Was versteht man unter Ammenschlaf?

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Was ist Ammenschlaf?Die meisten Frauen, die ein Baby oder Kleinkind im Haus haben, wissen, was es heißt, unter chronischem Schlafmangel zu leiden. Oft gibt es kaum eine Nacht, in der das benötigte Schlafpensum erreicht wird. Hinzukommt, dass die einzelnen Schlafperioden häufig auch nur von kurzer Dauer sind, da der Schlaf abrupt unterbrochen wird bzw. werden muss, wenn sich das Kind meldet.

Interessanterweise ist es so, dass es vollkommen egal ist, wie viel Schlaf der Mutter fehlt, wie lange es her ist, dass sie eingeschlafen ist und in welcher Schlafphase sie sich gerade befindet: Wenn sich das Baby oder Kind meldet, wacht sie auf. – Dieses Phänomen bezeichnet man als Ammenschlaf, warum dieses so ist und welche Hintergründe der Ammenschlaf hat, wollen wir in unserem heutigen Schlafmagazin Artikel klären.

Ammenschlaf: Worterklärungen und geschichtlicher Hintergrund

Um den Begriff des Ammenschlafs besser verstehen zu können, muss man zunächst wissen, worum es sich bei einer Amme überhaupt handelt:

Was ist eine Amme?

Duden-Definition | Amme, die

Frau, die ein fremdes Kind [mit ihrem eigenen zusammen] stillt und betreut

Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/Amme

Wikipedia-Definition | Amme

Amme bezeichnet eine Frau, die nach einer eigenen Schwangerschaft durch den Milcheinschuss (bzw. Induzierte Laktation, Relaktation) in ihre Brüste stillfähig ist und zusätzlich zum Stillen des eigenen Kindes oder aufgrund der fortdauernden Milcherzeugung nach dem Verlust des eigenen Kindes bereit ist, ein fremdes Kind zu stillen.

Im ursprünglichen Sinn des Wortes ist jede stillende Frau eine Amme, sodass die Bezeichnung Amme für Frauen, die ein fremdes Kind gegen Entlohnung an die Brust legen, eigentlich eine spezielle Bedeutung des Wortes ist. Das Stillen wird im Norwegischen und Dänischen mit amme übersetzt, im Schwedischen heißt es amma oder amning.

Der von der (Lohn-)Amme gestillte Säugling wurde früher Amming genannt; dieses Wort ist heute außer Gebrauch gekommen. Die leiblichen Kinder der (Lohn-)Amme wurden zu „Milchgeschwistern“ des Ammings (vergleiche Muttermilch). Das Verb ammen kann mit Kind pflegen oder pflegen überhaupt übersetzt werden. Die Bezeichnung „Hebamme“ stammt allerdings nicht von Amme ab.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Amme

Es war in früheren Zeiten weit verbreitet, dass die Babys nicht bei ihren Müttern schliefen, sondern bei Ammen. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass man bei der Bezeichnung dieses Phänomens nicht von Mutterschlaf o. ä. spricht, sondern vom Ammenschlaf.


Was versteht man unter Ammenschlaf?

Ammenschlaf beschreibt ein selektives Erwachen, welches durch die Wahrnehmung bestimmter Geräusche erfolgt. Die Geräusche, die das selektive Erwachen auslösen, müssen dabei nicht sonderlich laut sein. Bei Müttern oder eben früher auch Ammen sind es vom Kind verursachte Geräusche, die zur abrupten Unterbrechung des Schlafs führen.

Es ist beim Phänomen des Ammenschlafs so, dass die betroffene Mutter bei lauteren Geräuschen, welche nicht mit ihrem Kind in Verbindung stehen (können), einfach weiterschläft, während z. B. bereits ein leises Wimmern des Babys zum sofortigen Aufwachen führt.


Wie ist Ammenschlaf möglich?

Der Ammenschlaf bzw. das selektive Erwachen bei bestimmten Geräuschen ist möglich, weil wir, während wir schlafen, unbewusst Geräusche wahrnehmen und diese durch unser Gehirn instinktiv einer Bewertung unterzogen werden. So nimmt das Hirn eine Einteilung nach wichtigen und unwichtigen Geräuschen vor.

Das Gehirn reagiert auch im Schlaf auch wichtige Geräusche wie das Schreien oder Weinen des Kindes.Zu den wichtigen akustischen Wahrnehmungen im Schlaf gehören z. B. alle Geräusche, die mit dem Baby in Verbindung stehen bzw. in Verbindung stehen könnten. Daneben beurteilt unser Gehirn auch bislang unbekannte – also neue – Geräusche oder Geräusche, welche von uns für potenziell gefährlich erachtet werden, als wichtig und sorgt bei einer entsprechenden Wahrnehmung in der Regel dafür, dass wir aufwachen.

Auch wenn unser Bewusstsein im Schlaf „ausgeschaltet“ ist, befindet sich unser Gehirn also in einem Zustand schwebender Aufmerksamkeit, welcher uns die Geräuschwahrnehmung ermöglicht. Während wir schlafen, sind wir also in einer Art „Stand-by-Modus“, in dem wir auf einen Teil der wahrgenommenen Störungen reagieren und den anderen – den unwichtigen – Teil der Störungen einfach verschlafen.

Wann und ob uns ein Geräusch aus dem Schlaf reißt, hängt auch von der Tiefe des Schlafes bzw. von der aktuellen Schlafphase / Schlafstadium ab. Im Leichtschlaf und in den Traumschlafperioden wachen wir schneller bzw. schon bei leiseren Geräuschen auf, während im Tiefschlaf schon mehr Lautstärke erforderlich ist, um uns aufzuwecken.


Gibt es den Ammenschlaf nur bei Frauen?

In der Regel sind es vornehmlich die Mütter, die nachts im Rahmen des Phänomens Ammenschlaf leichter durch Geräusche des Kindes geweckt werden. Dieses soll zum Teil hormonell bedingt sein und zum Teil auch daran liegen, dass meist die Mütter die Hauptverantwortung für die Versorgung und Pflege des Kindes tragen. Darüber hinaus haben Frauen häufig generell einen leichteren Schlaf als Männer.

Es besteht teilweise auch die Annahme, dass der Ammenschlaf quasi ein Urinstinkt der Frau ist. In diesem Zusammenhang untersuchen Forscher auch Veränderungen im weiblichen Gehirn, die sich vollziehen sollen, wenn die Frau Mutter wird.

Bei vielen Müttern hört der Ammenschlaf übrigens nicht einfach auf, wenn das Kind ein gewisses Alter erreicht hat und selbstständig ist. So schlafen diese beispielsweise bei Kindern im Teenager-Alter an Party-Wochenenden erst dann fest ein, wenn der Nachwuchs wieder heile zuhause angekommen ist und z. B. die zufallende Haustür gehört wurde.

Sind die Rollen anders verteilt, also, wenn sich der Vater vornehmlich um das Kind kümmert und die Frau weiterhin ihrem Beruf nachgeht, ist es in der Regel dann auch so, dass der Mann stärker auf die Geräusche des Kindes reagiert und durch diese geweckt wird.

Wenn sich beide Eltern die Verantwortung gleichermaßen teilen, ist es zudem oft auch so, dass sowohl Frau als auch Mann schneller durch nächtliche Geräusche des Kindes erwachen.


Betrifft das Phänomen Ammenschlaf nur Eltern?

Sind nur Eltern vom Ammenschlaf betroffen?Auch, wenn wir uns bislang mit unseren Ausführungen zum Ammenschlaf fast ausschließlich mit diesem im Kontext mit der Elternschaft und kindlichen Geräuschen in der Nacht befasst haben, findet der Ausdruck Ammenschlaf auch noch in anderen Zusammenhängen Verwendung.

Das Phänomen des Ammenschlafs tritt eigentlich in allen Schlafsituationen auf, in denen wir auf einen Rest von Kontrolle über die Lage angewiesen sind. So fällt z. B. der Schlaf im Hotel häufig in den ersten Nächten schlechter als zuhause aus, was zum Teil mit dem Ammenschlaf in Verbindung stehen soll.


Auswirkungen des Ammenschlafs auf die Gesundheit

Gerade für den unselbstständigen Säugling ist der Ammenschlaf eine überaus wichtige Einrichtung der Natur, die sicherstellt, dass Mama oder auch Papa selbst in der Nacht aufmerksam genug ist und sich, wenn nötig um die Bedürfnisse des Nachwuchses kümmert. Für die betroffenen Eltern ist der Ammenschlaf natürlich weniger positiv, weil er sich schon auf die Schlafqualität und Schlafdauer auswirkt.

Es gibt den Spruch: „Die Dinge haben die Bedeutung, die wir ihnen beimessen.“. Dieser kann auch im Zusammenhang mit dem Ammenschlaf relevant sein, wenn es z. B. Geräusche gibt, die wir mit starken Gefühlen verbinden:

Ärgern wir uns beispielsweise regelmäßig darüber, dass unser Nachbar laute Musik hört oder der Partner am Morgen mit offener Tür singend duscht, geben wir diesen Geräuschen eine besondere Bedeutung. Auf diese Weise machen wir diese ungeliebten Geräusche wichtig für uns.

Nehmen wir diese Geräusche dann wahr, wenn wir noch schlafen, entscheidet unser Gehirn ein wichtiges Geräusch gehört zu haben. – Es lässt uns erwachen, was uns wiederum verärgern wird, so dass das Geräusch immer noch bedeutsam bleibt und uns wieder und wieder und wieder wecken wird.

Diesen Teufelskreis, den das Phänomen Ammenschlaf in Gang setzen kann, können wir nur durchbrechen, wenn wir versuchen ruhig zu bleiben und nervige Geräusche nicht wichtiger zu machen als sie sind.



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Annika Franke

Annika Franke

Als Redakteurin haucht sie seit 2018 den Produkten des Online-Shops Betten.de mit ihren Texten Leben ein. Darüber hinaus schreibt sie gerne Artikel für das Schlafmagazin zu verschiedenen Themen.

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