Wissenswertes über den Schlaf der Tiere

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Wissenswertes über den Schlaf der TiereNicht nur Menschen schlafen, sondern auch die Tiere. Dabei gibt es aber teilweise beachtliche Unterschiede zum menschlichen Schlaf beziehungsweise große Differenzen zwischen dem Schlafverhalten verschiedener Tierarten oder Gruppen von Tieren.

Die Wissenschaft hat einige Schwierigkeiten damit, den Schlaf der Tiere zu erforschen, weil von den Tieren keine Berichte über ihr Schlaferleben abgegeben werden können und wir lediglich Vermutungen darüber anstellen können, dass das, was wir objektiv messen, eine Bedeutung für die Tiere bzw. ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit hat.

In unserem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene außergewöhnliche Schlafgewohnheiten von Tieren vor und gehen dabei z. B. auch auf die Besonderheiten des Winterschlafes sowie des Sommerschlafes ein. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und viele interessante Erkenntnisse.

Wie Tiere schlafen: Eine kleine Einführung in den Schlaf der Tiere

Einführung - Schlaf der TiereGrundsätzlich sind Tiere bzw. Säugetiere genauso auf Schlaf angewiesen wie wir. Obwohl wild lebende Tiere im Schlaf durch die damit verbundene „Bewusstlosigkeit“ besonders verletzlich und gefährdet sind, können sie nicht darauf verzichten. Denn auch bei Tieren vollziehen sich im Schlaf wichtige Reparatur- und Regenerationsprozesse.

Wissenschaftlich hat man herausgefunden, dass es für das Schlafen und den gesundheitlichen Erfolg des Schlafens von großer Wichtigkeit ist, dass die Körpertemperatur absinkt. Dieses betrifft ebenfalls nicht nur den menschlichen Organismus, sondern auch den der anderen Säugetiere.

Analog zum menschlichen Schlaf unterscheidet man auch beim Schlaf der Tiere zwischen NREM-Schlaf und REM-Schlaf. Während der NREM-Schlafphasen sind die Tiere bereits weitgehend inaktiv, wobei allerdings noch einiges an Energie aufgewendet wird, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Wechselt der Schlaf dann von NREM auf REM, setzt dieser Schutz gegen Auskühlung oder auch Überhitzung beinahe komplett aus. Zusätzlich kommt es zu einer Erschlaffung der Skelettmuskulatur.

Da insbesondere kleine Tiere wie Mäuse besonders gefährdet sind, was ein Auskühlen oder Überhitzen – in Abhängigkeit von den Bedingungen der Schlafumgebung – während des REM-Schlafes angeht, sind die REM-Schlafphasen bei ihnen meist nur von sehr kurzer Dauer. Ihr Organismus schaltet dann zurück in den NREM-Schlaf, damit der Körper wieder aufgewärmt (oder auch abgekühlt) werden kann. Es ist zwar so, dass der Körperkern auch während des NREM-Schlafs kühler als im wachen Zustand ist, aber er befindet sich temperaturtechnisch deutlich über der Schwelle, wo Gefahr droht. Vom NREM-Schlaf erfolgt dann aber auch wieder ein Wechsel zurück in den REM-Schlaf. Die Phasen wechseln sich also bei den Tieren wie beim Menschen ab.


Wie lange eine REM-Phase anhält, hängt wesentlich von der Größe bzw. vom Gewicht des Tieres ab:

  • Maus | durchschnittlich 5 Minuten
  • Katze | durchschnittlich 25 Minuten
  • Elefant | durchschnittlich 120 Minuten

Im Vergleich dazu dauert eine REM-Phase des Schlafes beim Menschen im Durchschnitt etwa 90 Minuten.

Ist die Umgebungstemperatur zu niedrig, kommt es bei Tieren zu einer Unterdrückung des REM-Schlafes. Forscher haben hierfür im Gehirn von Mäusen einen Schaltkreis entdeckt, der für die Steuerung des REM-Schlafes im Zusammenhang mit der Umgebungstemperatur verantwortlich ist und entscheidet, ob es sich die Maus leisten kann, die Thermoregulation zugunsten einer REM-Schlafphase aufzugeben. In Bezug auf den Menschen gibt es aktuell allerdings noch keine Belege dafür, dass die Länge der im REM-Schlaf verbrachten Zeiten von der Raumtemperatur abhängig ist.

Es ist übrigens anscheinend auch möglich, komplett ohne REM-Schlaf auszukommen. So hat man bereits Stämme von Labormäusen gezüchtet, die keine REM-Schlafphasen haben und bei denen dieses augenscheinlich zu keinen größeren Problemen führt. Auch für Menschen scheint der REM-Schlaf weitgehend verzichtbar zu sein, da er beispielsweise durch die Einnahme von Antidepressiva massiv unterdrückt wird. Der NREM-Schlaf hingegen ist für Mensch und Tier essenziell und damit absolut unverzichtbar.


Wie Tiere schlafen: Schlafgewohnheiten bei Tieren

So mannigfach wie die Tierwelt ist, so vielfältig fallen auch die Schlafgewohnheiten der Tiere aus. Hier haben wir einige besonders bemerkenswerte Schlafgewohnheiten ausgewählter Tiere für Sie zusammengetragen:

So schlafen Fische

Fische besitzen keine Augenlider, sodass sie ihre Augen nicht schließen können. Da aber auch Fische auf Schlaf angewiesen sind, müssen sie diesen mit offenen Augen absolvieren.

Sie fahren während dieses Ruhezustandes ihre Hirnleistung herunter, verlangsamen ihren Puls und bewegen sich so gut wie gar nicht mehr. Die Augen bleiben dabei – wie bereits beschrieben – offen. Fische sind auch während dieses schlafähnlichen Zustandes in der Lage, Gefahren zu erkennen und auch entsprechend darauf zu reagieren. Die Reaktionszeit dabei ist allerdings deutlich vermindert.

So schlafen Erdmännchen

Erdmännchen schlafen eng aneinander gekuschelt in Gruppen, wobei die Wachen mit leichtem Schlaf außen liegen.

So schlafen Delfine

Damit sie nicht ertrinken, müssen Delfine immer wach bleiben. Sie benötigen allerdings auch wie alle anderen Lebewesen regelmäßig Schlaf zur Regeneration und Gesunderhaltung des Organismus. Aus diesem Grund schläft bei den Delfinen immer nur eine Gehirnhälfte, während die andere wach bleibt und sicherstellt, dass das Tier auftaucht, atmet und wieder abtaucht. Die Hirnhälften des Delfins wechseln sich alle paar Minuten mit Wachen und Schlafen ab.

So schlafen Zugvögel

Bei Zugvögeln wie dem Mauersegler konnte beobachtet werden, dass diese bis zu 300 Tage am Stück fliegen können. Während derartig extremen Flugdauerphasen fallen die Tiere immer mal wieder für wenige Sekunden in den Tiefschlaf.


Video: Wie Tiere schlafen | Langweilige Dokus


Wie Tiere schlafen: Schlafpositionen bei Tieren

So unterschiedlich die Tiere hinsichtlich ihrer Größe und Gestalt sind, so unterschiedlich sind auch die Positionen, die sie zum Schlafen einnehmen.

Ein Forscherteam der Züricher Universität UZH hat Tiere im Zoo beobachtet und dabei die Ruhepositionen von 250 Säugetieren genauer untersucht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Größe maßgeblich dafür entscheidend ist, wie oft sich ein Tier zum Schlafen hinlegt.


Je größer ein Tier ist, desto seltener nimmt es zum Schlafen eine liegende Position ein.

Im Rahmen der Studie nehmen kleine Tiere mit kurzen Beinen mit Vorliebe eine Bauchlage zum Schlafen ein. Große Tiere hingegen legen sich eher in seitlicher Position hin bzw. legen sich gar nicht hin und bleiben stehen. So nehmen Elefanten beispielsweise in der Regel die Seitenlage zum Schlafen ein. Wenn die Elefanten jedoch älter werden und ihnen das Aufstehen zunehmend schwerer fällt, verzichten sie oft auf das Hinlegen zum Schlafen, bleiben stehen und lehnen sich einfach irgendwo an, um neue Energie zu schöpfen und auszuruhen.

Mehr zur Studie:
Liegen, sitzen oder stehen: Die Grösse der Tiere bestimmt die Ruheposition

Giraffen verbringen nur etwa 20 Minuten ihres täglichen Schlafpensums liegend. Die restliche Zeit ruhen sich die großen Tiere stehend aus.

Interessant ist auch der Schlaf der Pottwale. Die Meeresgiganten verbringen ihre Schlafphasen gerne aufrecht im Wasser stehend. Sie erwachen, wenn es wieder an der Zeit ist, Luft zu holen.


Wie Tiere schlafen: Wo Tiere schlafen

Wo Tiere schlafenDamit Säugetiere während der Nachtruhe bzw. während des Schlafes nicht auskühlen, suchen sie in der Regel geschützte Ruheplätze auf. Wir – Menschen – ziehen uns ja in der Regel auch ins Schlafzimmer zurück, schlüpfen in weiche Betten und kuscheln uns unter wärmende und gemütliche Bettdecken.

Um sich vor dem Auskühlen zu schützen, rollen sich viele Tiere wie z. B. Katzen oder auch Hunde zum Schlafen ein, um so die Körperfläche zu minimieren und wärmer zu bleiben.

Mäuse und viele andere Kleinsäuger bauen sich beispielsweise meist Nester, wo sie dann auch schlafen. Orang-Utans legen sich in Blätterhöhlen zur Ruhe. Auch Gorillas fertigen sich eine gemütliche Schlafstätte aus Blättern, Zweigen und Ästen an.

Robben beispielsweise sind sehr anpassungsfähig, was den Ort zum Schlafen angeht. So können sie sowohl an Land als auch auf Eisschollen oder gar im Wasser treibend schlafen.

Flusspferde verbringen ihren Schlaf überwiegend unter Wasser am Grund. Sie tauchen dabei automatisch auf, wenn sie atmen müssen. In diesem Zusammenhang ist gut zu wissen, dass Flusspferde normal nur etwa 5 Minuten im Durchschnitt unter Wasser bleiben.


Wie Tiere schlafen: Schlafdauer bei Tieren

Wie die Länge der REM-Schlafphasen oder auch die präferierte Schlafposition fällt auch die Schlafdauer der vielen verschiedenen Tiere sehr unterschiedlich aus. Nachfolgend eine Liste der durchschnittlichen Schlafdauer einiger ausgewählter Tierarten:

  • Giraffen ca. 2 Stunden pro Tag
  • Pferde ca. 2-4 Stunden pro Tag
  • Elefanten ca. 2-4 Stunden pro Tag
  • Faultiere ca. 10 Stunden pro Tag
  • Hunde ca. 10-14 Stunden pro Tag
  • Katzen ca. 12-16 Stunden pro Tag
  • Löwen ca. 13 Stunden pro Tag
  • Schnabeltiere ca. 14 Stunden pro Tag
  • Riesengürteltier ca. 18 Stunden pro Tag
  • Python ca. 18 Stunden pro Tag
  • Opossum ca. 18 Stunden pro Tag
  • Fledermäuse ca. 20 Stunden pro Tag
  • Koalabären ca. 22 Stunden pro Tag

Ähnlich wie beim Menschen, wo die durchschnittliche Schlafdauer mit ca. 7-8 Stunden angegeben wird, es aber sowohl Ausreißer nach oben mit mehr als 10 Stunden Schlaf als auch starke Abweichler nach unten mit unter 5 Stunden Schlaf gibt, gibt es auch beim Schlafbedürfnis einer Tierart individuelle Unterschiede.

Faustregel: Pflanzenfresser sind Kurzschläfer | Fleischfresser sind Langschläfer

Elefanten und andere Pflanzenfresser haben in der Regel eine stark verkürzte Schlafdauer, weil ihre Nahrung nur wenige Kalorien liefert, sodass sie auf die Aufnahme großer Nahrungsmengen angewiesen sind und es sich schlichtweg nicht leisten können, übermäßig viel Zeit des Tages schlafend zu verbringen.

Koalabären weichen mit einer Schlafdauer von ca. 22 Stunden täglich deutlich von der Regel Pflanzenfresser sind Kurzschläfer ab. Dieses hängt damit zusammen, dass sich Koalabären ausschließlich von Eukalyptusblättern ernähren, was für ihren Stoffwechsel ausreichend ist, aber ihm gleichzeitig auch nur wenig Energie zur Verfügung stellt und lange Verdauungszeiten erforderlich macht.


Video: Die extremsten Schlafzeiten bei Tieren | SONNENSEITE


Wie Tiere schlafen: Winterschlaf bei Tieren

Winterschlaf bei Tieren IgelViele Tiere machen im Winter aus der Not eine Tugend: Da das Nahrungsangebot bei extremen Witterungsverhältnissen und sehr niedrigen Temperaturen nicht ausreicht, um sicher überleben zu können, ziehen sich viele Tierarten zum Winterschlaf zurück.

Beim Winterschlaf handelt es sich um eine brillante Überlebensstrategie. Durch den Winterschlaf sparen die Tiere Energie ein, indem sie ihre Körperfunktionen und ihren Stoffwechsel extrem herunterfahren. Die Körpertemperatur sinkt und es kommt zu einer Verlangsamung von Atemfrequenz und Puls. So haben Streifenhörnchen beispielsweise während des Winterschlafes nur noch fünf Herzschläge pro Minute statt regulär 200 Schläge. Ein anderes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Fettschwanzmaki, der während des Winterschlafes nur noch etwa alle zwanzig Minuten einmal atmet.

Der Wechsel der Jahreszeiten leitet den Winterschlaf ein. Winterschläfer zeigen Reaktionen auf die sich wandelnden Umgebungsbedingungen, ihr Organismus startet damit, sich für die Umstellung zu präparieren. Der Körper schüttet spezielle Erstarrungshormone aus, welche die erforderlichen Veränderungen der Körperfunktionen starten und das Tier in einen Energiesparmodus „umschalten“.

Viele Tiere, die Winterschlaf halten, fressen sich in der warmen Jahreszeit regelrechte Fettreserven an. Bären kommen in diesem Zusammenhang beispielsweise auf ein normales Tagespensum von etwa 20.000 Kalorien. Andere Tiere legen sich Vorräte an haltbarer Nahrung in ihrer „Unterkunft“ an, welche sie während kurzer Wachzeiten im Winterschlaf zu sich nehmen.

Wenn sich der Frühling nähert und die Außentemperaturen langsam wieder steigen, kommt auch der Organismus der Winterschläfer allmählich wieder in Gang. Im Zuge der Aufwachphase benötigen die Tiere immer noch ein sehr hohes Maß an Schlaf – mehr als in den Sommermonaten außerhalb des Winterschlafes üblich. Die Umstellung vom Winterschlaf auf den regulären „Betrieb“ kann einige Wochen oder auch Monate dauern.

Auch interessant:
Winterschlaf für Menschen? Was Sie über die kalte Jahreszeit wissen sollten


Video: Der Winterschlaf der Tiere für Kinder erklärt | Erklärvideos für Kinder | SRF Kids – Kindervideos



Wie Tiere schlafen: Träume bei Tieren

Bislang sind ja viele Bereiche rund um den Schlaf nur wenig erforscht bzw. vollständig aufgeklärt. Dieses gilt in besonderem Maße für den Schlaf der Tiere. Die Wissenschaft hat sich bislang nur mit dem Schlafverhalten weniger Hundert Arten befasst und noch weniger gründlich untersucht.

Bekannt ist, dass Tiere auch REM-Schlafphasen haben. Beim Menschen ist dieser REM-Schlaf gleichbedeutend mit Traumschlaf. Da Träumen eine Art des bewussten Erlebens ist. Bewusstseinszustände sind so aber nicht messbar. Man geht davon aus, dass jedes Tier eine Form rudimentären Bewusstseins hat, was jedoch nicht belegt ist. Wenn dieses zutrifft, ist auch anzunehmen, dass Tiere träumen.


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Linda Liss

Als Owner Social Media steuert sie seit 2021 das Social Media Team und die Social Media Kanäle u. a. von Betten.de und ist auch als Autorin für das Schlafmagazin tätig.

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