Viscoschaummatratzen – Eignung sowie Vor- und Nachteile

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Frau schwebt über Matratze

Viscoschaum ist ein weiches Material mit hoher Punktelastizität und sehr guter Druckentlastung. Ursprünglich aus der Weltraumforschung stammend, wird es heute in Kombination mit anderen Materialien für Matratzen verwendet, die ein „schwereloses“ Liegegefühl ermöglichen und sich bestens für Menschen mit orthopädischen Problemen oder Muskelverspannungen eignen.

Was ist eine Viscoschaummatratze?

Memory-Effekt einer ViscoschaummatratzeDie obere Schicht einer Viscoschaummatratze besteht aus thermoelastischem Schaumstoff. Dieser passt sich exakt der Körperform an und wird auch oftmals „Memory Foam“ (englisch: Gedächtnis- Schaum) genannt. Drückt man seine Hand in den Viscoschaum, bleibt für einige Sekunden ein Abdruck zurück (Memory-Effekt). Der Körper wird durch die passgenaue Anformung der Matratze deshalb immer optimal gestützt bei einem druckfreien und fast schwerelosen Liegegefühl.

Die Festigkeit des Viscoschaums ist abhängig von der Temperatur: je wärmer, desto weicher wird er. Der „Schwerelos-Effekt“ kommt also in Gänze erst dann zustande, wenn die Matratze durch den Körper erwärmt wurde. Eine kurze Liegeprobe in einem Bettengeschäft hat deshalb kaum Aussagekraft.

Wie sind Viscoschaummatratzen aufgebaut?

Da eine hohe Viscoschaumschicht zu nachgiebig wäre, werden für Viscoschaummatratzen in der Regel Kombinationen verschiedener Materialien verwendet. Der Matratzenkern kann zum Beispiel aus Kaltschaum oder Taschenfedern bestehen, auf den eine entsprechende Schaumlage aufgebracht wird. Wichtig ist dabei die optimale Höhe der Viscoschaumschicht. Ist diese zu hoch, würde der Körper zu stark einsinken. Da der thermoelastische Schaum für einige Sekunden die Form des Körpers behält und sich nur langsam zurückbildet, wäre ein Drehen oder Wenden im Bett dann sehr anstrengend.

Als Faustregel gilt also: Je dicker die Viscoschaumschicht, desto „schwebender“ das Liegegefühl, aber desto schwieriger werden Bewegungen. Wer druckempfindlicher ist, auf der Seite schläft und viel Zeit im Bett verbringt (oder verbringen muss), der ist mit einer dickeren Auflage von beispielsweise 9 cm besser beraten, während Rückenschläfer mit normalen Ansprüchen mit einer 3 bis 4 cm hohen Schaumschicht oft am besten schlafen.

In unserem Shop finden Sie verschiedene Viscoschaum-Matratzen mit unterschiedlich hoher Viscoschaumschicht. Gerne beraten wir Sie, welches Modell perfekt zu Ihren Ansprüchen passt.

Aufbau einer Viscoschaummatratze

Aufbau einer Viscoschaummatratze

Jede Federkernmatratze besteht aus mehreren Schichten:

  • Viscoschaum: 3 bis 9 cm hohe thermoelastische Viscoschaumauflage als oberste und damit körpernaheste Polsterung für eine sehr gute Körperanpassung und Druckentlastung
  • Schaum-Unterbau: ergänzt die Viscoschaumpolsterung und sorgt für den nötigen Gegendruck
  • Obermaterial (Bezug)

Für wen eignen sich Viscoschaummatratzen?

Viscoschaum verteilt das Körpergewicht gleichmäßig. Es entstehen dadurch keine unangenehmen Druckpunkte. Besonders geeignet ist das Material deshalb für Seitenschläfer. Auch Menschen, die auf herkömmlichen Matratzen Druckschmerzen oder Durchblutungsstörungen (eingeschlafene Arme oder Beine) verspüren, profitieren von Matratzen mit Viscoschaumauflage. Eine Viscoschaummatratze ist auch ideal für alle, die Verspannungen, Neuralgien (Nervenschmerzen) oder Wirbelsäulenprobleme haben und auch für alle, die aus gesundheitlichen Gründen viel liegen müssen. Im medizinischen Bereich werden sie zudem verwendet, um Dekubitus (Wundliegen) vorzubeugen. Viscoschaum bietet keinen guten Nährboden für Hausstaubmilben. Deshalb eignen sich Viscoschaummatratzen auch für Allergiker und Asthmatiker.

Da Viscoschaum bei höherer Temperatur weicher ist, können sich Matratzen aus diesem Material in der kalten Jahreszeit in ungeheizten Räumen hart anfühlen. Für „Kaltschläfer“ sind sie daher nur bedingt geeignet. Wer nachts zu übermäßigem Schwitzen neigt, sollte ebenfalls zu anderen Matratzenarten greifen, da Viscoschaum keine sehr guten Durchlüftungseigenschaften hat. Für sehr unruhige Schläfer ist er auch weniger geeignet, da er sich durch seine träge Rückstellkraft etwas verzögert an veränderte Schlafpositionen anpasst. In diesem Fall sind Gelmatratzen empfehlenswert, die dieselben Liegeeigenschaft bieten, allerdings ohne thermische Abhängigkeit.

Wer schläft gut auf einer Viscoschaummatratze?

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  • Rücken- und Seitenschläfer (Bauchschläfer sinken oberflächlich eventuell zu tief ein und werden nicht genügend gestützt)
  • Wer gerne in die Matratze einsinkt und ein umschließendes, „schwereloses“ Liegegefühl bevorzugt
  • Wer eine Schlafposition lange beibehält
  • Allergiker und Asthmatiker, da Viscoschaum Hausstaubmilben und Bakterien keinen Nährboden bietet
  • Wer nicht zum Schwitzen neigt
  • Personen mit Verspannungen, Gelenkbeschwerden, Rückenschmerzen oder Durchblutungsstörungen
  • Wer aus gesundheitlichen Gründen viel liegen muss und auf eine Reduzierung der Druckpunkte angewiesen ist

Woran erkenne ich eine gute Viscoschaummatratze?

Ein ausschlaggebendes Kriterium für die Qualität von Schäumen ist ihr Raumgewicht. Bei Viscoschaum sollte dieses zwischen 45 und 55 kg/m3 liegen, um eine lange Lebensdauer von bis zu 10 Jahren zu gewährleisten. Meist wird die Viscoschaumauflage mit einem stützenden Kaltschaumkern kombiniert, der ein Raumgewicht in ähnlicher oder gleicher Höhe aufweisen sollte.

Ein weiteres Augenmerk ist die Höhe des stützenden Schaumkerns. Da die Viscoschaumschicht hauptsächlich zum Einsinken dient, sollte die darunterliegende Schaumschicht mindestens 10 cm hoch sein, um eine ausreichende Stützwirkung und Polsterung zu erreichen.

Ob die Matratze für Sie in Frage kommt, können Sie anhand folgender Punkte feststellen:

Vor- und Nachteile einer Viscoschaummatratze

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  • Druckentlastende Wirkung für ein „schwebendes“ Liegefühl, fördert zudem eine gute Gewebedurchblutung
  • Stützender Unterbau entlastet die Wirbelsäule und bietet chiropraktische Unterstützung bei Rückenschmerzen oder Bandscheibenproblemen, verringert Verspannungen und Gelenkbeschwerden
  • Geeignet für Allergiker und Asthmatiker, da resistent gegen Hausstaubmilben
  • Bei richtiger Pflege (regelmäßiges Drehen) und guter Betthygiene (waschbarer Bezug) bis zu 10 Jahre nutzbar
  • Für Bauchschläfer und Personen mit hohem Körpergewicht durch das weiche Einsinken weniger geeignet, da die Stützwirkung eventuell nicht ausreicht und die Körpermitte durchhängen kann
  • Aufgrund der Thermoelastizität nicht für kalte Schlafzimmer und unruhige Schläfer geeignet
  • Nur mit qualitativ guten Lattenrosten mit engen Leistenabständen kombinierbar, andernfalls kann es durch Druckstellen zu einer Materialermüdung kommen
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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.de und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.de-Schlafmagazin.

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