Katathrenie – Stöhnen im Schlaf
Im Schlafmagazin haben wir uns schon häufiger mit bemerkenswerten Phänomenen beschäftigt, die im Schlaf in Erscheinung treten können. Beispielhaft sind hier die schlafbezogene Essstörung oder auch das Schlafwandeln zu nennen.
Heute widmen wir uns der Katathrenie, welche umgangssprachlich auch einfach als Stöhnen im Schlaf umschrieben wird. Worum handelt es sich bei der Katathrenie eigentlich genau? Ist Katathrenie gesundheitsschädlich? Was kann man unternehmen, wenn man selbst oder der Partner vom Stöhnen im Schlaf betroffen ist? – Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserem Artikel. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!
Was ist Katathrenie?
Mit dem Ausdruck Katathrenie bezeichnet man ein während des Schlafes in Erscheinung tretendes Geräusch, welches sich an ein tiefes Einatmen (Inspiration) anschließt. Dieses Geräusch ist mit einem Stöhnen in mehr oder weniger stark ausgeprägter Lautstärke – teilweise auch sehr laut – gleichzusetzen und vollzieht sich während eines verlängerten Ausatmungsprozesses (Exspiration). Das Stöhnen fällt zumeist monoton aus und endet mit dem Ausatmen.
Während einer Nacht kann Katathrenie wiederholt in Episoden auftreten.
Video: Video: And you thought snoring was bad! | Catathrenia | Sleep Disorder – The Revis’s
Schlafstörungen und Normvarianten, die im Kontext mit dem Schlaf stehen, werden nach ICSD (International Classification of Sleep Disorders) klassifiziert. Von dieser Klassifizierung gibt es bis heute vier Versionen, wobei die aktuelle ICSD-3 aus dem Jahr 2014 stammt.
Gemäß der ICSD-3 wird die Katathrenie den Schlafbezogenen Atmungsstörungen, zu denen auch die Schlafapnoe oder das Schnarchen zählen, zugeordnet. Vorher – nach ICSD-2 (2005) – wertete man das Stöhnen im Schlaf als Parasomnie, also als auffällige Verhaltensweise, die im Schlaf bzw. in Verbindung mit dem Schlaf in Erscheinung tritt.
Katathrenie kommt eher selten vor. Es scheint so, dass Männer öfter von Katathrenie betroffen sind als Frauen. Bei den meisten Betroffenen tritt das Stöhnen im Schlaf zum ersten Mal in einem Alter von 5 bis 36 Jahren in Erscheinung.
Was verursacht Katathrenie bzw. Stöhnen im Schlaf?
Da Katathrenie bzw. Schlafstöhnen nicht familiär gehäuft zu beobachten ist, geht man nicht davon aus, dass es eine genetische Ursache für das Stöhnen im Schlaf gibt. Auch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass Katathrenie häufiger im Zusammenhang mit psychiatrischen Krankheiten oder schlafbezogenen Atmungsstörungen im engeren Sinne auftritt, so dass auch hier keine Ursachen auszumachen sind.
Katathrenie steht außerdem auch nicht mit anderen Schlafstörungen oder Parasomnien in Verbindung, so dass es insbesondere keinen Zusammenhang zu Somniloquie (Sprechen im Schlaf) oder der REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Aggressiver Schlaf) gibt.
Generell tappt die Medizin also noch ziemlich im Dunklen, was die Auslöser für das Stöhnen im Schlaf angeht. Jüngere Studien lassen allerdings vermuten, dass es möglicherweise anatomische Faktoren gibt, die das Auftreten einer Katathrenie begünstigen.
Wann tritt Katathrenie auf, was passiert dabei und wie äußert sich diese?
In der Regel tritt Katathrenie während des Traumschlafes – also der REM-Schlafphasen – in Erscheinung. Seltener setzt das Stöhnen im Schlaf auch schon in einer Non-REM-Schlafphase ein. Es kann sein, dass Betroffene vor dem Stöhnen beim Ausatmen auch kurz den Atem anhalten – also eine kurze Atempause einlegen. Dabei kommt es aber aufgrund einer sehr geringen Dauer nicht wie bei der Schlafapnoe zu einer Luftnot.
Bedingt durch das verlängerte Ausatmen kommt es zu einer Verlangsamung der Atmung (Bradypnoe), einem Anstieg des Drucks in der Brusthöhle sowie einer leichten Senkung der Herzfrequenz. Die Sauerstoffsättigung im Blut wird in der Regel durch die Katathrenie nicht wesentlich beeinflusst, was sie von der Schlafapnoe unterscheidet.
Wie genau die Vokalisation also die Lautbildung ausfällt (Summen, Seufzen, Schnauben, Stöhnen bis hin zu Brüllen), fällt von Person zu Person unterschiedlich aus. Darüber hinaus kann es auch bei einer Person immer wieder zu anderen Geräuschbildungen kommen. Auf Zuhörer können die im Schlaf abgegeben Laute erschreckend, beängstigend, traurig oder auch aggressiv wirken.
Charakteristisches Zeichen für das Vorliegen einer Katathrenie ist, dass es ausschließlich während des Ausatmens zur Geräuschbildung kommt. Das Stöhnen im Schlaf hält dann etwa fünf bis 50 Sekunden lang an. Wechselt der Betroffene seine Schlafposition, verstummt das Geräusch in der Regel, tritt aber zumeist bereits wenig später schon wieder auf.
Zusätzlich zur Vokalisation kommt es bei Katathrenie nicht zu Bewegungen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf.
In der Diagnostik der Katathrenie müssen andere schlafbezogenen Atmungsstörungen wie die Schlafapnoe, nächtlicher Atemgeräusche (Stridor), nächtliche Stimmritzenkrämpfe (Laryngospasmen), Asthma oder Schnarchen (hier treten die Geräusche beim Einatmen und nicht beim Ausatmen wie bei der Katathrenie auf) ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können Geräuschbildungen im Schlaf auch durch schlafbezogene Verhaltensstörungen oder epileptische Anfälle in der Nacht ausgelöst werden.
Schadet Stöhnen im Schlaf der Gesundheit?
Die meisten Menschen, die von Katathrenie betroffen sind, nehmen dieses selbst nicht wahr und leiden auch nicht an fortwährenden Durchschlafstörungen. Mit dem Stöhnen im Schlaf ist dementsprechend in der Regel kein Krankheitswert verbunden und damit auch keine schädigende Auswirkung auf die Gesundheit.
Einige von Katathrenie Betroffene empfinden ihren Schlaf allerdings als nicht ausreichend bzw. zu wenig erholsam. Manche verspüren nach dem Aufwachen auch eine leichte Heiserkeit.
Darüber hinaus kann das Stöhnen im Schlaf unheimlich störend für den Bettpartner sein und so dessen Schlafquantität sowie Schlafqualität negativ beeinträchtigen. Neben einer gestörten Nachtruhe kann es auch passieren, dass das Stöhnen im Schlaf durch den Partner falsch als sexuelle Lautäußerung gedeutet wird, was sich unter Umständen zusätzlich störend auf die zwischenmenschliche Beziehung auswirkt.
Was kann man gegen Stöhnen im Schlaf unternehmen?
Wenn die Katathrenie allein – also isoliert – auftritt, gibt es aktuell keine Behandlung oder Therapie. Sollte das Stöhnen im Schlaf mit einer behandlungsbedürftigen Schlafapnoe in Verbindung stehen, kann die nächtliche Anwendung eines Beatmungsverfahrens (CPAP oder BiPAP) zur Herstellung eines kontinuierlichen positiven Atemwegsdrucks nicht nur der Apnoe entgegenwirken, sondern auch Linderung für das Stöhnen im Schlaf bewirken. Betroffene schlafen dann mit einer speziellen Maske, die an ein Gerät angeschlossen ist, welches die Atmung im Schlaf kontrolliert.
Man geht ansonsten heute davon aus, dass Katathrenie eine chronische Beeinträchtigung ist, die über Jahre hinweg oder auch ein Leben lang Bestand hat.