Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)

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Periodische Beinbewegungen im Schlaf
Hier setzen wir uns mit periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) auseinander und erklären Ihnen u. a., um was es sich dabei genau handelt, welche Auswirkungen damit verbunden sind und was man dagegen unternehmen kann.

Was sind periodische Beinbewegungen im Schlaf?

In der Vergangenheit haben wir hier im Schlafmagazin im Bereich der Schlafstörungen u. a. bereits über das Restless Legs Syndrom (kurz: RLS) berichtet. Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) hängen oft mit dem Restless Legs Syndrom zusammen, können aber auch als eigenständige Schlafstörung (G25.80: Periodische Beinbewegungen im Schlaf – gesund.bund.de) auftreten. Im Zusammenhang mit dem Restless Legs Syndrom sind PLMS bei circa 80 Prozent der Betroffenen im Schlaflabor nachweisbar. Umgekehrt ist es dagegen nur selten so, dass im Rahmen einer vorliegenden PLMS ein RLS als Begleiterkrankung auftritt.

Statt von periodischen Beinbewegungen im Schlaf oder abgekürzt PLMS wird auch von periodischen Gliedmaßenbewegungen bzw. vom Syndrom periodischer Gliedmaßenbewegungen oder auf Englisch von Periodic Limb Movement Disorder (kurz: PLMD) gesprochen. Aus letzteren Bezeichnungen wird deutlich, dass es bei dieser Schlafstörung nicht nur Bewegungen der Beine, sondern ebenfalls der Arme – eben der gesamten Gliedmaßen – auftreten können. Fachlich ist im Zusammenhang mit PLMD auch vom nächtlichen Myklonus oder der periodischen Extremitätenbewegungsstörung die Rede.

Die periodischen Gliedmaßenbewegungen erfolgen bei PLMS im Schlaf. – Es gibt keine bewusste Steuerung oder Kontrollmöglichkeit durch den Betroffenen. Sind die periodischen Bewegungen der Beine und/oder Arme im Schlaf mit einer Schlafstörung und/oder Tagesschläfrigkeit verbunden, wird PLMS als eigenständige Schlafstörung bewertet.


Video: Video: Unruhige Beine – GESUNDHEITHEUTE


So äußern sich die PLMS

Allgemein zeigen sich periodische Gliedmaßenbewegungen in den Beinen und lediglich selten in den Armen. Wie der Name bereits nahe legt, kommt es in periodischen Intervallen zu den Bewegungen. In der Regel liegt ein zeitlicher Abstand von circa 30 Sekunden zwischen den einzelnen Bewegungen.

An den Beinen zeigt sich die PLMD durch wiederholtes Strecken des großen Zehs kombiniert mit einer Teilbeugung des Fußgelenks, der Knie sowie der Hüfte. PLMD tritt in erster Linie während des Non-REM-Schlafes auf und wird nur sehr selten im REM-Schlaf (Traumschlaf) festgestellt. Man geht davon aus, dass dieses damit zusammenhängt, dass sich die Muskeln während des REM-Schlafes in einem einer Lähmung ähnlichen Zustand befinden. Dieser soll dafür sorgen, dass wir unsere Träume nicht körperlich in Handlungen umsetzen, weshalb wahrscheinlich dann aber auch keine periodischen Beinbewegungen im Traumschlaf möglich sind.

Hauptsächlich treten die periodischen Bewegungen der Beine während der ersten Nachthälfte in Clustern auf. Von PLMS ist die Rede, wenn sich die periodischen Gliedmaßenbewegungen pro Stunde Schlaf mindestens fünfmal oder häufiger feststellen lassen.

Gestörter Schlaf durch PLMD

Da die PLMD während des Schlafes auftritt, hat dieses in der Regel Auswirkungen auf die Schlafqualität und das Wohlbefinden. Hier gibt es allerdings große Unterschiede in der Ausprägung bzw. Wahrnehmung der Betroffenen:

Personen, die unter PLMD leiden, werden manchmal kurze Zeit nach dem Einschlafen durch die periodischen Gliedmaßenbewegungen geweckt. Oft realisieren sie in diesem Zusammenhang nicht, dass sie bereits eingeschlafen waren und nehmen fälschlicherweise an, dass sie von Einschlafstörungen betroffen sind.

Weiterhin gibt es Menschen, die glauben, dass sie an Durchschlafstörungen leiden, obwohl ihr eigentliches Problem periodische Beinbewegungen im Schlaf sind. Hier kommt es infolge der nächtlichen Gliedmaßenbewegungen zum so genannten fragmentierten Schlaf. – Die Bewegungen erzeugen immer wieder kurze Weckreaktionen, die man als Arousals bezeichnet. Aus diesem wiederholten Aufwachen verschiebt sich das Verhältnis von Tiefschlaf (weniger) und Leichtschlaf (mehr), was bei Betroffenen den Anschein von Durchschlafstörungen erweckt. Dieser wird noch dadurch verstärkt, dass sie sich am Folgetag unausgeschlafen und „kaputt“ fühlen.

Dann gibt es noch Betroffene, die überhaupt nicht registrieren, dass ihr Schlaf gestört ist, obwohl sie unter übermäßiger Tagesschläfrigkeit mit ungewolltem Einschlafen am Tage aufgrund des wiederholten Aufwachens in der Nacht leiden.

Welche weiteren Auswirkungen kann PLMD haben?

Neben den bereits beschriebenen Schlafstörungen sowie den damit verbundenen Auswirkungen auf den Tag (vermehrte Müdigkeit, ungewolltes Einschlafen, reduzierte Leistungsfähigkeit) kann die PLMD auch Konsequenzen für den Bettpartner des Betroffenen haben. – So gibt es Berichte über nächtliche Tritte oder weggezogene Bettdecken.


Wer leidet unter PLMD?

Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) treten bei Männern und Frauen gleichermaßen auf. Es gibt also keine geschlechtsspezifisch höhere Wahrscheinlichkeit für die PLMD.

Die Schlafstörung hängt allerdings mit dem Alter zusammen und ist bei jungen Menschen unter 30 Jahren nur sehr vereinzelt zu finden. In der Altersgruppe der 30-Jährigen bis 50-Jährigen leiden etwa 5% unter PLMD, während bei den 50-Jährigen bis 65-Jährigen schon etwa 25% betroffen sind und ab einem Alter von 65 Jahren rund 44% unter periodischen Gliedmaßenbewegungen im Schlaf leiden.


Wie werden periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) bzw. die Periodic Limb Movement Disorder (PLMD) diagnostiziert?

Da vielen Betroffenen – wie bereits oben beschrieben – gar nicht bewusst ist, dass es bei ihnen im Schlaf zu periodischen Gliedmaßenbewegungen kommt, sprechen sie beim Arzt häufig nur unruhigen Schlaf oder vermehrte Tagesmüdigkeit an, was eine Diagnose schwieriger macht. Der Bettpartner gibt oft wichtige Hinweise dazu, dass es in der Nacht zu vermehrten Bewegungen kommt, was den Arzt dann u. U. schneller auf die Spur der PLMD bringt.

Ansonsten kann meist nur eine umfassende Untersuchung im Schlaflabor Aufschluss darüber geben, dass PLMS für die schlechte Schlafqualität verantwortlich sind.

PLMS müssen von Einschlafzuckungen (Warum zuckt man beim Einschlafen?“) abgegrenzt werden. Diese Zuckungen, die ab und an kurz vor dem Einschlafen als plötzliches Zusammenzucken des kompletten Körpers in Erscheinung treten, sind vollkommen normal und wirken sich weder auf den Schlaf noch die Wachheit aus. Weiterhin muss natürlich auch geschaut werden, ob die PLMS u. U. lediglich eine Begleiterscheinung des Restless Legs Syndrom sind.

In der Differentialdiagnostik muss zudem ausgeschlossen sein, dass die periodischen Bewegungen der Gliedmaßen durch eine andere Grunderkrankung wie eine Niereninsuffizienz, einen Eisenmangel oder als Begleiterscheinung einer Medikamenteneinnahme hervorgerufen werden.


Wodurch kommt es zu periodischen Beinbewegungen im Schlaf?

Ähnlich wie beim Restless Legs Syndrom weiß man auch über die Ursachen für das Auftreten periodischer Beinbewegungen im Schlaf nur wenig. Die auslösenden Faktoren sollen identisch zu denen des RLS sein.

Häufig treten PLMS bei Personen auf, die unter Narkolepsie und Erkrankungen der Nieren leiden.

Die Symptome der PLMD können durch die Einnahme von Antidepressiva verstärkt werden.


Wie werden periodische Beinbewegungen im Schlaf behandelt?

Wenn die PLMD keine Auswirkungen auf den Betroffenen hat, weil die Qualität des Nachtschlafes sowie die Befindlichkeit am Tage nicht beeinträchtigt sind, bedarf es keiner Behandlung.

Ist der Schlaf bzw. die Schlafqualität durch die periodischen Gliedmaßenbewegungen beeinträchtigt, kann es manchmal schon ausreichen, etwas an den Schlafgewohnheiten bzw. der Schlafhygiene zu verändern. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang z. B. die Lektüre unseres Artikels: Schlafförderung – Besser einschlafen, gut durchschlafen & entspannt aufwachen

Darüber hinaus ist auch eine medikamentöse Behandlung bei PLMD möglich.

Aktuell ist es jedoch so, dass sich zwar der Erholungsfaktor des Schlafes für von PLMS-Betroffene durch Veränderungen im Schlafverhalten und/oder Medikamente deutlich verbessern lässt, die Bewegungen der Gliedmaßen im Schlaf sich aber nicht vollständig „abstellen“ lässt.

Leidet der Bettpartner stark unter den vermehrten nächtlichen „Aktivitäten“, sollte über getrennte Schlafstätten nachgedacht werden, um dieses Problem zu lösen. – Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch: Getrennte Schlafzimmer – ja oder nein


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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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