Was ist Bed Rotting?
Bed Rotting ist ein aktuell insbesondere auf TikTok angesagter Gesundheitstrend, bei dem das „Gammeln im Bett“ im Mittelpunkt steht. Es geht um Selfcare und Entspannung, aber wird gerade von Schlafexperten und Psychologen nicht unkritisch gesehen.
Für diesen Schlafmagazin Artikel haben wir uns intensiver mit dem TikTok-Trend Bed Rotting befasst, erklären Ihnen, worum es sich dabei genau handelt und zeigen auf, wo die Gefahren beim Bed Rotting lauern.
Viel Spaß beim Lesen, ob im Bett oder anderswo und allzeit erholsame Nächte mit angenehmen Träumen!
Was ist Bed Rotting?
Übersetzt bedeutet der englische Ausdruck, wie eingangs bereits angedeutet, soviel wie „im Bett gammeln“.
Beim Bed Rotting geht es darum, quasi „auf Teufel komm raus“ nichts zu tun, überhaupt nicht produktiv zu sein und sich zur Ruhe mehr oder weniger zu zwingen. Dabei ist das Bett der einzige zulässige Aufenthaltsort – sieht man von gelegentlichen Toilettengängen oder Kurztrips in die Küche einmal ab.
Wer wissen will, wie Bed Rotting aussieht, der kann sich auf TikTok durch die unzähligen Belege klicken, wo sich Menschen bereitwillig in ihren Betten präsentieren – Fernbedienung, Telefon, Snacks und Getränke in Griffweite.
Im Rahmen des Bed Rottings sind Beschäftigungen, die nicht auf Produktivität ausgelegt sind, wie z. B. das Scrollen durch den Social-Media-Account oder auch das Binge-Watching geliebter Serien durchaus erlaubt, erwünscht und vom Begriff des Nichtstuns abgedeckt.
Video: Bed rotting: The new Gen-Z self-care trend | Lifestyle News | WION
Ist Bed Rotting gut oder schlecht?
Eine pauschale Aussage, ob sich Bed Rotting positiv oder negativ auf die körperliche und vor allem mentale Gesundheit auswirkt, lässt sich nicht treffen.
Es gibt Befürworter für das Bed Rotting wie z. B. die Schlafwissenschaftlerin Vanessa Hill, die den TikTok Trend als perfekt beschreibt. Hill sieht Bed Rotting als willkommenes Ende des Optimierens an, als sinnvolle Möglichkeit die Verknüpfung von Ruhe und Nichtstun mit schamhafter Faulheit aufzulösen. Es handle sich beim Bed Rotting um eine Maßnahme zur Selbstfürsorge, da man sich dabei erlaubt, sich ganz ohne Schuldgefühle auszuruhen. Diese Selbstfürsorge wiederum würde dafür sorgen, dass sich die physische und psychische Gesundheit verbessere.
Vanessa Hill geht zudem davon aus, dass sich durch das Bed Rotting die Schlafqualität verbessern kann.
Kritiker hingegen, gehen davon aus, dass Bed Rotting – ganz im Gegenteil zu Hills Meinung – störend auf den Biorhythmus wirkt und so negative Auswirkungen auf den Schlaf haben kann.
Man muss außerdem bedenken, dass ein übermäßig langer Aufenthalt im Bett auch auf das Vorliegen einer Depression hinweisen kann. Wenn also jemand mehr als einen oder zwei ganze Tage im Bett liegend verbringe, so Jessica Gold (Assistenzprofessorin im Bereich Psychiatrie, Washington University School of Medicine), könnte durchaus an einer psychischen Erkrankung leiden, weshalb genau hingeschaut werden sollte.
Beim Bed Rotting – in der negativen Betrachtungsweise – ginge es wahrscheinlich weniger um ein Nachholen von Schlaf oder um den Wunsch nach Nichtstun, sondern mehr darum, Angelegenheiten des täglichen Lebens bewusst zu vermeiden, wozu auch Gefühle, Stress oder Schmerzen zählen.
Welche negativen Folgen kann Bed Rotting haben?
Wie bereits angesprochen, können mit dem Bed Rotting durchaus unangenehme Konsequenzen verbunden sein:
So kann sich regelmäßig praktiziertes Bed Rotting störend auf den Schlaf auswirken. – Eigentlich sollte das Bett nämlich lediglich der Ort sein, wo wir uns am Abend zur Nachtruhe legen und unserem Partner liebevoll verbunden sind. Andere Aktivitäten haben im Sinne einer guten Schlafhygiene normalerweise im Bett nichts verloren. Wir sollten also nicht im Bett leben und unserem Gehirn auf diese Weise beibringen, dass das Bett ein Platz zum Wachsein ist. Darüber hinaus ist es so, dass das Bett als Aufenthaltsort am Tag schnell zu dem ein oder anderen Nickerchen verführt, was sich wiederum störend auf den Schlafrhythmus auswirken kann, weil am Abend die notwendige Müdigkeit zum Einschlafen fehlt und/oder ein Durchschlafen nicht möglich ist.
Personen, die allein dem Bett Rotting frönen, laufen Gefahr, sich im Grübeln zu verlieren. – Jene sinnlose bzw. nicht zielführenden Gedankenspiralen, die sich beispielsweise um Begebenheiten der Vergangenheit oder nie geführte Gespräche drehen, schaden der mentalen Gesundheit sehr – insbesondere dann, wenn stundenlang Zeit ist, um sich immer weiter in die Gedanken hereinzusteigen und alles immer mehr zu dramatisieren. Das hat dann mit Selfcare nichts mehr zu tun, sondern entspricht eher dem Gegenteil. Vor allem Menschen, die sowieso schon mit psychischen Problemen kämpfen, sollten diesbezüglich beim Bed Rotting besonders gut auf sich Acht geben.
Mit dem Bed Rotting geht meist eine noch längere Nutzungszeit von Handy, Tablet, Laptop oder TV einher. Dieses vermehrte Screen-Time stört in der Regel das mentale und körperliche Wohlbefinden mehr als das es ihm nutzt. Viele Menschen fühlen sich durch mehr Zeit am Handy oder längeres TV-Schauen sogar zusätzlich gestresst.
Wer sich auf der „Flucht“ vor Problemen oder schwierigen Entscheidungen in die vermeintlich sicheren vier Pfosten seines Bettgestells flüchtet, wird am Ende seiner Bed Rotting Phase mehr oder weniger schmerzhaft feststellen müssen, dass niemand für ihn Entscheidungen getroffen hat und dass die Probleme immer noch Bestand haben bzw. sich u. U. sogar verschlechtert haben. Bed Rotting kann dementsprechend keine Lösung sein und sollte auch nicht als eine solche angesehen werden.
Bed Rotting – die Dosis macht das Gift
Wie bei vielen anderen Dingen, kommt es auch beim Bed Rotting darauf an, wie intensiv man dieses betreibt. – Wer nur mal einen Tag aus dem Alltag ausbricht, weil z. B. gerade eine anstrengende Phase hinter ihm liegt und er sich eine stressfreie Auszeit ohne großen Aufwand wünscht, der kann sich wohlig in seine Kissen kuscheln, um wieder zu neuer Energie zu kommen.
Mehr als maximal zwei Tage sollte man jedoch nicht mit Bed Rotting verbringen. Dabei sollte man sich über die möglichen Gefahren (s. u.) im Klaren sein und versuchen, sich Dingen zu widmen, die zur eigenen Zufriedenheit beitragen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Lektüre eines schönen Romans oder einer kleinen Meditation, statt nur am Smartphone zu hängen oder sich via TV bzw. Streaming berieseln zu lassen?!
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