Metabolisches Syndrom und Schlaf

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Metabolisches Syndrom und Schlaf - Übergewicht am Bauch ist ein FaktorSchon häufig haben wir Ihnen hier im Schlafmagazin verschiedene Krankheiten oder Krankheitsbilder vorgestellt, die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem Schlaf stehen und so seine Qualität beeinflussen bzw. Schlafstörungen auslösen oder weiter fördern. In diesem Artikel widmen wir uns dem Metabolischen Syndrom und schauen, wie sich dieses auf den Schlaf auswirkt.

Zunächst erklären wir aber erst einmal, was das Metabolische Syndrom überhaupt ist. Wir gehen außerdem genauer darauf ein, was im Rahmen des Metabolischen Syndroms im Körper passiert und zeigen auch auf, was man tun kann, um dem Auftreten des Metabolischen Syndroms vorzubeugen bzw. ein bestehendes Metabolisches Syndrom zu behandeln.


Was ist das Metabolische Syndrom?

Um zu erklären, worum es sich beim Metabolischen Syndrom handelt, betrachten wir zunächst die beiden Begriffe unabhängig voneinander:

Das Wort „metabolisch“ wird in der Biologie oder Medizin verwendet und bezeichnet etwas, was im Stoffwechselprozess entstanden ist. Das dazugehörige Substantiv „Metabolismus“ bedeutet ganz einfach Stoffwechsel.

Unter einem „Syndrom“ versteht man in der Medizin ein Krankheitsbild, welches durch das gemeinsame Auftreten bestimmter charakteristischer Symptome gekennzeichnet ist.

Dementsprechend handelt es sich beim Metabolischen Syndrom um ein Krankheitsbild, das sich durch das gleichzeitige Vorhandensein verschiedener Symptome mit Stoffwechselbezug auszeichnet.

Typisch für das Metabolische Syndrom sind folgende Symptome:

  • Übergewicht / Adipositas
  • Bluthochdruck / Hypertonie
  • Störung im Zuckerstoffwechsel / Insulinresistenz (zu viel Zucker und Insulin im Blut) | Prädiabetes / Diabetes
  • Störung im Fettstoffwechsel / Dyslipidämie (zu hohe Triglyceride und zu niedriges HDL-Cholesterin)

Statt vom Metabolischen Syndrom wird teilweise synonym auch von Insulinresistenz, Insulin-Resistenz-Syndrom, metabolisch-vaskuläres Syndrom, Syndrom X, Reavens Syndrome oder vom Tödlichen Quartett (deadly quartet) gesprochen. Die Bezeichnung „Tödliches Quartett“ rührt übrigens daher, dass die Entgleisungen des Stoffwechsels, die im Rahmen des Metabolischen Syndroms auftreten, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, welche bekanntermaßen als Todesursache Nr. 1 gelten.

Nicht selten ist die Rede davon, dass es sich beim Metabolischen Syndrom um eine Wohlstandskrankheit handelt. Sie tritt unter anderem durch eine falsche und übermäßige Ernährung auf und wird durch weitere Faktoren wie den heutzutage leider oft üblichen Bewegungsmangel begünstigt. – Das Risiko zur Entwicklung des Metabolischen Syndroms steigt bei Bewegungsarmut um satte 73%. Grund genug also, regelmäßige Bewegungseinheiten in den Alltag zu integrieren.

Man geht davon aus, dass rund 24% der Erwachsenen in industrialisierten Ländern am Metabolischen Syndrom leiden. In der Personengruppe der über 60-jährigen sollen sogar mit etwa 45% fast die Hälfte aller Menschen vom Metabolischen Syndrom betroffen sein.

Auf Basis des Metabolischen Syndroms können sich beinahe sämtliche große Zivilisationskrankheiten ausgesprochen zügig und frühzeitig entwickeln.

Video: Metabolisches Syndrom: Was verbirgt sich hinterm „Tödlichen Quartett“? Hohes Risiko für Covid-19 – DoktorWeigl


Was passiert beim Metabolischen Syndrom im Körper?

Gesunde Menschen verstoffwechseln Glukose (Zucker), welche sie durch die Nahrung aufgenommen haben, mithilfe des Hormons Insulin, das durch von der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker in die Muskeln transportiert wird, wo er als Brennstoff dient.

Produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin, führt dieses nach den Mahlzeiten zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel, weil keine Überführung des Blutzuckers für die weitere Verarbeitung in die Muskeln mehr möglich ist. Wenn sich der Körper in diesem Zustand befindet, spricht man vom Diabetes mellitus Typ 2. Diese Form der Zuckerkrankheit tritt zumeist nach dem 30. Lebensjahr auf und wird teilweise auch als Altersdiabetes bezeichnet.

Das Metabolische Syndrom ist eine Vorstufe des Diabetes, bei dem der Körper noch in der Lage zur Insulinproduktion ist. Dieses Insulin ist jedoch in seiner Fähigkeit, den Zucker in die Muskelzellen zu überführen, eingeschränkt. Aus diesem Grund steigert die Bauchspeicheldrüse die Insulinausschüttung, damit die gleiche Zuckermenge wie bei einer gesunden Person in die Muskeln transportiert werden kann und der Blutzuckerspiegel nicht ansteigt.

Der Blutzuckerspiegel kann also bei Vorliegen des Metabolischen Syndroms noch vollkommen normale Werte oder aber auch nur geringfügig erhöhte Werte aufweisen, obwohl wesentlich mehr Insulin im Blut zirkuliert als normal. Eine reine Untersuchung des Blutzuckers reicht daher nicht aus, um beurteilen zu können, ob eine Insulinresistenz (reduzierte Effektivität bzw. Wirksamkeit des Insulins) vorliegt.

Ist die Insulinresistenz nur leicht ausgeprägt, zeigen sich nach der Nahrungsaufnahme etwa um 20% bis 50% erhöhte Insulinwerte. Liegt eine schwere Insulinresistenz vor, können die Insulinwerte doppelt bis 20-mal höher als bei gesunden Menschen ausfallen. Man geht davon aus, dass diese aufs Maximale gesteigerte Insulinproduktion dazu führt, dass die insulinbildenden Zellen erschöpfen und absterben. In diesem Fall ist der Diabetes-Zustand erreicht und eine Absenkung der Zuckerwerte nach einer Mahlzeit kann lediglich durch Insulingabe erreicht werden.

Der Blutzuckerspiegel muss gesenkt werden, weil ein erhöhter Blutzucker Schäden an vielen Zellen im menschlichen Organismus nach sich zieht.

Wenn das Stadium der Insulinresistenz mit erhöhten Blutzuckerwerten erreicht ist, kommt es zu einer Förderung des Fettaufbaus und einer Hemmung der Fettbereitstellung. Dieses ist ursächlich dafür, dass Personen mit Insulinresistenz und Diabetiker häufig Probleme mit der Reduktion ihres Körpergewichtes haben.

Als Folge des Metabolischen Syndroms entwickelt sich häufig eine nicht-alkoholische Fettleber (kurz: NAFL), was sich unter anderem auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit auswirken kann. – Personen, die unter einer nicht-alkoholischen Fettleber leiden, sind beispielsweise häufig müde und fühlen sich abgeschlagen.

Darüber hinaus kommt es außerdem zu einer reduzierten Salzausscheidung, was wiederum das Auftreten von Bluthochdruck begünstigt und zu einer Erhöhung des Schlaganfallrisikos führt.


Wie wird das Metabolische Syndrom diagnostiziert?

Für die Diagnose des Metabolischen Syndroms reicht – wie bereits oben schon beschrieben – eine alleinige Bestimmung und Betrachtung der Blutzuckerwerte nicht aus. Es ist vielmehr darüber hinaus erforderlich, den Blutinsulinwert in nüchternem Zustand zu messen.

Der orale Glukosetoleranztest (kurz: oGTT) ist alleine ebenfalls nicht für die Diagnostik geeignet. Bei diesem Test nimmt der Betroffene eine Flüssigkeit mit einer definierten Zuckermenge zu sich. Anschließend misst man in verschiedenen Zeitabständen den Blutzuckerspiegel. Da eine vermehrte Insulinausschüttung dazu führen kann, dass die Blutzuckerwerte beim oGTT noch normal ausfallen, sollte man bei Verdacht auf Insulinresistenz zusätzlich auch die Insulinwerte untersuchen.

Bauchumfang messen

Um den Bauchumfang korrekt zu messen, sollte man das Maßband an der Taille – zwischen Rippen und Beckenknochen – anlegen.

Ein weiterer Indikator für das Metabolische Syndrom ist meist ein erhöhter Bauchumfang mit Fettpolstern. Männer sollten medizinischen Empfehlungen zufolge einen maximalen Bauchumfang von 94cm aufweisen. Bei Frauen sollte der Umfang des Bauches bei höchstens 80cm liegen.


Offizielle Definition des Metabolischen Syndroms

Gemäß offizieller Definition spricht man von einem Metabolischen Syndrom, wenn mindestens drei der nachfolgenden Faktoren vorliegen:

  • Zu hohe Blutdruckwerte | >130/85 mm/Hg
  • Zu hohe Blutzuckerwerte | Nüchtern-Blutzucker >100 mg/dl
  • Zu hohe Blutfettwerte | Triglyceride >150 mg/dl
  • Zu viel Bauchfett | Taillenumfang Frau >88cm | Taillenumfang Mann >102cm
  • Zu niedrige HDL-Cholesterin-Blutwerte | Frau <50 mg/dl | Mann <40mg/dl

Wie wird das Metabolische Syndrom behandelt?

Zur Behandlung des Metabolischen Syndroms empfiehlt sich die Umstellung der Lebensgewohnheiten. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören entsprechend die Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung (u. a. Weglassen von Nahrungsmitteln mit hohem Kohlenhydratanteil) sowie körperliche Betätigung.

Man sollte dringend Süßstoffe vermeiden. Diese werden z.B. kalorienarmen Getränken zugesetzt und vermitteln im ersten Moment den Eindruck, dass sich die Getränke sehr gut für eine Diät und Gewichtsabnahme eignen. Es ist allerdings so, dass die Zuckeraustauschstoffe den Stoffwechsel aus der Bahn werfen können und sich so das Risiko für die Entwicklung des Metabolischen Syndroms erhöht bzw. die Zielsetzung ein bestehendes Metabolisches Syndrom in den Griff zu bekommen absolut verfehlt wird.

Nicht nur der Zucker bzw. die Kohlenhydrate in der Nahrung sind beim Metabolischen Syndrom ein Problem, sondern auch das Salz. Wie bereits oben erwähnt, wird die Ausscheidung von Salz durch das Metabolische Syndrom herabgesetzt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass Betroffene salzsensitiv sind. Menschen mit regulärer Salzresistenz sind in der Lage zu viel aufgenommenes Salz effektiv auszuscheiden, wobei der arterielle Blutdruck nicht ansteigt. Bei salzsensitiven Personen – man schätzt, dass etwa jeder Dritte salzsensitiv ist – kommt es hingegen zu einer Reaktion auf das Natrium, der sich in einem Anstieg des Blutdrucks zeigt. Man sollte bei Vorliegen eines Metabolischen Syndroms also dringend so salzarm wie möglich essen.


Wie hängen Metabolisches Syndrom und Schlaf zusammen?

Im Bereich der Schlafmedizin ist das Metabolische Syndrom von großer Bedeutung, weil es eine Vielzahl an Überlappungen von Risikofaktoren und Stoffwechselveränderungen mit denen der obstruktiven Schlafapnoe gibt.

Sowohl die Schlafapnoe als auch das Metabolische Syndrom sind wesentliche Elemente eines Teufelskreise, welcher das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt.

Darüber hinaus treten beide Erkrankungen vor allem im zweiten Lebensabschnitt erstmalig in Erscheinung, sind dort gehäuft festzustellen und beeinflussen sich gegenseitig negativ. Aus diesem Grund ist eine frühe Erkennung erstrebenswert.

Wenn das Metabolische Syndrom diagnostiziert wird, muss das Vorliegen einer Schlafapnoe ausgeschlossen werden. Gleiches gilt bei der Diagnose einer Schlafapnoe, hierbei muss ein Ausschluss des Metabolischen Syndroms erfolgen.

Bestehen beide Erkrankungen gleichzeitig, kann die Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe verschiedene Störungen, die im Zusammenhang mit dem Metabolischen Syndrom vorhanden sind, positiv beeinflussen.

Es gibt außerdem Anhaltspunkte dafür, dass Menschen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht „bekommen“ – also unter einem Schlafmangel leiden – eher ein Metabolisches Syndrom entwickeln als Personen ohne Schlafdefizit.


Weiterführende Informationen im Schlafmagazin:


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Judith Schober

Als Content Marketing Managerin betreut sie seit 2014 die Online-Redaktion des Shops Betten.de. Im Schlafmagazin veröffentlicht sie u. a. Beiträge rund um aktuelle Einrichtungstrends sowie Pflegetipps und Artikel zu Gesundheitsthemen.

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