So richtet man ein Montessori Kinderzimmer ein – Tipps & Infos

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Kinderzimmer nach Montessori einrichten und gestaltenGrundlegende Aspekte in Bezug auf das Kinderzimmer haben wir im Schlafmagazin bereits in den beiden Artikeln Welche Ausstattung für das Kinderzimmer? und Welche Gestaltung für das Kinderzimmer? beschrieben. Darüber hinaus haben wir uns u. a. im Artikel Kinderzimmer aufräumen, ausmisten und organisieren auch mit der Ordnung im Kinderzimmer befasst.

In unserem Artikel Baby- und Kinderzimmer nach Feng Shui einrichten haben wir ein spezifisches Einrichtungskonzept bzw. eine besondere Lebensphilosophie mit Einfluss auf die Wohnraumgestaltung in den Fokus gerückt.

Heute widmen wir uns erneut einer besonderen Form der Kinderzimmer-Gestaltung und erklären Ihnen wie man ein Kinderzimmer nach Montessori einrichtet.

Wer war Maria Montessori?

Maria Tecla Artemisia Montessori wurde am 31.08.1870 in der italienischen Gemeinde Chiaravalle geboren und zog später mit ihren Eltern – einem konservativen, altmodischen Vater sowie einer für damalige Verhältnisse überaus gebildeten und interessierten Mutter – nach Rom, wo sie den größten Teil ihrer Jugendzeit verbrachte.

In der Schule hatte Maria Montessori eine Vorliebe für die exakten Fächer – in der Hauptsache Mathematik und Biologie, wo sie auch gute Leistungen erzielte.

Den Eltern wäre es lieb gewesen, Maria Montessori Lehrerin geworden wäre, sie entschied sich aber für ein Medizinstudium an der Universität von Rom, was Frauen zur damaligen Zeit allerdings eigentlich nicht möglich war. Es heißt, dass sich der Papst höchstpersönlich dafür eingesetzt haben soll, dass Maria Montessori an der Uni studieren durfte. 1896 machte Montessori ihren Abschluss und war damit eine der ersten Ärztinnen in Italien.

Sie arbeitete im Krankenhaus Santo Spirito in Rom, wo sie mit geistig behinderten Kindern in Kontakt kam. Diese wurden bis dato lediglich mehr oder weniger in ihren Betten „verwahrt“ und bekamen kaum Zuwendung oder Aufmerksamkeit. Maria Montessori begann diesen Kindern zu helfen, um deren Entwicklungsrückstand – zumindest zum Teil – aufzuholen.

Bei ihrer Arbeit mit den behinderten Kindern entdeckte Montessori, dass die Kinder sich niemals hätten weiterentwickeln können, weil ihnen keinerlei Spielzeug oder Lehrmittel zur Verfügung stand.

Aus dieser Erkenntnis schloss sie, dass Spielzeug oder Lehrmittel für die kindliche Entwicklung unerlässliche Faktoren sind. In der Folge erarbeitete Maria Montessori eigenes Lehrmaterial, welches darauf abzielte, die Kinder zum Einsetzen ihrer Sinne zu ermutigen. Diese Vorgehensweise zeigte Früchte, denn die Kinder begannen allmählich Fortschritte in ihrer Entwicklung zu machen.

1898 wurde Maria Montessori Direktorin an einem Institut, welches sich der Ausbildung von Lehrkräften für geistig behinderte Kinder verschrieben hatte. 1904 wurde sie an der Universität von Rom zur Professorin für Anthropologie ernannt. Nebenbei hat Montessori noch Pädagogik studiert.

Im Auftrag der Regierung eröffnete Maria Montessori im Jahr 1907 die Schule „Casa die Bambini“ („Haus der Kinder“) in einem Armenviertel Roms. Gedacht war die Schule als Art Tagesstätte für Kinder, die noch nicht schulpflichtig waren und deren Eltern beide außer Haus arbeiteten. Die Erkenntnisse, die Montessori durch die Arbeit mit den geistig behinderten Kindern hatte gewinnen können, nutzte sie nun als Basis, um innerhalb kurzer Zeit ein völlig neues Unterrichtskonzept zu entwickeln.

Montessori vertrat den Standpunkt, dass Kinder einen natürlichen Drang zu Weiterentwicklung verspüren. – Bietet man Kindern Beschäftigungen an, welche sich an ihren Lernbedürfnissen orientieren, widmen sie sich diesen mit voller Hingabe.

Um die Kinder entsprechend zu fördern, ließ Maria Montessori Möbel, Geschirr und andere Haushaltsartikel anfertigen, welche so beschaffen waren, dass sie optimal für die Benutzung durch kleine Kinderhände waren. Montessori ließ den Kindern die freie Wahl, zu entscheiden, womit sie sich beschäftigen wollten. Aufgrund der selbst getroffenen Entscheidung waren die Kinder sehr motiviert und konzentriert.

„Hilf mir, es selbst zu tun.“ – Motto der Montessori-Pädagogik

Im Zentrum der Montessori-Pädagogik steht ein liebevoller und respektvoller Umgang mit dem Kind. Man geht davon aus, dass das Kind einen natürlichen und unverzichtbaren Drang zur Selbstentfaltung hat.

Aufgabe der Erzieher und der Schulen ist es, zu erkennen, welche Bedürfnisse ein Kind hat und darauf einzugehen, indem man dem Kind die geeigneten Rahmenbedingungen schafft und entsprechende Materialien zur Verfügung stellt. Der Erziehungsberechtigte bzw. das Lehrpersonal befindet sich dabei in einer helfenden Rolle. – Hindernisse sollen nicht für das Kind aus dem Weg geräumt werden, weil dieses die Entwicklung des Kindes bremsen und nicht fördern würde.

„Jede überflüssige Hilfe ist ein Hemmnis der Entwicklung.“

Der gute Ruf von Maria Montessori und dem von ihr entwickelten pädagogischen Konzept verbreitete sich schnell in der gesamten westlichen Welt. Sie hielt Vorträge und Schulungen ab und rund um den Globus entstanden mehr und mehr Montessoriklassen.

Die Ärztin, Philosophin und Reformpädagogin Maria Montessori starb nach einem bewegten und einem die Welt bewegenden Leben am 06.05.1952 im Alter von 81 Jahren im niederländischen Noordwijk aan Zee. Sie war Ärztin, Philosophin und Reformpädagogin.


Video: Was ist Montessori-Pädagogik? | Montessori Stiftung Berlin


Video: Montessori in 6 Minuten | Theater-Thea


So gestaltet man ein Montessori Kinderzimmer

Bevor man sich an die Einrichtung eines Kinderzimmers nach Montessori macht, sollte man den Raum zunächst in verschiedene Bereiche aufteilen, damit eine gedankliche Trennung zwischen Erholung und Ruhe sowie Spiel und Lernen möglich ist.

Montessori Kinderzimmer - Spiel- und Lernbereich

In der Zone für Lernen und Spielen sollte eine anregende Atmosphäre vorherrschen, die sich beispielsweise sehr gut durch eine farbenfrohe Gestaltung, Mustertapeten und bunte Dekorationen erzielen lässt. Das Kind sollte sich in diesem Bereich seines Zimmers frei entfalten können.

Dann sollte es eine Zone zum Ausruhen und Kuscheln im Montessori Kinderzimmer geben. Die Stimmung in diesem Bereich des Kinderzimmers ist beruhigend und unaufgeregt. Dieses lässt sich durch eine Gestaltung in zarten Pastellfarben erreichen. Ein großes Sitzkissen, kleinere Kissen und eine Decke oder auch eine kleine Höhle bzw. ein Tipi-Zelt mit Kissen und Decken und Plüschtieren lädt das Kind zu entspannen und zurückziehen ein. Wenn die Ruhezone dekoriert werden soll, sollte man möglichst zurückhaltend und minimalistisch dabei vorgehen, um unnötige Ablenkungen zu vermeiden. Die Ausruhzone im Kinderzimmer soll dem Kind z. B. auch zum konzentrierten Lesen oder Betrachten eines Bilderbuches dienen.

Die Zone zum Schlafen sollte ähnlich konzipiert sein wie der Ruhebereich. Sanfte Farben sorgen für ein ruhiges, entspannendes Ambiente. Die bodentiefe oder bodennahe Schlafstätte wird durch einen Himmel oder Baldachin besonders einladend und behaglich. Eine Lichterkette über der Matratze erinnert das Kind an den Sternenhimmel und führt es sicher und geborgen durch die Nacht. Ein kuschelweicher Teppich vor dem Kinderbett trägt zur Gemütlichkeit bei und spendet nackten Kinderfüßen wohlige Wärme, wenn diese das Bett verlassen.

Damit das Kind seine Umwelt besser wahrnehmen und verstehen kann, setzt man beim Montessori Kinderzimmer auf den Einsatz realistischer bzw. realitätsnaher Motiv. So wählt man für die Wandgestaltung beispielsweise Fotos oder Bilder aus, die Naturmotive, Tiere oder auch Szenen / Situationen aus dem echten Leben zeigen.


So richtet man ein Montessori Kinderzimmer ein

Bei der Einrichtung eines Kinderzimmers, welches den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik folgt, steht das Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ im Mittelpunkt aller Überlegungen und Maßnahmen.

Ein Montessori Kinderzimmer sollte auf die Bedürfnisse des Kindes und seine besonderen Anforderungen zugeschnitten sein. In diesem Zusammenhang ist auch gerne mal die Rede von einem Einrichten auf Augenhöhe, was durchaus wortwörtlich genommen werden sollte. – Es ist durchaus hilfreich, wenn man sich als Erwachsener auf den Boden setzt oder auch legt und den Raum mit den Augen des Kindes betrachtet:

Sind die Möbel im Kinderzimmer kindgerecht und in der Größe so bemessen, dass das Kind selbstständig damit umgehen kann? Das Kind sollte in der Lage sein, gefahrlos in seinem Zimmer auf eigene Faust auf Entdeckungstour gehen zu können. Dazu müssen Möbel und Einrichtungsgegenstände zur Größe und zum Entwicklungsstand des Kindes passen.

Das Bett bzw. Kinderbett im Montessori-Zimmer sollte bodentief oder zumindest bodennah ausgeführt sein, damit das mobiler werdende Kind selbstständig ins Bett und wieder heraus gelangen kann. Grundsätzlich reicht hier oft auch nur eine auf den Boden gelegte Matratze aus.

Spielzeuge sollten so aufbewahrt werden, dass das Kind diese selbstständig erreichen und auch wieder wegräumen kann. Offene Regale mit offenen Behältern sowie offene Aufbewahrungsboxen sind hierbei hilfreich.

Die Spielsachen, die dem Kind zur Verfügung stehen, sollten zum Alter bzw. Entwicklungsstand des Kindes passen. Dem Kind sollten stets immer nur einige wenige Spielzeuge im Kinderzimmer präsentiert werden, so dass es nicht überfordert wird und sich gut auf ein einzelnes Spiel konzentrieren kann. Die übrigen Dinge sollte man außerhalb des Kinderzimmers oder unerreichbar und nicht sichtbar in einem geschlossenen Schrank im Kinderzimmer aufbewahren. Von Zeit zu Zeit werden bereits häufig bespielte Spielzeuge im Zimmer gegen andere ersetzt.

Damit das Kind weiß, wo sich was befindet bzw. wo was hingehört, sind Beschriftungen sinnvoll. Da kleine Kinder noch nicht lesen können, empfehlen sich kleine Bildchen oder leicht verständliche Piktogramme zur Kennzeichnung. Dieses ist nicht nur beim Spielzeug sinnvoll, sondern auch bei der Aufbewahrung von Kleidungsstücken.

Für die Kinderkleidung bieten sich Stangen und Haken bzw. eine Garderobenleiste an, die so niedrig installiert werden, dass das Kind alles sehr gut alleine erreichen kann.

Bücher sollten im Montessori Kinderzimmer stets so „gelagert“ werden, dass sie sich mit dem Titelbild nach vorn ausgerichtet präsentieren. So sieht das Kind gleich viel besser, wovon das Buch handelt und wird eher animiert das Buch zur Hand zu nehmen und sich damit zu beschäftigen. Eine klassische Buchpräsentation im Regal, wo nur die Buchrücken zu sehen sind, ist insbesondere für Kinder, die noch nicht lesen können, meist eher uninteressant, was dazu führt, dass die Kinderbücher eher ein Schattendasein im Zimmer fristen.

Um Kinder zur Beschäftigung mit einem Puzzle anzuregen, sollte dieses nicht fertig im oder auf dem Regal aufbewahrt werden.

Montessori Spielsachen

Im Rahmen der Montessori Pädagogik kommen zumeist eher zurückhaltende Spielzeuge zum Einsatz, die überwiegend nicht geschlechtsspezifisch sind. Sehr gut eignen sich Spielsachen aus unbehandeltem Holz und einfach gestaltetes Spielzeug wie zum Beispiel Steckspiele.

Spielzeuge, die brummen, summen und/oder blinken, sollte man im Montessori Kinderzimmer besser weg lassen. Derartige Dinge stellen schnell eine Reizüberflutung für das Kind dar und können so schnell überfordernde Effekte haben.

Das Imitieren des Alltags wird innerhalb der Montessori Pädagogik sehr stark gefördert, so dass sich Spielzeuge wie Küche, Kaufladen oder Werkstatt optimal für ein nach Montessori eingerichtetes Kinderzimmer eignen. Durch diese Spielzeuge werden die Kinder zum Rollenspiel animiert und auf diese Weise in ihrer Entwicklung gefördert.

Ein Spiegel an der Wand erlaubt dem Baby oder Kind sich selbst und seine Bewegungen zu beobachten.

Für die Dekoration eines Kinderzimmers nach Montessori bieten sich u. a. Pflanzen oder auch kleine Vasen mit Blumen an. Selbstverständlich sollte man bei der Auswahl der Pflanzen und Blumen für das Montessori Kinderzimmer darauf achten, dass diese nicht giftig sind – vor allem dann, wenn das Kind noch relativ jung ist.

Video: MONTESSORI KINDERZIMMER ROOMTOUR – MONTESSORI STEP by STEP – Vorbereitete Umgebung nach Montessori | Mama Nadia


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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.de im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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