Schlafen weltweit

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schlafendes Kind mit Globus

Im Artikel „Schlafen weltweit“ werfen wir einen Blick über den Tellerrand und setzen uns intensiv mit der Thematik Schlaf und vielen angrenzenden Bereichen bei den verschiedenen Kulturen und Völkern dieser Erde auseinander. Sie erfahren mehr über Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Schlaf in einigen exemplarisch ausgewählten Ländern und finden überraschende Zahlen sowie Fakten, die sich aus diversen Studien ergeben haben. Vielleicht finden Sie die ein oder andere Inspiration, welche Sie z. B. zur Verbesserung Ihrer eignen Schlafqualität oder zur positiven Veränderung Ihrer Schlafgewohnheiten heranziehen können.

Kulturelle Unterschiede bei den Schlafgewohnheiten

Schlafender im BüroDie Schlafgewohnheiten stehen in einem engen Zusammenhang mit dem generellen Zeitmanagement, da sich hieraus automatisch bestimmte Vorstellungen zum Umgang mit Aktivität und Ruhe bzw. zur Dauer und zum Zeitpunkt von Aktivitäts- bzw. Ruhephasen ergeben.

Insbesondere zwischen den arabischen, asiatischen und westlichen Kulturen gibt es große Abweichungen, was den Umgang mit der Zeit angeht. Daraus ergeben sich wiederum völlig konträre Schlafgewohnheiten.

Die wichtigsten Kulturgruppen anhand ihrer Schlafgewohnheiten bezogen auf den Zeitpunkt und die Einteilung des Schlafs

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Anhand der Schlafgewohnheiten kann eine ganz grobe Einteilung in folgende Kulturgruppen vorgenommen werden:

Acht-Stunden-Kulturen
Bei den Acht-Stunden-Kulturen gibt es eine ganz genaue Abgrenzung zwischen Arbeit, freier Zeit sowie nächtlicher Ruhe, der eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wird. Beispiele: Deutschland, weitere westlich geprägte Kulturen

Siesta-Kulturen
Als Siesta bezeichnet man den Mittagsschlaf, welcher in der Regel zur Regeneration und zur Vermeidung körperlicher Überanstrengung während der heißesten Tageszeit begangen wird. Beispiel: Spanien, arabische Kulturen

Nickerchen-Kulturen
Bei den Nickerchen-Kulturen wird jedes sich bietende Zeitfenster für ein kurzes Schläfchen genutzt. Derartige Gelegenheiten ergeben sich beispielsweise auf dem Weg zur oder auf dem Weg von der Arbeit in der U-Bahn, zwischendurch am Schreibtisch oder aber auch mitten im Meeting. Insgesamt fällt der Schlaf bei den Nickerchen-Kulturen nicht deutlich kürzer als bei den Acht-Stunden-Kulturen aus: Der eigentliche Nachtschlaf ist zwar meist wesentlich verkürzt, was jedoch in Addition mit den während des Tages abgehaltenen Nickerchens eine ähnliche lange Gesamtschlafdauer ergibt. Beispiel: Japan, weitere asiatische Kulturen, teilweise in Indien und Afrika

Wecker am BettFür unsere Acht-Stunden-Kultur in Deutschland ist der Tagesschlaf meist noch ein Zeichen der Schwäche bzw. wird jemand, der sich am Tag, wo eigentlich Zeit für andere Dinge ist, zur Ruhe legt schnell als faul verurteilt. Schlafen außerhalb der dazu üblich zur Verfügung stehenden Nachtzeit wird in Kulturen wie der unseren häufig mit „nicht leisten“ gleichgesetzt und so oft auch eher einer negativen Bewertung unterzogen. Statt von „Acht-Stunden-Kultur“ ist auch vom Monophasenschlaf die Rede, wenn es um die Bezeichnung des westlichen Schlaf-Rhythmus geht, bei dem das tägliche Schlafpensum vollständig durch eine Schlafphase abgedeckt wird.

Nickerchen im BusDie Bewertung des Tagesschlafes in Nickerchen-Kulturen fällt vollkommen gegensätzlich aus: Wenn sich hier jemand am Tag einem Schläfchen hingibt, gilt dieses als Leistungsnachweis. Es besteht die Annahme, dass die eingeschlafene Person im Vorfeld bereits so viel gearbeitet und geschafft hat, dass sie so müde geworden ist, dass ihr nun das Nickerchen einfach zusteht. Der Schlaf ist bei diesen Kulturen grundsätzlich mit positiven Assoziationen behaftet. Man spricht hier auch vom Polyphasenschlaf bzw. Mehrphasenschlaf.

SiestaBei den Siesta-Kulturen ist eine Anpassung an die Umweltbedingungen erfolgt. Es ist für die Menschen in diesen Ländern oder Regionen der Erde einfach sinnvoll und gesund, die heißeste Zeit des Tages schlafend zu verbringen. Der in der Regel in zwei Schlafphasen aufgeteilte Schlafrhythmus wird auch als Biphasenschlaf bzw. Zweiphasenschlaf bezeichnet.

Was alle Menschen verbindet, wenn es um den Schlaf geht

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Der Mensch hat generell ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Wenn er sich dem Schlaf hingibt, setzt er sich einer Vielzahl potentieller Gefahren aus. Vor diesen Gefahren versucht er sich, so weit wie es ihm möglich ist, zu schützen.

Zu den effektivsten Schutzmaßnahmen gehört ein solide gebautes Haus mit robustem Dach, welches dem Menschen während des Schlafens relativ zuverlässigen Schutz vor ungünstigen Witterungsbedingungen, bedrohlichen Raubtieren, Außeneinflüssen (Licht, Lärm) sowie vor Übergriffen durch Diebe und Mörder bietet.

Als Schlafunterschlupf der zweiten Wahl kann man Zelte bezeichnen, die jedoch in der Schutzfunktion als wesentlich schlechter zu bewerten sind. So bewahren sie den Schlafenden beispielsweise nur sehr unzureichend vor Lärm.

Schlafen auf einer erhöht positionierten Unterlage in einem Bett oder auf einem Podest, ist eine sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung von mit kleineren Parasiten verbundenen Gefahren. Darüber hinaus können – je nach Land und Region – weitere Maßnahmen zum Insektenschutz wie die Verwendung eines Moskitonetzes während des Schlafes angebracht sein.

Bei vielen Kulturen ist außerdem ein gut funktionierendes soziales Netz Bestandteil der nächtlichen Schutzmaßnahmen, wenn beispielsweise im Wechsel Nachtwache abgehalten wird. Statt eines menschlichen Nachtwächters kann zu diesem Zweck auch ein Hund eingesetzt werden.

Für zahlreiche Völker ist auch in der heutigen Zeit das Feuer noch von großer Bedeutung: Neben seiner Funktion als Wärmequelle, trägt es durch sein Leuchten zum Fernhalten von Raubtieren bei und vertreibt mit seinem Rauch Insekten. Das Feuer wirkt sich jedoch auch zum Teil durch Licht, Geräusche und Geruch negativ auf den Schlaf aus. Da das Feuer nicht von alleine brennt, muss immer jemand darauf aufpassen und ggf. Holz nachlegen, damit es nicht erlischt. Außerdem besteht für den Schlafenden ein Verbrennungsrisiko, wenn er zu dicht am Feuer liegt sowie das Risiko einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, falls der Schlafraum zu gut isoliert ist.

Familiäre Schlafkonstellationen

Familie in einem BettUntersuchungen des amerikanischen Anthropologen John Whiting (1908-1999) haben ergeben, dass zwischen vier typischen Konstellationen unterschieden werden kann, wenn es um die familiäre Schlafsituation geht:

  • Mutter und Vater teilen ein Bett, Baby hat eigenes Betten
  • Mutter und Baby teilen ein Bett, Vater schläft woanders (oft bei polygamen Kulturen)
  • alle Familienmitglieder teilen ein Betten
  • jedes Familienmitglied hat ein eigenes Bett

Whiting setzte sich für seine Studien mit insgesamt 136 verschiedenen Kulturen auseinander.

Video: So schläft die Welt | Galileo | ProSieben

Schlafen in Deutschland

Bei uns und in anderen westlichen Industrienationen ist das Schlafen üblicherweise eine private und äußerst intime Angelegenheit, weshalb man sich dazu in die eigene Wohnung zurückzieht.

Mittlerweile setzt sich auch hierzulande langsam so etwas wie eine parallele Nickerchen-Kultur durch. Das Stichwort dabei ist das in den USA verbreitete „Power-Napping“. Die regenerierende Wirkung dieses sehr kurzen Schläfchens als Unterbrechung der Arbeitszeit gilt als erwiesen und wird bereits von einigen Arbeitnehmern praktiziert sowie von einem Teil der Unternehmen akzeptiert und forciert. Von einer allgemeinen Anerkennung von dieser Art der Arbeitsunterbrechung sind wir in Deutschland allerdings noch weit entfernt. Weitere Informationen und Hintergründe können Sie hier im Betten.de-Magazin in unserem Artikel zum Mittagsschlaf nachlesen.

Die meisten Doppelbetten in Deutschland sind mit zwei Bettdecken ausgestattet, damit jeder Partner auf seiner Seite des Bettes frei über seine eigene Decke „herrschen“ kann. Bei unseren europäischen Nachbarn den Briten und den Franzosen sowie bei den Amerikanern ist es hingegen üblich, dass Doppelbetten mit nur einer großen Decke versehen werden, die dann von beiden Bettnutzern gemeinsam verwendet wird. Auch findet dort überwiegend die Kombination zweier dünner Decken, die unter der Matratze fixiert werden, Gebrauch, während bei uns zumeist dickere Steppdecken mit Füllung aus Federn, Daunen, Kunstfasern oder anderem Material genutzt werden.

Schlafen in Frankreich

französisches BettTypisch für Frankreich ist das französische Bett, welches auch bei uns bekannt ist und dortzulande als „grand lit“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um ein Doppelbett, auch wenn die übliche Breite von 150 cm doch sehr knapp für zwei Personen bemessen ist. Kennzeichnend für das französische Bett ist eine durchgehende Matratze, weshalb es bei diesen Betten keine störende „Besucherritze“ in der Mitte des Doppelbettes gibt. Abweichend vom Standard 150 x 200 cm, 150 x 210 cm und 150 x 220 cm sind Betten in französischer Zusammenstellung auch in größeren Breiten erhältlich.

Die Franzosen haben außerdem eine Vorliebe für ausladende Polsterbetten, die oft zusätzlich mit vielen Kissen bestückt werden. Boxspring-Bettsysteme und Betten mit zwei Matratzen übereinander erfreuen sich bei unseren französischen Nachbarn ebenfalls einer großen Beliebtheit.

Üblicherweise verwendet man in Frankreich eine Kombination aus dünner Decke mit dünner Überdecke statt eines bauschigen Federbettes. Um die Decken sicher zu fixieren, werden sie in der Regel am Fußende des Bettes unter die Matratze geschlagen.

Schlafen in den USA

amerikanisches SchlafzimmerDie US-Amerikaner gehören wie wir Deutschen in erster Linie zu den Acht-Stunden-Kulturen für die der Monophasenschlaf kennzeichnend ist. Es ist allerdings so, dass die Amerikaner dem Tagschlaf nicht ganz so ablehnend gegenüber stehen und dem regenerierenden Power-Napping bereits seit einiger Zeit eine höhere Bedeutung beimessen.

Betten in Amerika werden in der Regel in folgenden Standardgrößen angeboten, welche nicht den europäischen bzw. deutschen Standards entsprechen:

Twin / Single (Einzelbettgröße) 99 x 190,5 cm
Extra Long Twin / X-Long Twin 99 x 203 cm
Full / Double (kleinste Doppelbettgröße) 137 x 190,5 cm
Queen 152 x 203 cm
King / Eastern King 193 x 203 cm
California King / Cal-King / Western King 183 x 213 cm

Auswanderer sollten die typischen amerikanischen Bettgrößen im Blick haben, bevor Sie in die USA einwandern. Falls das Bett aus Deutschland samt deutschem Bettzeug mitgenommen wird, sollte ein großer Vorrat an passenden (Spann-)Bettlaken und ggf. auch Bettwäsche mitgenommen werden, da diese in Amerika auch nur in Abstimmung auf die dortigen Bettgrößen erhältlich sind. In diesem Zusammenhang ist noch erwähnenswert, dass die US-Amerikaner ihre Betten unabhängig von der Bettgröße mit nur einer Stepp- oder Synthetik-Decke versehen, die gleichzeitig auch als Tagesdecke genutzt wird. Die Synthetik-Variante wird in den USA als „Comforter“ und die Steppdecken-Variante als „Quilt“ bezeichnet. Üblicherweise wird ein einfaches Laken unter diese Decke gelegt, die man „flat-sheet“ nennt. Dieses „flat-sheet“ wird an den Seiten unter die Matratze geschoben bzw. geklemmt. Die Matratzen, welche in den USA verwendet werden, sind wesentlich dicker als die deutschen Matratzen. Sie werden wie hierzulande zum Schutz mit einem Laken oder Spannbettlaken bezogen.

Die mittlerweile auch hier mehr und mehr verbreiteten Boxspringbetten haben in den USA ihren Ursprung, wobei sie dort oft nur aus zwei Komponenten bestehen, da der Topper häufig in die besonders hoch ausfallende Matratze integriert ist. Bei einigen Modellen lässt sich der Topper auch abnehmen, ist aber im Gegensatz zu den in Deutschland vermehrt anzutreffenden Boxspringbetten im skandinavischen bzw. europäischen Aufbau meist fest über einen Reißverschluss o. ä. mit der Matratze verbunden. Das auffälligste Merkmal der Boxspringbetten ist das Fehlen eines Lattenrostes. Stattdessen gibt es bei diesen Betten eine so genannte „Springbox“ (engl. spring = Feder | box = Kasten), die als unterste Komponente im Bettaufbau die Funktion der Unterfederung übernimmt.

Bei den Kopfkissen halten sich die US-Amerikaner meist nicht zurück und drapieren gerne eine größere Anzahl an Kissen in verschiedenen Formen und Formaten am Kopfende des Bettes.

Schlafen in Japan

schlafender JapanerDer japanische Begriff „Inemuri“, was sich mit „anwesend sein und schlafen“ übersetzen lässt, beschreibt die in Japan von der Allgemeinheit akzeptierte Art und Weise des Nickerchens in der Öffentlichkeit. Japaner nutzen jede sich bietende Gelegenheit und schlafen deshalb zum Beispiel auf dem Weg von der oder zur Arbeit in der Bahn, in Arbeitspausen oder aber auch während Meetings oder Konferenzen. Die Japaner haben beim Inemuri nur einen sehr leichten Schlaf, damit sie noch einen Teil ihrer Umgebung wahrnehmen können, um zum Beispiel die richtige Haltestelle zum Ausstieg beim Inemuri in der Bahn nicht zu verpassen.

Obwohl der Inemuri gesellschaftlich in Japan vollkommen akzeptiert ist, gibt es hierfür in verschiedenen Bereichen einige Regeln: So dürfen Schüler in Japan nur während des Unterrichts schlafen, wenn sie die korrekte Schlafhaltung einnehmen. Dazu gehört, dass der Schüler seine Schulbank mit einem kleinen Handtuch in sorgfältiger Faltung belegt, bevor er seinen Kopf darauf zur Ruhe bettet. Frauen, die sich in der Öffentlichkeit einem Nickerchen hingeben, müssen ihren Mund geschlossen und die Beine zusammenhalten. Außerdem sollten sie möglichst Stellung an einer Wand beziehen, um so zu vermeiden, dass sie einem etwaigen Sitzpartner männlichen Geschlechts mit herunterhängendem Haupt zu nahe treten. Um sein „Gesicht zu wahren“, sollte generell nicht geschnarcht, gesabbert oder der Kopf an der Schulter des Sitznachbarn angelehnt werden.

Eine besondere Art des japanischen Inemuri ist der so genannte „Dachsschlaf“. Hierunter versteht man das vorgetäuschte Nickerchen eines Vorgesetzten oder Chefs während einer Sitzung, welches Untergebene bzw. Mitarbeiter dazu ermutigen soll, angstfrei ihre vorbereiteten Präsentationen o. ä. vorzutragen. Natürlich sind sich die Angestellten über Tatsache und Hintergrund des „Dachsschlafes“ im Klaren.

In Japan werden übrigens auch Hilfsmittel angeboten, welche ein Schlafen im Stehen erlauben soll. Derartige Schlafhilfen bieten eine Kinnablage an, die eine entspannte Haltung der Halswirbelsäule beim stehenden Schlafen ermöglichen soll.

Es besteht die Annahme, dass es neben den kulturellen Unterschieden auch genetische Abweichungen zwischen den Bewohnern verschiedener Länder und Erdteile gibt. So ist zu vermuten, dass in den Genen der Japaner „hinterlegt“ ist, dass ihnen das einschlafen leichter fällt und sie bei ihren Nickerchen / Inemuri nur einen sehr flachen Schlaf haben. Weiterhin ist festzustellen, dass Kinder in Japan in äußerst hellhörigen Häusern aufwachsen und es gehört für sie von Kindesbeinen an dazu, zu schlafen, wenn sie müde sind – unabhängig davon, ob andere anwesend sind. Zusätzlich ist es in Japan Tradition, dass die Kinder in ihren ersten Lebensjahren bei der Mutter schlafen. Kind und Mutter teilen sich dabei häufig ein Futon / Bett oder das Futon / Bettchen des Kindes steht direkt neben der Schlafstätte der Mutter. Zu früheren Zeiten wurde diese enge Schlafbeziehung oft bis zur Pubertätszeit beibehalten. Heute endet die gemeinsame Schlafzeit von Mutter und Kind meist im Alter von drei Jahren bzw. spätestens mit dem Eintritt in die Schule. Das Gros der japanischen Väter verbringt seine Nächte gemeinsam mit Mutter und Kind in einem Raum. In diesen Fällen schläft das Kind in der Regel zwischen den Eltern.

japanisches SchlafzimmerTraditionell gab es in Japan kein separates Schlafzimmer. Zum Schlafen wurde üblicherweise in einem Raum der Wohnung ein Futon auf dem Boden ausgelegt, der morgens nach dem Ausschütteln und/oder Aufhängen bis zum Abend in einem Schrank aufgehoben wurde. Im Gegensatz zum mit Matratze ausgestatteten Bett in niedriger Bauform, welches wir in Deutschland als Futonbett kennen, handelt es sich beim Futon nur um eine dicke Matte aus mehreren Baumwoll-Schichten. Ein allein dem Schlafen vorbehaltenes Zimmer wurde als verschenkter Raum betrachtet, da dieser zu keinem anderen Zweck verwendet werden konnte. Westliche Betten besaßen Luxus-Status. Im Anschluss an den zweiten Weltkrieg gewann die westliche Lebensart in Japan an Bedeutung und im Zuge dessen, wurden auch vermehrt reine Schlafräume eingerichtet. Heutzutage schlafen etwa die Hälfte der Japaner noch auf Futons, während die andere Hälfte ihre Nächte in Betten verbringt. Die immer noch große Anzahl an Futon-Nutzern ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Mieten vielfach sehr teuer sind, weshalb ein nur als Schlafzimmer genutzter Raum absoluter Luxus wäre, den sich viele nicht leisten können oder wollen.

japanischer Raum mit SchlafunterlagenBezüglich der Kopfkissen-Ausrichtung vermeiden viele Japaner es, ihren Kopf nach Norden zu betten. Traditionell werden die Toten in Japan mit dem Kopf nach Norden gelegt und der Aberglaube erlaubt den Lebenden die Einnahme dieser Position zum Schlafen nicht. Für die meisten Japaner ist eine Schlaflage mit dem Kopf nach Norden aus diesem Grund mit großer Unsicherheit verbunden, weshalb sie diese vermeiden.

Schlafen in Indien

Indische SchlafunterlageWie in Japan ist es auch in Indien nicht unüblich einen öffentlichen Ort zum Schlafen zu nutzen.

Die Inder und die Pakistani schlafen tradionell auf einem Charpai: Beim Charpai handelt es sich um ein vierfüßiges Holzgestell, welches mit einer Liegefläche aus verwobenen Gurten aus Stoff oder Seilen versehen ist. Um den Komfort etwas zu erhöhen, werden häufig bunte Tücher über die Liegefläche gelegt. Der Charpai lässt sich aufgrund seines geringen Gewichtes sehr einfach transportieren und bewegen. Es gibt außerdem Modelle, die sich zusammenlegen lassen. Neben seiner Funktion als Schlafmöbelstück wird der Charpai vielfach auch als Sitzmöbel verwendet. Der Charpei zeichnet sich durch seine „offene“ Bespannung durch eine ausgezeichnete Belüftung aus. Im Gegensatz zu einer dicken Matratze kann sich bei dieser Schlafstätte keine Feuchtigkeit sammeln und kein Hitzestau auftreten, weshalb sich der Charpai optimal für tropisches Klima eignet.

Schlafen in China

schlafender JungeAuch bei den Chinesen verteilt sich der Schlaf oft auf mehrere Einheiten (Polyphasenschlaf, Nickerchen-Kultur) und die Chinesen haben keinerlei Probleme mit dem Schlaf in öffentlichen Bereichen. In China gibt es ein verfassungsmäßiges Recht auf den Mittagsschlaf, welcher dort als Xiu-xi bezeichnet wird.

Zu den traditionellen Schlafstätten in China gehört ein unter dem Namen Kang bekanntes Ofenbett, welches auf einem Rohrsystem untergebracht ist, welches gleichzeitig als Wärmeleitung der Feuerstelle fungiert und so eine konstant bleibende Temperatur von etwa 40°C bietet. Mehrere Personen eines Haushaltes legen sich auf dem Kang zur Ruhe, wobei üblicherweise der älteste Mann im Haus gemeinsam mit seiner Frau, den Platz in unmittelbarer Nähe zur Feuerstelle erhält. Alle weiteren Mitglieder der Familie schließen sich entsprechend der Generationsfolge an.

Schlafen weltweit: Zahlen und Fakten

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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