Besser schlafen mit schwerer Bettdecke?

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Besser schlafen mit schwerer Bettdecke? Mehr über Gewichtsdecken, Therapiedecken im Schlafmagazin.Die auch als Gewichtsdecken oder Therapiedecken bekannten Spezial-Bettdecken können bis zu zwölf Kilogramm auf die Waage bringen. Das zusätzliche Gewicht der Decken soll unter anderem bei der Linderung von Ängsten oder Schlafstörungen unterstützen. In diesem Zusammenhang ist allerdings festzustellen, dass es nur wenig wissenschaftliche Untersuchungen zur Effektivität von Gewichtsdecken gibt.

Im Schlafmagazin haben wir uns intensiver mit den Therapiedecken beschäftigt und Ihnen die wichtigsten Aspekte dazu zusammengestellt.

Was sind Gewichtsdecken?

Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich bei den Gewichtsdecken um besonders schwere Bettdecken. Damit die Therapiedecken dieses Plus an Gewicht bekommen, werden zwischen Schichten aus Stoff Ketten oder Kügelchen eingenäht. Dieses Extra-Füllmaterial kann z. B. aus Glas oder auch aus Kunststoff gefertigt sein und ist in der Regel nicht nur ungiftig und strapazierfähig, sondern auch hypoallergen.

Gewichtsdecken werden von verschiedenen Herstellern angeboten und stehen mit Gewichten zwischen vier und zwölf Kilogramm zur Verfügung.


Welchen Effekt haben schwere Bettdecken?

Therapiedecken fördern die eigene Körperwahrnehmung, indem sie durch ihr höheres Gewicht einen gleichmäßigen Tiefendruck (Deep touch pressure) auf das vegetative Nervensystem ausüben. Vereinfacht ausgedrückt, wirkt die schwere Bettdecke so, als wenn der komplette Körper eine liebevolle Umarmung erhält. Daraus ergeben sich wiederum entspannende Effekte. Dieses ist vergleichbar mit dem häufig praktizierten „Pucken“ von Säuglingen, bei denen diese fest und eng in ein Tuch eingewickelt werden, womit das geborgene, sichere Gefühl aus dem Mutterleib simuliert werden soll. – Die Puck-Methode ist allerdings nicht unumstritten.

Die beruhigende Wirkung der Gewichtsdecken resultiert daraus, dass der Tiefendruck die Produktion von Serotonin im Körper anregt. Serotonin wird nicht ohne Grund auch als Wohlfühl- oder Glückshormon bezeichnet, da es unter anderem dem Stresshormon Cortisol entgegenwirkt und ein angenehm-wohliges Gefühl innerer Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit schenkt. Die Muskulatur, Gelenke und Sehnen entspannen sich, wodurch auch Ängste, Sorgen und Stress zurückgehen.

Serotonin ist außerdem die Basis für die körpereigene Produktion von Melatonin. Da Melatonin u.a. für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus im Organismus verantwortlich ist, bezeichnet man dieses auch als Schlafhormon. Aufgrund der durch das Einwirken der Gewichtsdecke erhöhte Freisetzung von Serotonin im Körper kommt es also gleichsam zu einer vermehrten Melatonin-Herstellung, wodurch in der Folge auch das Einschlafen verbessert werden soll. Diese Theorie ist in Fachkreisen allerdings nicht unumstritten, da das Melatonin letztlich auch erst einmal das Hirn erreichen und dort wirksam werden muss.


Wann sind Gewichtsdecken empfehlenswert?

Gewichtsdecken werden u. a. in der begleitenden Therapie von Depressionen, Angststörungen oder bei Schlafproblemen eingesetzt.

Die Verwendung einer therapeutischen Bettdecke mit Extra-Gewicht kann darüber hinaus auch Personen, welche oft oder fortwährend mit einer großen inneren Anspannung zu kämpfen haben und kaum oder gar nicht zur Ruhe finden, Linderung verschaffen. Deshalb kommen Gewichtsdecken auch in der Behandlung von Autismus, Asperger-Syndrom, ADS, ADHS, Alzheimer, Demenz und Parkinson zum Einsatz. Auch beim Restless-Legs-Syndrom soll die Nutzung einer schweren Bettdecke hilfreich sein können.

Personen, die Probleme mit dem Atmen haben oder unter Kreislaufbeschwerden leiden, sollten Gewichtsdecken nur in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt nutzen.


Für wen eignen sich Therapiedecken?

Therapiedecken eignen sich gleichermaßen gut für Kinder (ab einem Lebensalter von 5 Jahren) und Erwachsene, wenn sie passend zum Nutzer bzw. abgestimmt auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Verwenders ausgewählt werden. Soll ein jüngeres Kind mit einer Gewichtsdecke schlafen, sollte dieses vorab mit dem Kinderarzt abgesprochen werden.


Worauf sollte man bei der Auswahl und Nutzung einer Gewichtsdecke achten?

Bei den Therapiedecken gilt nicht das Motto „Je schwerer, desto besser.“. Man sollte stattdessen für die Wahl einer passenden Gewichtsdecke ein Modell wählen, welches nicht schwerer ausfällt als zehn Prozent des eigenen Körpergewichts. Wer also 60 kg auf die Waage bringt, sollte eine schwere Bettdecke mit einem maximalen Gewicht von bis zu sechs Kilogramm wählen.

Es wird meist empfohlen, die Gewichtsdecken lediglich zum Einschlafen zu nutzen, um dabei von den positiven Effekten bzw. von der beruhigenden Wirkung zu profitieren. Im Laufe der Nacht kann die Bettdecke allerdings auch zu schwer werden und so die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen, was sich wiederum schlecht auf die Schlafqualität auswirken kann. Hier gilt es, auszutesten, ob der Verbleib unter der schweren Bettdecke während der kompletten Nachtruhe negative Konsequenzen für den Schlaf hat.

Wer tagsüber sehr stark unter innerlicher Unruhe leidet, kann sich die Therapiedecke auch am Tag auflegen, um so im Idealfall zu entspannen und die Nervosität zu beseitigen. So kommen Gewichtsdecken beispielsweise zum Teil auch im Rahmen einer Ergotherapie zum Einsatz, wo die zu behandelnde Person, lediglich zwischen fünf Minuten und einer Viertelstunde unter der Decke bleibt.


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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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