Schlafzimmer nach dem Vastu Prinzip einrichten und gestalten
In der Vergangenheit haben wir uns im Schlafmagazin bereits sehr intensiv und ausführlich mit dem chinesischen Regelsystem Feng Shui befasst, welches unter anderem wichtige Grundsätze für das Einrichten der Wohnung inklusive des Schlafzimmers liefert. – Bitte beachten Sie hierzu unsere Artikel:
Heute geht es um eine ähnliche Lehre, die ihren Ursprung in Indien hat und mindestens genauso alt wie Feng Shui ist – wenn nicht sogar noch älter: Vastu. Im Artikel stellen wir Ihnen Vastu u. a. genauer vor, erklären den Unterschied zum Feng Shui und geben Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie Vastu bei der Einrichtung und Gestaltung Ihres Schlafzimmers berücksichtigen können.
Was ist Vastu?
Wie bereits oben beschrieben, stammt die Vastu Lehre bzw. Vastu Shakra aus Indien. – Vastu ist Sanskrit und steht auf der einen Seite für einen umschlossenen Raum (dabei wird Vastu mit langem „A“ (also Vaastu) gesprochen) und auf der anderen Seite für einen Platz, auf welchen früh am Morgen die ersten Sonnenstrahlen treffen. Teilweise findet man allerdings auch Gleichsetzungen von Vastu mit Umwelt, Natur oder auch ganz einfach Umgebung.
Video: VASTU: 10 Expertentipps für gesundes Wohnen! | EURASIAMED
Vastu ist Bestandteil des Aryurveda (auch: Aryurweda). – Der Begriff Ayurveda ist aus den Worten Ayur und Veda zusammengesetzt. Ayur lässt sich mit Leben übersetzen, während Veda für Wissenschaft steht. Dementsprechend handelt es sich bei Ayurveda um die Wissenschaft vom Leben.
Ayurveda ist eine jahrtausendealte, hochentwickelte Gesundheitslehre, die verschiedene Bereiche beinhaltet und Verbindungen zwischen diesen Bereichen schafft. Auf diese Weise soll dem Menschen eine optimale und ganzheitliche Gesundheit zuteilwerden. Neben u. a. Meditation, Yoga, Massage, Ernährung und Entschlackungskuren (Panchakarma) umfasst Ayurveda eben auch die Baukunst (Vastu) sowie weitere. Angelehnt an Ayurveda ist im Zusammenhang mit Vastu gelegentlich auch Vastuveda zu lesen.
Zu den ältesten Lehrbüchern des Ayurveda gehört das Charaka-Samhita, welches Ärzten bis heute wichtiges Wissen liefert.
Wie alt Vastu genau ist, lässt sich kaum genau sagen. Es sind viele unterschiedliche Angaben dazu zu finden, wann Vastu entstanden ist, wobei sich das Spektrum von circa 6000 bis 7000 vor Christus bis hin zu circa 1500 vor Christus erstreckt. Sicher ist jedoch, dass über die vedischen Schriften, eine Überlieferung der Philosophie, welche die Basis des Vastu bildet, erfolgte.
In Indien und China ist Vastu eine anerkannte Wissenschaft, die mittlerweile aber auch immer mehr Verbreitung im europäischen Raum sowie in den USA findet.
Was zeichnet Vastu – die indische Lehre vom Bauen und Wohnen – aus?
Ziel des Vastu ist es, den Menschen mit seinem Haus bzw. seiner Wohnung und der umliegenden Natur in Einklang zu bringen bzw. eine Resonanz herzustellen. Darüber hinaus wird jeder, der sich intensiver mit den Vastu Lehren auseinandersetzt schnell feststellen, dass Wohnen etwas zutiefst Spirituelles ist. – Mithilfe des Vastu soll der Mensch eine Beziehung mit den Energien der Erde und des Kosmos aufbauen.
Einer der wichtigsten Vastu-Architekten der Neuzeit Vaidyanatha Ganapati Sthapati (30.09.1927 – 05.09.2011) formulierte es so: „Vastu ist die Wissenschaft der Manifestation von Energie in Materie“. Es geht also um deutlich mehr als eine Ausrichtung des Hauses nach einer bestimmten Himmelsrichtung. Übergeordnet ist, die Seele des Wohnortes wahrzunehmen, zu spüren und mit dieser Seele – dieser besonderen Energie – eine Verbindung einzugehen.
In den Veden gibt es die Legende vom Geist des Wohnens – dem Vastupurusha (auch: Vastu Purusha): Als der Vastupurusha damit drohte, die Welt verschlingen zu wollen, haben ihn 45 Götter niedergerungen. Anschließend wurde der Vastupurusha in ein Energiefeld verbannt, welches man als Vastupurusha-Mandala bezeichnet. Seit diesem Zeitpunkt betrachtet man jedes Haus und jeden Raum der Wohnung als beseelten Organismus, in welchem die Kräfte des Vastupurusha wirken.
Vastu – Die Himmelsrichtungen und das Vastupurusha-Mandala
Beim Vastu sind die Himmelsrichtungen von großer Bedeutung. Unser Befinden wird von der Lage des Hauses, der Position der Räume zu den Himmelrichtungen sowie von bspw. der Anordnung des Eingangs, der Küche oder auch der Betten beeinflusst. Nahezu jedes räumliche Defizit kann dabei mit Vastu ausgeglichen werden.
Im vorangegangenen Abschnitt haben wir bereits das Vastupurusha-Mandala angesprochen. Wenn man dieses betrachtet, fällt auf, dass es eine Achse gibt, die sich vom Kronenchakra des Vastupurusha / Nordosten bis zum Wurzelchakra des Vastupurusha im Südwesten erstreckt. Auf dieser Achse befinden sich die wichtigsten Herzpunkte, die in jedem Haus, jeder Wohnung und auch in jedem Raum frei und ohne Blockaden sein sollten. Aufgrund der Lage des Vastupurusha im Mandala wird außerdem deutlich, dass das Geistige seine Verwurzelung vornehmlich im Nordosten und die Standfestigkeit in erster Linie im Südwesten hat.
Beim Vastupurusha Mandala, welches traditionell das geometrische Grundraster der Vastu-Lehre bildet, werden drei mal drei Quadrate über die Figur des Vastupurusha gelegt, welche noch einmal jeweils weiter unterteilt sind. Das geometrische Raster symbolisiert mitsamt der Figur den Kosmos und hilft die kosmische Ordnung innerhalb der Wohnung nachzubilden, umso den positiven Energiefluss zu fördern. Dabei stellen die Himmelsrichtungen sowie die Energien der Elemente, welche in diesem Raster diagonal in den Ecken untergebracht sind, den wichtigsten Bezugspunkt dar.
Wie bereits angesprochen, sind den „Eck-Himmelrichtungen“ sowie dem auch als Brahmasthana bekannten Zentrum des Vastupurusha Mandalas die Energien der Elemente zugeordnet. Darüber hinaus ist jeder Himmelsrichtung ein Planet zugeteilt, welcher wiederum mit einer bestimmten Charakteristik, einer Farbe sowie einem Kristall verbunden ist. Das Wissen um diese Faktoren hilft dabei, bei einer Einrichtung und Gestaltung der Wohnung nach Vastu, für einen Ausgleich zu sorgen, wenn es Blockaden oder Defekte im Bereich einer Himmelsrichtung gibt.
Um die Himmelsrichtungen für eine Einrichtung und Raumgestaltung nach Vastu zu bestimmen, nutzt man am besten einen geeichten Kompass, da im Vastu lediglich der magnetische Nordpol relevant ist. – Zur Erklärung, neben dem magnetischen Nordpol (auch arktischer Magnetpol) gibt es noch den geographischen Nordpol.
Während sich der geographische Nordpol auf dem nördlichsten Punkt der Landkarte bzw. an der Schnittstelle zwischen Erdachse und Erdoberfläche befindet, ist es so, dass der magnetische Nordpol an der Stelle zu finden ist, wo alle Magnetfeldlinien der Erde senkrecht nach unten zeigen. Aus diesem Grund ist der magnetische Nordpol in größerer Entfernung zum geographischen Nordpol lokalisiert. Darüber hinaus ist es so, dass der magnetische Nordpol nicht statisch ist, sondern sich aufgrund der Bewegungen des flüssigen Eisenkerns im Erdinneren „bewegt“ bzw. seine Position verändert.
Vastu – Die fünf Elemente
Im Vastu unterscheidet man zwischen den fünf Elementen Luft, Wasser, Erde, Feuer sowie dem Äther bzw. Himmel oder auch Raum.
Vastu – Element Luft
Der natürliche Platz der Luft ist im Nordwesten eines Grundstückes oder Gebäudes lokalisiert.
Das Element Luft besitzt eine unendlich höhere Schnelligkeit als das Element Wasser. Ohne Luft kann der Mensch nur ganz kurze Zeit überleben.
Wie das Wasser ist auch die Luft Sender und Energieträger. Wenn die Luft in der gesamten Wohnung frei zirkulieren kann, sorgt da Element für Harmonie und Stabilität.
Vastu – Element Wasser
Im nordöstlichen Areal eines Grundstückes oder Gebäudes befindet sich der natürliche Platz für das Element Wasser.
Beim Wasser handelt es sich um einen Sender und Energieträger. Es zeigt energieverstärkende Effekte, die sowohl positiv als auch negativ sein können. Wasser hat die Fähigkeit unausgeglichene Gefühlslagen zu beruhigen.
Ein Gewässer im Nordosten des Grundstückes, unterstützt die positiven Energien aus dem Nordnordosten und Ostnordosten optimal. Damit das Wasser im Nordosten nicht als Gewicht gewertet wird und für Blockaden sorgt, sollte es nicht höher als das Grundstück gelegen sein.
Vastu – Element Erde
Das Element Erde ist im Südwesten eines Grundstückes oder Gebäudes zu finden. Bei der Erde handelt es sich um das schwerste Element, weshalb es die größte Kraft aller Elemente aufweist und so auch nur schwer kontrollierbar ist.
Da die Erde ein gewaltiger Magnet ist, verstärkt sie die Energien. Wählt man den korrekten Standort aus, lassen sich die positiven Charakteristika der Erdenergie fördern. Dieses lässt sich erreichen, wenn man im Südwesten des Grundstücks sowie gleichfalls im Südwesten der Wohnung maximale Höhe und maximales Gewicht einsetzt. Sehr günstig ist es, wenn es im Südwesten einen Berg gibt, da ein Berg im Südwesten eine Blockade für negative Energien darstellt, was gleichzeitig die positiven Energien aus dem Nordosten fördert.
Mit einem positiven Erdelement werden Gesundheit und Durchsetzungskraft gestärkt. Darüber hinaus wird der Wohlstand der Bewohner gefördert.
Vastu – Element Feuer
Der natürliche Platz des Elementes Feuer ist im Südosten eines Grundstückes oder Gebäudes, weshalb dort eine Küche oder auch eine offene Feuerstelle am besten wirken kann.
Ohne Sonne wären wir verloren, weil es ohne Sonne weder Licht noch Leben geben würde. Von der Morgensonne gehen heilende Energien aus, weshalb man dafür sorgen sollte, dass die Morgensonne durch Türen und große Fensterflächen im östlichen Bereich der Wohnung ins Haus gelassen werden sollte.
Feuer im Südosten nimmt in erster Linie positiven Einfluss auf unsere Gesundheit, Beziehung, Durchsetzungsfähigkeit und Willenskraft.
Vastu – Element Äther / Himmel / Raum
Im Zentrum des Grundstückes oder Gebäudes befindet sich der Äther, den man auch als Himmel oder Raum bezeichnet. Gäbe es diesen Bereich nicht, könnte man auch keines der anderen Elemente ihrem Platz zuordnen.
Beim Äther handelt es sich um das feinste Element – gewissermaßen um den ruhenden Pol und die bindende Kraft, welche alle anderen Elemente zusammenhält. Der Äther ist grenzenlos und verfügt über unendliche Kraft und unendliche Möglichkeiten.
Der Äther bringt die Erde stets ins Gleichgewicht.
Wirkung der fünf Elemente
Jedes der fünf Elemente kann sowohl positiv als auch negativ wirken. Für eine gelungene Wohnungseinrichtung und Wohnungsgestaltung nach Vastu kommt es daher darauf an, jedes Element in seinen positiven Effekten zu fördern und gleichzeitig die negativen Eigenschaften der Elemente „auszuschalten“. Gelingt dieses, erzielt man ein Umfeld, welches unterstützende Energien liefert, welche das Leben tagtäglich besser machen.
Vastu – Kräfte
Im Vastu Shakra gibt es verschiedene Faktoren bzw. Kräfte, die die Elemente und Energien beeinflussen. Die wichtigsten dieser Faktoren und Kräfte sowie ihre Effekte stellen wir Ihnen kurz vor:
Vastu – Höhe und Gewicht
In Bezug auf die Faktoren Höhe und Gewicht gibt es in der Vastu Lehre vier Grundregeln, die man unbedingt berücksichtigen sollte:
- keine Höhe und kein Gewicht im Nordosten
- geringe Höhe und geringes Gewicht im Nordwesten
- mittlere Höhe und mittleres Gewicht im Südosten
- maximale Höhe und maximales Gewicht im Südwesten
Während der Nordosten möglichst frei von Höhe und Gewicht gehalten werden sollte, damit die positiven Energien des Nordostens ungehindert einfließen können, sollte im Südwesten auf maximale Höhe und maximales Gewicht gesetzt werden, damit die mit dem Südwesten verbundenen Energien abgehalten werden.
Im Vastu wird beispielsweise eine Treppe als Gewicht bewertet, so dass sich diese nach Möglichkeit nicht im nordöstlichen Bereich des Gebäudes befinden sollte, sondern optimalerweise im Südwesten.
Vastu – Gefälle
Mit positiven Effekten behaftet sind Gefälle nach Norden, Osten oder Nordosten, während Gefälle in andere Himmelsrichtungen negative Auswirkungen auf die Bewohner haben.
Zum Ausgleich es negativ wirkenden Gefällen kann man u. U. Mauern einsetzen.
Vastu – Freie Flächen
Um den vorteilhaften Energien des Nordens und Ostens ausreichend Raum zur Entfaltung bieten zu können, sollte sich idealerweise in diesen Himmelsrichtungen mehr freie Fläche als im Süden und Westen befinden.
Vastu – Bewegung
Die Bewegung ist aufgrund ihrer starken Auswirkungen eine der wichtigsten Kräfte im Vastu. – Durch Bewegung wird Energie erzeugt. Je mehr Bewegung in einer Himmelsrichtung gegeben ist, desto kraftvoller fallen die Energieschwingungen aus und größer wird der Einfluss der Himmelsrichtung, in der die Energie ihren Ursprung hat.
Vastu – Wasser
Der Energieträger Wasser dient generell als Verstärker für die Energien aller Elemente. Im Norden, Osten oder Nordosten ist Wasser im Vastu mit Gesundheit, Glück, Erfolg und Wohlstand verbunden.
Damit die Kraft des Wassers positive Auswirkungen hat, ist die Flussrichtung entscheidend. – Es sollte nach Norden, Nordosten oder Osten fließen.
Im Nordosten befindliches Wasser auf dem Grundstück oder im Gebäude ist aufgrund seiner ausgeprägt positiven Wirkung in der Lage „Defekte“ auszugleichen.
Die Kraft des Wassers ist auch effektvoll, wenn das Wasser nicht zu sehen ist, wie es beispielsweise bei unter der Erde befindlichen Wasseradern der Fall ist.
Wie bereits beschrieben, wird Wasser, welches oberhalb des Grundstückes gelegen ist, dazu, dass seine Wirkung als Gewicht gewertet wird.
Wie unterscheidet sich Vastu von Feng Shui?
Zwischen Vastu und Feng Shui gibt es große Ähnlichkeiten. Es gibt sogar Menschen, die davon ausgehen, dass Vastu die ältere Lehre von beiden ist und die Grundlage für die Entstehung von Feng Shui bildete. Aus diesem Grund liest man gelegentlich auch, dass Vastu die Mutter des Feng Shui ist.
In der Zielsetzung sind Vastu und Feng Shui nahezu identisch. In beiden Lehren soll eine optimale Umgebung für den Menschen geschaffen werden. Im Fokus stehen dabei die verschiedenen positiven und negativen Energieströme sowie deren Effekte auf den Menschen.
Zeit wird im Vastu im Gegensatz zum Feng Shui keine Bedeutung beigemessen.
Schlafzimmer nach dem Vastu Prinzip einrichten und gestalten – Tipps
Nachfolgend finden Sie einige Infos und Tipps für eine Einrichtung und Gestaltung des Schlafzimmers nach dem Vastu Prinzip:
Vastu – Lage des Schlafzimmers in der Wohnung
Ideal für das Schlafzimmer ist eine Unterbringung im Südwesten. Dieses bringt psychisch und physisch Stabilität ins Leben.
Vastu – Ausrichtung des Bettes
Für einen erholsamen, ruhigen Schlaf sollte das Bett so positioniert sein, dass der Kopf in südlicher Richtung liegt.
Das Bett sollte außerdem nie auf einer Linie mit der Badezimmerwand oder der Tür zum Bad aufgestellt werden, weil sich dann nämlich alle negativen Energien im Schlafzimmer bündeln.
Vastu – Wahl des Bettes
Ideal ist ein Bettgestell aus Massivholz, welches nicht zu hoch und geradlinig ausfallen sollte.
Ungünstig für die mentale Gesundheit sind hingegen Stauraumbetten oder Betten in ungewöhnlicher Formgebung.
Vastu – Farben und Oberflächen im Schlafzimmer
Bei der Farbwahl empfehlen sich gedeckte, erdige Farbtöne, die beruhigend wirken und eine Anbindung an die Natur herstellen. Die Oberflächen sollten nach Möglichkeiten weich und matt sein, so dass kleine Beschädigungen oder Flecken gut kaschiert werden.
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Was für Farben wähle ich im Schlafzimmer?
Vastu – Weniger ist mehr im Schlafzimmer
Zu viele Dinge im Schlafzimmer binden nicht nur Energie, sondern können sogar einen negativen Sog erzeugen, Stress verursachen oder Wohlbefinden und Stimmung senken.
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Video engl.: 15 Vastu Shastra Tips for Bedroom | Vastu Shastra Tips