Traumbedingte Schlafstörungen: Was kann man gegen Albträume tun?
Ein Albtraum ist ein Traum, der sehr emotional ist und deshalb aufweckt. Bei Albträumen ist das Traumerleben von massiver Angst oder Furcht geprägt und die Betroffenen erinnern sich sehr detailliert an das Albtraumgeschehen.
Bei Erwachsenen sind Albträume meist ein Warnzeichen dafür, dass etwas Wichtiges zum eigenen Nachteil oder Schaden ignoriert oder übersehen wird. Bevor der Albtraum eintrat, gab es Signale, die man nicht beachtet hat, und nun muss das Signal durch den Traum so deutlich werden, dass man es nicht mehr ignorieren kann. Wird auch der Albtraum verdrängt, kommt es nicht selten zu einer körperlichen Reaktion in Form einer psychosomatischen Erkrankung.
Etwa 4 von 100 Menschen sind von einer Albtraumstörung betroffen und werden innerhalb einer Woche wiederholt im Schlaf von belastenden Erlebnissen heimgesucht. Von einem belastenden Traumereignis oder Albtraumereignis spricht man bereits, wenn der Albtraum einmal pro Woche auftritt.
Für Kinder sind Albträume ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung und als normales Training zu sehen, das den Umgang mit Ängsten schult.
Jüngere Menschen leiden häufiger unter Albträumen als ältere, Frauen häufiger als Männer.
Albträume gehören zu den traumbedingten Schlafstörungen, die immer auch psychische Auslöser haben, denn jeder Traum setzt psychische Energie in bewegte Bilder um. Daraus lässt sich ableiten, dass sich traumbedingte Schlafstörungen durch Psychotherapie oder wenigstens mit eingehender Selbsterforschung behandeln lassen.
Wenn Angstträume wiederholt auftreten und das Wohlbefinden beeinträchtigen, spricht man auch von einer Albtraumstörung. Bei Betroffenen treten häufig weitere Beeinträchtigungen wie Einschlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie), Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit oder Funktionsprobleme im Beruf oder in der Schule auf.
Mehr zum Albtraum im Schlafmagazin:
Die Angst kommt im Traum: Albträume
Nach dieser kurzen Einführung in die Welt der Albträume wollen wir uns nun dem eigentlichen Thema des Schlafmagazins widmen:
Was kann man gegen Albträume tun?
Man ist seinen Träumen – und auch seinen Albträumen – nicht hilflos ausgeliefert. Mit Zeit und Übung kann man seine Träume beeinflussen und verändern. Die DGSM (Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin) und die AASM (American Academy of Sleep Medicine) empfehlen aufgrund der aktuellen Studienlage die Imagery Rehearsal Therapy – kurz: IRT – zur Behandlung von Albträumen. Ziel der Imagery Rehearsal Therapy ist es, einen emotional negativ besetzten Traum so umzudeuten oder zu verändern, dass er nicht mehr belastend ist.
So funktioniert die Imagery Rehearsal Therapy bei Albträumen
Die Imagery Rehearsal Therapy gegen Albträume besteht aus drei Schritten:
- Schritt 1 – Auseinandersetzung mit dem Albtraum
- Schritt 2 – Neue Lösung für den Albtraum erdenken
- Schritt 3 – Aktive Strategie trainieren
Image Rehearsal Therapy gegen Albträume:
Auseinandersetzung mit dem Albtraum
Um sich mit dem Albtraum auseinanderzusetzen, ist es sinnvoll, das Traumgeschehen – die Geschichte – festzuhalten und aufzuschreiben oder als Audiodatei aufzunehmen. Hilfreich ist es, ein Notizbuch oder ein Traumtagebuch mit einem Stift griffbereit auf dem Nachttisch zu haben. So kann man direkt nach dem nächtlichen Erwachen Notizen machen und alles Wichtige für die spätere Analyse festhalten.
Image Rehearsal Therapy gegen Albträume:
Neue Lösung für den Albtraum erdenken
Im zweiten Schritt versetzt man sich gedanklich in das Traumgeschehen und überlegt, wie man die Situation aktiv bewältigen kann. Die Variante, die sich im Gedankenspiel am sichersten anfühlt, wird schriftlich festgehalten.
Image Rehearsal Therapy gegen Albträume:
Aktive Strategie trainieren
Nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem Trauminhalt und der Suche nach einer alternativen aktiven Lösung für die Traumsituation geht es in Schritt 3 darum, die gewählte Bewältigungsstrategie zu trainieren. Dazu denkt man einmal am Tag tagsüber an den Albtraum und die Lösung, die man sich dazu überlegt und aufgeschrieben hat. Auf diese Weise soll eine Verinnerlichung stattfinden. Um eine Verbesserung zu erreichen, sollte man sich mindestens zwei Wochen lang mit dem gleichen Albtraum beschäftigen.
Mehr zum Thema Image Rehearsal Therapy gegen Albträume im Internet:
Wie Du Albträume mit der Imagery Rehearsal Therapy behandelst | psylife.de
Albträume – Was kann ich dagegen tun? | pdf-Datei der Arbeitsgruppe Traum DSGM
Jedem dritten Albtraumpatienten hilft die Imagery Rehearsal Therapy nicht.
Weiterentwicklung der Imagery Rehearsal Therapy:
Targeted Memory Reactivation (TMR)
An der Universität Genf hat ein Forschungsteam um Sophie Schwartz und Lampros Perogamvros ein Konzept zur Behandlung von Albträumen entwickelt, das auf der Imagery Rehearsal Therapy aufbaut: Targeted Memory Reactivation – kurz TMR.
Zur Erprobung der Targeted Memory Reactivation führten die Wissenschaftler eine Studie mit 36 Probanden im Alter von 20 bis 35 Jahren durch, die regelmäßig unter Albträumen litten. Aufgeteilt in eine Experimental- und eine Kontrollgruppe absolvierten die Studienteilnehmer zunächst die klassische IRT, um sich mental auf ein alternatives Traumende ohne Schrecken vorzubereiten.
Der Experimentalgruppe wurde während der IRT zusätzlich alle zehn Sekunden für fünf Minuten ein Klavierakkord in Dur vorgespielt, um sie quasi auf den Klavierton zu konditionieren bzw. dafür zu sorgen, dass der Proband das imaginierte positive Traumereignis mit dem Klavierton verbindet. Die Kontrollgruppe führte nur das IRT durch. Hier gab es kein Klavier zur Verstärkung.
Für den Schlaf wurden den Probanden Stirnbänder mit Hirnwellensensoren angelegt. Mit Hilfe dieser Sensoren konnten die Schlafstadien in Echtzeit beobachtet werden. Wurde bei der Beobachtung festgestellt, dass sich die Probanden in einer REM-Schlafphase befanden, in der typischerweise Traumereignisse stattfinden, wurden die Klavierakkorde aus dem IRT abgespielt. Dabei spielte es keine Rolle, zu welcher Gruppe die Probanden gehörten. Es wurde also nicht mehr zwischen Experimental- und Kontrollgruppe unterschieden.
Der Versuch wurde insgesamt über einen Zeitraum von zwei Wochen durchgeführt. Während dieser Zeit hielten alle Probanden ihre Träume in einem speziellen Traumtagebuch fest.
Die erhobenen Daten zeigten, dass die Albtraumhäufigkeit (Anzahl der Albträume pro Woche) in der Kontrollgruppe von 3 auf 1 sank. In der Experimentalgruppe verringerte sich die Anzahl der Albträume pro Woche von 3 auf 0,2. In den folgenden drei Monaten stieg die Anzahl der Albträume in der Experimentalgruppe auf 0,3 und in der Kontrollgruppe auf 1,5. Darüber hinaus berichteten die Studienteilnehmer, dass ihre Träume im Allgemeinen positiver waren.
Wenn die Imagery Rehearsal Therapy nicht gegen den Albtraum hilft
Es ist zu beachten, dass nicht alle Albträume alleine bewältigt werden können und dass es sinnvoll ist, Hilfe bei einem Schlafmediziner, Psychiater oder Verhaltenstherapeuten zu suchen. Eine Unterstützung durch Dritte ist zum Beispiel angezeigt, wenn man sechs Wochen lang allein mit der Image Rehearsal Therapy an einem Traum gearbeitet hat und keine wesentlichen Fortschritte erzielt.
Video: Albträume: Woher kommen sie und was kann ich dagegen tun? | HUU
Mehr zum Thema Albträume und Albtraumbewältigung im Internet:
Arbeitsgruppe Traum der DGSM – viele nützliche Informationen, weiterführende Links und Fragebögen