Was passiert bei Diabetes? – Helmholtz Zentrum München


Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes

Man unterscheidet zwischen den Typ-1-Diabetes und dem Typ-2-Diabetes, wobei der Typ 2 am weitesten verbreitet ist (ca. 90% aller Menschen mit Diabetes leiden unter Typ 2).

Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der die körpereigene Abwehr die Langerhans’schen Inseln der Bauchspeicheldrüse, welche für die Insulinproduktion zuständig sind, angreift und zerstört. In der Folge wird vom Körper kein Insulin mehr produziert, was einen absoluten Mangel an Insulin nach sich zieht, so dass die in der Nahrung vorhandene „Energie“ in Form von beispielsweise Glucose nicht mehr in der erforderlichen Menge zur Verstoffwechselung in die Zellen des Körpers gelangen.

Betroffene, die unter einem Typ-1-Diabetes leiden, müssen aus diesem Grund ihr ganzes Leben lang mehrfach am Tag den Insulinmangel z. B. durch Spritzen ausgleichen. Die Dosis an zugeführtem Insulin muss dabei immer wieder angepasst werden, damit der Blutzuckerspiegel möglichst konstant bzw. stabil und „normal“ eingestellt ist. Durch den künstlichen Insulinausgleich lässt sich das Auftreten folgenschwerer Begleiterkrankungen an den Nerven und Gefäßen größtenteils verhindern oder zumindest deutlich herauszögern.

Vom Typ-1-Diabetes sind hauptsächlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Insgesamt liegt ein Diabetes Typ 1 bei „nur“ etwa 0,3 % bis 0,4 % der Bevölkerung vor.

Der Typ-2-Diabetes ist die häufigste Diabetes-Form. Insgesamt gehören circa 90% aller Diabetiker zu den Typ-2-Diabetikern. Charakteristisch für den Typ-2-Diabetes ist das Vorliegen einer so genannten Insulinresistenz, was bedeutet, dass die Insulinwirkung in den Körperzellen gegenüber einem Nicht-Diabetiker reduziert ist. Gleichzeitig liegt außerdem ein Mangel an Insulin vor.

Beim Diabetes des Typ 2 handelt es sich um eine komplexe und sehr diffizile Erkrankung, was sich in verschiedenen Ausprägungen von Insulinresistenz und Insulinmangel zeigt.

Vorstufen des Typ-2-Diabetes sind eine erhöhte Nüchtern-Plasma-Glukose und / oder eine gestörte Glukosetoleranz, was sich über einen entsprechenden Glukosetoleranztest herausfinden lässt. Im Zusammenhang mit einer gestörten Glukosetoleranz spricht man auch vom so genannten Prädiabetes. Diese Vorstufen sowie der Typ-2-Diabetes als solcher auch gehen oft mit weiteren Problemen des Metabolischen Syndroms einher. – In mehr als 80% der Diabetes-Typ-2-Erkrankungen liegt Fettleibigkeit (Adipositas) vor.


Video: Diabetes in Deutschland – RKI


Weitere Informationen über Diabetes – Links im Internet:


Wie hängen Diabetes und Schlaf zusammen?

Viele Menschen mit Diabetes kommen am Abend und in der Nacht nur schwer zur Ruhe. Es fällt ihnen schwer, entspannt einzuschlafen bzw. durchzuschlafen. Sorgen und Ängste bezüglich nächtlicher Schwankungen des Blutzuckerspiegels oder Unterzuckerung nehmen Einfluss auf die Schlafqualität und damit verbunden auf den Erholungswert. Die notwendige Regeneration bleibt so in weiten Teilen auf der Strecke.

Um die Herausforderungen des Alltags meistern zu können, ist ein guter Start in den Tag nach einer erholsamen Nachtruhe und Regenerationsphase ein wichtiger Grundstein. Gelingt es am Abend nicht, vor lauter Gedankenkarussell und Sorge in den Schlaf zu finden bzw. erwacht man in regelmäßigen Abständen aufgrund immer wieder aufkeimender Ängste, können Körper und Psyche sich nicht richtig regenerieren. Kurzfristig kann man Phasen schlechten Schlafes und mangelhafter Erholung in der Regel noch kompensieren, aber wenn die Phasen anhalten und sich die Schlafstörungen manifestieren, wirkt sich dieses auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit aus. So kann sich chronischer Schlafmangel bzw. chronisch schlechter Schlaf förderlich auf die Entstehung vieler Krankheiten auswirken. Für Personen, die unter Diabetes leiden, bergen Störungen beim Einschlafen und Durchschlafen entsprechend zusätzliche Risiken für das Auftreten weiterer Erkrankungen.

Der Körper wird durch nächtlichen Schlafentzug bzw. wiederholte Störungen der nächtlichen Ruhe extrem unter Stress gesetzt. Bei jedem Erwachen kommt es durch das Gehirn zu Adrenalinausschüttungen, was einen Anstieg des Blutzuckerspiegels zur Folge hat. Ursprünglich war dieser Automatismus sinnvoll: Im Zuge von „fight or flight“, war es für unsere Vorfahren sehr wichtig, auch aus der Nachtruhe heraus, schnell reaktionsfähig zu sein. Heutzutage benötigen wir diesen Mechanismus in der Regel allerdings nicht mehr. Das Insulin wird nicht abgebaut und das Diabetes-Risiko steigt.

Neben dem Schlafmangel und dem reduzierten Erholungswert gibt es auch andere Vorgänge im Körper, die in Verbindung mit Schlafstörungen auftreten und insbesondere für Diabetiker bzw. für die Diabetes-Entstehung von Bedeutung sind. – Die Hormone Leptin und Ghrelin, die vereinfacht ausgedrückt für Sättigungsgefühl bzw. Hunger verantwortlich sind, geraten durch wiederholte Schlafunterbrechungen in der Nacht aus dem Gleichgewicht. In der Folge kommt es häufig dazu, dass kein Sättigungssignal zum Gehirn gelangt, wodurch mehr als nötig gegessen wird, was sich auch auf der Waage niederschlägt. Das Übergewicht ( Macht Schlafmangel dick?) wiederum beeinflusst die Schlafqualität auch oft negativ, so begünstigt ein zu hohes Körpergewicht Schnarchen bis hin zu nächtlichen Atemaussetzern (Schlafapnoe). Durch die Atemaussetzer im Zuge der Apnoe gerät der Körper in Stress, die Schlafqualität fällt weiter und Diabetes wird gefördert.

Drei von vier Übergewichtigen schnarchen oder leiden unter Schlafapnoe.


Was kann man als Diabetiker tun, um seinen Schlaf zu verbessern?

Basis für einen guten und erholsamen Schlaf bilden immer eine gute Schlafhygiene und ein körpergerechtes Bett.

Wenn man unter Diabetes leidet, sollte man sich nachts nicht auch noch Sorgen um Blutzuckerschwankungen oder Unterzuckerung machen müssen. Hier ist generell wichtig, dass der Medikamentenplan von Diabetikern regelmäßig überprüft und ggf. angepasst wird, damit nächtliche Schwankungen beim Blutzuckerspiegel aufgrund einer unstimmigen medikamentösen Einstellung ausgeschlossen werden können.

Um mit einem besseren Gefühl zu Bett gehen zu können, ist es für Menschen mit Typ-2-Diabetes ratsam, am Abend auf eine Ernährung mit möglichst wenig Kohlenhydraten und Zucker – Low Carb – zu setzen. Durch den bewussten Konsum von Low Carb Nahrungsmitteln zum Abendessen kann nächtlichen Blutzuckerschwankungen vorgebeugt werden.

Personen mit einem Typ-1-Diabetes sollten kurz vor dem Schlafengehen besser keinen Sport betreiben, weil dadurch das Risiko für eine Unterzuckerung steigt.

Haben sich bereits Schlafstörungen manifestiert, sollte man einen Arzt konsultieren. Um selbst ein genaueres Bild vom eigenen Schlaf zu bekommen und dem Arzt Diagnose und Behandlung zu erleichtern, empfiehlt es sich, ein Schlaftagebuch zu schreiben.

Wer über einen Zeitraum von drei Wochen an mehr als drei Tagen für mehr als drei Stunden wach in der Nacht ist, hat in der Regel eine behandlungsbedürftige Schlafstörung. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der so genannten „Dreier-Regel“.

Weitere Informationen für einen besseren Schlaf im Schlafmagazin:


Wie kann man als Diabetiker nächtlicher Unterzuckerung entgegenwirken?

Bei der Unterzuckerung oder auch dem Unterzucker bzw. fachsprachlich der Hypoglykämie handelt es sich um eine akute Komplikation, die bei Diabetes mellitus auftreten kann. Hypoglykämie kommt häufig vor.

Eine Unterzuckerung bzw. Hypoglykämie liegt vor, wenn der Blutzuckerspiegel unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) abfällt.

Da eine Unterzuckerung mit Folgeschäden für den Betroffenen verbunden sein und nicht selten sogar zum Tod führen kann, sollte sie unbedingt vermieden werden.

Ein akuter Unterzucker kann durch Alkoholkonsum, zu viel körperlicher Aktivität bzw. zu hoher körperlicher Anstrengung oder auch durch eine zu geringe Nahrungsaufnahme verursacht werden. Das Risiko für eine Hypoglykämie steigt bei langjähriger Diabetes-Erkrankung, mit zunehmendem Alter sowie bei einer gestörten Nierenfunktion. Überwiegend führt allerdings eine Überdosierung von Insulin oder der Diabetes-Medikamente eine Unterzuckerung herbei.

Symptome einer Unterzuckerung

Wenn eine Hypoglykämie vorliegt, äußert sich dieses bei Betroffenen durch Nervösität, Zittern, Schweißausbrüche und Heißhungergefühle. Mit weiter fallendem Blutzucker verstärken sich die Symptome.

Diabetiker werden in der Regel speziell auf das Erkennen der typischen Anzeichen für einen Unterzucker geschult, damit sie rechtzeitig reagieren und gegensteuern können. Um der Hypoglykämie entgegenzuwirken, sollte der Betroffene sofort Zucker zu sich nehmen oder aber sich Glukagon spritzen. – Beim Glukagon handelt es sich um ein Peptidhormon, welches wie das Insulin am Kohlenhydrat-Stoffwechsel beteiligt ist. Glukagon fungiert genau genommen als Gegenspieler des Insulins und lässt den Blutzuckerspiegel steigen. Normalerweise wird das Glukagon vom Körper in erster Linie zwischen den Mahlzeiten freigesetzt, wenn der Blutzuckerspiegel niedrig ist. Das Hormon wirkt dabei hauptsächlich in der Leber, wo es zur Bildung von energiereicher Glucose anregt.

Wird nichts gegen die Unterzuckerung unternommen, verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen weiter und kann bis zur Bewusstlosigkeit führen.

Für weitere Informationen zur Unterzuckerung – Hypoglykämie empfehlen wir Ihnen die Lektüre des Artikels in der deutschen Apotheker Zeitung.

Nachdem wir kurz erläutert haben, welche fatalen Auswirkungen eine Unterzuckerung auf Diabetiker hat, ist klar, dass diese unbedingt vermieden werden muss. Damit insbesondere nachts das Risiko für das Auftreten einer Hypoglykämie weitgehend ausgeschaltet ist, kann man einiges tun:

Es kommt relativ oft vor, dass nächtlicher Unterzucker überhaupt nicht bemerkt wird, weil der Körper im Schlaf verzögert auf fallende und niedrige Blutzuckerspiegel reagiert. – Indizien für eine Hypoglykämie im Schlaf können erhöhte Blutzuckerwerte unmittelbar nach dem Aufstehen in Verbindung mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel und/oder Kopfschmerzen sein. Auch Schweißausbrüche während der Nacht können auf einen zu niedrigen Blutzucker hinweisen.

Besteht ein Verdacht auf nächtliche Unterzuckerung, sollte man sich nachts einen Wecker stellen und zwischen zwei und vier Uhr morgens den Blutzucker messen. Dieses sollte man ein paar Tage hintereinander wiederholen, die Messergebnisse ggf. mit weiteren Messungen vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen dokumentieren und mit zum Arzt nehmen, damit dieser die aktuelle Medikation prüfen und ggf. anpassen kann.

Es gibt in diesem Zusammenhang bestimmte Diabetes-Medikamente (Gruppe der Sulfonylharnstoffe), die eine Unterzuckerung begünstigen können. Werden diese eingenommen, muss eventuell eine Umstellung erfolgen, um ein zu starkes Absinken des Blutzuckers im Schlaf zu verhindern.

Der Arzt sollte auch Auskunft darüber geben, wie hoch der individuelle Ziel-Blutzucker für die Nacht sein sollte. So kann man als Betroffener vor dem Schlafengehen den Zuckerwert messen und ggf. eine Korrektur in die eine oder andere Richtung vornehmen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es Unterschiede hinsichtlich der Insulinempfindlichkeit des Körpers während der einzelnen Schlafphasen geben kann.

Für den Notfall sollte man immer schnell wirkende Kohlenhydrate – auch Broteinheiten oder BE – sowie eine Glukagon Spritze griffbereit in Bettnähe haben, um schnell auf eine nächtliche Hypoglykämie reagieren zu können.

Wer abends Sport treibt, sollte bedenken, dass dieser auch noch nach dem Training Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nimmt. Einer u. U. daraus resultierenden Unterzuckerung kann man durch eine Reduktion der Insulindosis oder zusätzlichen Aufnahme von Kohlenhydraten entgegenwirken. Hier ist im Vorfeld eine Beratung durch den Facharzt, einen Diätassistenten oder ähnliches ratsam.

Alkohol vor dem Schlafengehen ist für Diabetiker besonders ungünstig. – Circa acht Stunden nach dem Genuss eines alkoholischen Getränkes führt dieses zu einem Absinken des Blutzuckerspiegels, womit das Risiko eines Unterzuckers im Schlaf steigt. Darüber hinaus beeinträchtigt Alkohol ohnehin die Schlafqualität. Wer trotz Diabetes auch am Abend in Maßen Alkohol genießen will, der sollte an diesen Tagen mit einem höheren nächtlichen Zielwert für den nächtlichen Blutzucker rechnen und vor dem Zubettgehen unbedingt noch einmal eine Messung durchführen, um ggf. vorbeugend einwirken zu können. Sicherer ist es außerdem, sich nachts noch einmal den Wecker zu stellen, um den Spiegel erneut zu messen und eine Hypoglykämie auf jeden Fall zu vermeiden.


Diesen Artikel bewerten 1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (5 Bewertungen, Durchschnitt: 4,60 von 5)
Loading...
Avatar-Foto

Judith Schober

Als Content Marketing Managerin betreut sie seit 2014 die Online-Redaktion des Shops Betten.de. Im Schlafmagazin veröffentlicht sie u. a. Beiträge rund um aktuelle Einrichtungstrends sowie Pflegetipps und Artikel zu Gesundheitsthemen.

Weitere interessante Beiträge