Was ist Sekundenschlaf und was kann man dagegen tun ?

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Schnell ist es passiert: Die Augen fallen zu, der Kopf sinkt nach unten und für wenige Sekunden breitet sich ein tiefmattes Gefühl aus, dem man kaum widerstehen kann – der Sekundenschlaf. So schön die gemütliche Nachtruhe zuhause auch sein kann, so gefährlich ist es, wenn sie im öffentlichen Straßenverkehr auftritt. Experten gehen davon aus, dass jeder vierte tödliche Unfall auf der Autobahn durch den sogenannten Mikroschlaf verursacht wird.


Was steckt hinter Sekundenschlaf?

Heutzutage fühlen sich nahezu alle Menschen gestresst. Lange Arbeitstage und eine enge Taktung des Alltags tragen ihr Übriges dazu bei, dass große Teile der Bevölkerung generell chronisch übermüdet sind. Halten die Stresssituationen über Jahre an, gewöhnen sich viele an den aufreibenden Alltag und empfinden die Symptome, die zum übermächtigen Sekundenschlaf führen können, als normale Bestandteile ihres Alltagslebens.

Sekundenschlaf ist nicht nur ein Anzeichen für eine Übermüdung, sondern die letzte Konsequenz des Körpers bei Schlafmangel. Dann nämlich übermannt die Schläfrigkeit und lässt einen nicht mehr los. Wissenschaftler konnten beweisen, dass dieser Mikroschlaf am Steuer sogar mit geöffneten Augen einhergehen kann.

Besonders gefährdet für den Sekundenschlaf sind Menschen, die klassisch übermüdet sind. Sie sind viel zu lange wach und bauen ein massives Schlafdefizit auf. Der Sekundenschlaf dauert manchmal übrigens nicht nur ein oder zwei Sekunden, sondern häufig steuert der PKW bis zu 15 Sekunden führerlos umher, ehe es zum Crash kommt.


Diese Symptome zeigen das Risiko an:



Dem akuten Schlafbedürfnis gehen immer bestimmte Alarmsignale voraus. Nicht nur Beifahrer sollten den Fahrstil des Fahrers kritisch hinterfragen, sondern auch der Fahrer selbst sollte stutzig werden, wenn folgende Symptome auftreten:

  • ausgeprägtes Müdigkeitsgefühl
  • schwere Augenlider
  • häufiges Blinzeln oder das Bedürfnis, sich die Augen zu reiben
  • unscharfes Sehen
  • zahlreiches Gähnen
  • Kopfschmerzen
  • Kältegefühl oder Gänsehaut
  • Schreckhaftigkeit
  • Fahrfehler wie übermäßige Lenkbewegungen, unregelmäßige Geschwindigkeit
  • übertriebenes Schalten
  • Gedächtnislücken
  • optische Täuschungen, Farbsehen oder Dunkelsehen (Tunnelblick)

Gehöre ich zu den besonders gefährdeten Personen?

Grundsätzlich sind alle Menschen gefährdet, bei denen sich ein großer Schlafmangel aufbauen konnte. Wer nicht schläft, handelt gegen die menschliche Natur. Zwangsläufig gehören LKW-Fahrer, Taxifahrer und sonstige PKW-Pendler zur größten Risikogruppe. Sie sitzen oft stundenlang regungslos hinterm Steuer, blicken monoton nach vorne und lassen sich durch das Radio berieseln. Kommt dann noch Termindruck oder eine intensive geistige Beschäftigung mit Problemen dazu, schaltet das Gehirn irgendwann erschöpft in den Schlafmodus. Daneben weisen auch Menschen, die im Schichtdienst arbeiten und regelmäßig einem unterschiedlichen Tages- bzw. Nachtrhythmus ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko auf.

Die Statistik zeigt, dass zudem auch Führerscheinneulinge und junge Erwachsene immer wieder verheerende Unfälle anrichten, weil sie vom Sekundenschlaf übermannt werden. Sie können ihre Kräfte oftmals noch nicht richtig einschätzen, feiern die Nächte durch und werden morgens am Steuer von der Müdigkeit überrascht. Ebenso kommt es auch bei Urlaubern, die große Strecken mit dem eigenen Auto zurücklegen, wiederholt zu Unfällen. Doch auch wer vermeintlich gut geschlafen hat, kann an einer heimtückischen Schlafapnoe leiden. Solche Patienten bauen unwissentlich ein Schlafdefizit auf, weil sie von unbemerkten Atemaussetzern in der Nacht geplagt werden.


Was hilft gegen Sekundenschlaf?

Praktisch wäre es, einfach eine Pille nehmen zu können und anschließend lange fit und geistig aufnahmebereit zu sein. Diese Idee bringt viele Autofahrer dazu, vor langen Strecken zu Energydrinks, Kaffee oder sonstigen aufputschenden Substanzen zu greifen. Doch der gegenteilige Effekt stellt sich ein. Wenn die drohende Müdigkeit mittels belebender Getränke überbrückt werden soll, kommt es zu einem späteren und dafür umso heftigeren Schlafbedürfnis. Auch die landläufige Meinung, Sauerstoffzufuhr könnte die Wachheit fördern, weshalb mit offenem Fenster gefahren wird, ist nicht richtig. Laute Musik hilft ebenso nicht, dem fehlenden Schlaf zu entrinnen. Je länger die Müdigkeit anhält, desto mehr nimmt die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung ab. Sich auf elektronische Sicherheitssysteme zu verlassen, ist übrigens keine gute Idee. Zwar suggerieren Warn- oder Korrekturvorrichtungen eine zuverlässige Überwachung, doch helfen kann diese nur im Akut-Fall, nämlich vor dem Zusammenprall.

Das einzige Mittel gegen Sekundenschlaf am Steuer ist eine ausreichend lange Pause verbunden mit einem Nickerchen. Oftmals reichen schon 30 Minuten Kurzschlaf aus, um zumindest wieder fahrtüchtig zu sein. Besser jedoch ist es, dem Körper wirklich etwas Ruhe zu gönnen und für einige Stunden den Wagen komplett abzustellen.


Vernünftiges Handeln, sicheres Fahren – So verhindern Sie den Sekundenschlaf

Ein spannendes Gespräch und an Schlaf ist nicht zu denken.

Schön ist es, einen Beifahrer zu haben, der nicht einschläft und mit interessanten Gesprächen die Monotonie des Fahrers unterbricht. Die Mikroschlafepisoden, welche zu tödlichen Unfällen führen, treten statistisch gesehen genauso häufig in der Nacht wie am Tage ein. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat herausgefunden, dass 24 Stunden Wachheit auf den Körper genauso wie ein Promille Alkohol wirken. Verantwortungsvolle Fahrer achten auf die Symptome, die dem gefährlichen Sekundenschlaf vorausgehen. Noch besser ist es, gar nicht erst müde oder überarbeitet den PKW zu starten. Sekundenschlaf kostet Leben – was wirklich hilft, ist vorher ausreichend zu schlafen. Sorgen Sie zuhause für eine behagliche Atmosphäre und genießen Sie eine ausreichend lange Nachtruhe im Bett.


Weitere interessante Facts zu medizinischen Themen finden Sie in unserer Rubrik „Medizin & Wissenschaft“.

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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