Geschichte des Bettes
Im Schlafmagazin haben wir in der Vergangenheit bereits die Geschichte der Nachtwäsche, die Geschichte des Schlafens und die Geschichte der Schlafmedizin in ausführlichen Artikeln beleuchtet.
Nun wollen wir uns der Entwicklung der Schlafstätten widmen und Ihnen hier in diesem Artikel die Geschichte des Bettes näher bringen:
In früheren Zeiten lebten die Menschen nicht in Häusern, sondern in einer Art Loch bzw. Kuhle oder Höhle im schlichten Erdboden. Diese Form der Behausung diente vor allem als Schlafplatz für die Menschen, wohin sie sich am Abend zurückzogen, um die Nacht sicher und geschützt zu verbringen.
Allmählich wandelte sich das Leben der Menschen und sie fingen mit dem Errichten erster Behausungen an. Im Vordergrund dabei standen immer noch Sicherheits- und Schutzaspekte und weniger gesundheitliche Vorteile oder gar ästhetische Gesichtspunkte. Sekundär betrachtet hat die Gesundheit hat auch in jenen Tagen bereits eine Rolle gespielt, da auch den frühen Menschen schon bewusst war, dass sie zum Überleben ein ausreichendes Schlafpensum erreichen mussten.
Mit der Entwicklung besserer sozialer Strukturen in Sippen und Verbänden wurde es nach und nach immer einfacher und sicherer, sich auszuruhen und der Regeneration im Schlaf mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Geschichte des Bettes, wie wir es heute kennen, begann wahrscheinlich damit, dass die Menschen versuchten, die Unebenheiten des Bodens auszugleichen und die Unterlage für den Körper weicher zu machen, um es sich beim Schlafen bequemer zu machen. Dazu wurde der Boden mit Gras und Heidekraut gepolstert. Statt einer Bettdecke benutzten die Menschen in der Frühzeit Felle, um sich in der Nacht zu bedecken.
Man geht davon aus, dass ursprünglich alle Menschen auf dem Boden geschlafen haben, bevor sie – vermutlich zunächst aus Sicherheitsgründen – Schlafplätze in größerer Höhe – vermutlich auch auf Bäumen – bevorzugten. Pfahlbauten und Baumhäuser entsprachen dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen.
Betten aus Stein
In Schottland gibt es auf der Inselgruppe Orkney eine archäologische Fundstätte – die etwa 5.000 Jahre alte Siedlung Skara Brae aus der Jungsteinzeit. In den Häusern der Siedlung gab es neben einer Feuerstelle und einem Regal aus Stein auch Steinbetten – kastenförmige Einfassungen aus Stein, die vermutlich von ihren Benutzern mit Pflanzen und Fellen ausgepolstert wurden.
Die rechteckige Grundform des Bettes blieb über die Jahrhunderte und Kulturen hinweg nahezu unverändert, auch wenn es z. B. bei den alten Ägyptern sehr aufwendig gestaltete Schlafstätten für die Pharaonen mit prunkvollen Verzierungen gab.
Bei den Römern nannte man die Privaträume – die Schlafzimmer – cubiculum. Sie waren meist würfelförmig, relativ schlicht und funktional. Im Zuge der Eroberung Britanniens brachten die Römer von dort Betten mit, die vor allem flach und praktisch waren. Die römischen Betten bestanden aus einem rechteckigen Rahmen aus Holz oder Metall, der an beiden Enden mit Stoffstreifen, Seilen oder Metallbändern versehen war, an denen das mit Stroh oder Federn gefüllte Bettzeug befestigt wurde.
Der Begriff Bett stammt aus dem angelsächsischen Raum, wo in alten Schriften Bettvorhänge beschrieben werden, die vermutlich um das Bett herum aufgehängt wurden, um die Wärme in der Schlafstätte zu halten. Als Kissenfüllung diente damals Stroh. Felle von Ziegen oder Bären wurden als Bettdecken verwendet.
Beerdigung in speziellen Totenbetten
Im 7. Jahrhundert scheint der Besitz eines Bettes in Britannien für Personen mit Macht und Einfluss sehr wichtig gewesen zu sein, denn Archäologen haben bei Ausgrabungen in England wiederholt menschliche Überreste gefunden, die auf einem Bett bestattet waren. Die Betten für die Bestattungen wurden speziell für diesen Zweck gebaut. Sie bestanden aus Holz und wurden mit Eisenstangen in Form gehalten. – Mehr dazu: Angelsächsische Würdenträgerin mit christlichem Kreuz – Spektrum.de
„Entdeckung“ der Matratze für mehr Komfort des Nachtlagers
Die Normannen legten zunächst wenig Wert auf besondere Schlafstätten und rasteten in eher spartanisch eingerichteten Lagern. Im Rahmen ihrer ausgedehnten Reisetätigkeit gelangten sie jedoch in den Vorderen Orient, wo sie auf völlig gegensätzliche Schlafgewohnheiten stießen. Hier schliefen die Menschen in Zelten und lichtdurchfluteten Gebäuden auf weichen Kissen, umgeben von weichen Stoffen und Seide. Hier liegt der Ursprung unserer heutigen Matratze, denn die auf dem Boden als Nachtlager drapierten Kissen wurden im Arabischen als matrah („etwas auf den Boden Geworfenes“) bezeichnet, woraus der Begriff Matratze entstand.
Himmelbetten als Statussymbole
Im 14. Jahrhundert kam dann das Himmelbett auf: Ein prunkvolles Paradebett mit vier Pfosten und einem Baldachin als Dach. Der hölzerne Bettrahmen der Himmelbetten war mit Edelsteinen besetzt, mit Textilien aus aller Herren Länder verziert und von reich bestickten Vorhängen umgeben. Himmelbetten waren Möbelstücke, die damals unweigerlich Wohlstand und Macht ausdrückten. Ausgestattet mit einer aus Frankreich importierten Federmatratze waren die Himmelbetten nicht nur imposante, sondern auch äußerst bequeme Schlafstätten.
Wer im Mittelalter etwas auf sich hielt, ging nicht ohne sein Himmelbett auf Reisen. Die wuchtigen Luxus-Schlafstätten wurden zum leichteren Transport zerlegt und dort wieder aufgebaut, wo der Herrscher zu nächtigen gedachte. Wenn Monarchen an Popularität einbüßten oder gar den Kopf verloren, gehörten die prunkvollen Himmelbetten meist zu den ersten Plünderungsobjekten.
Weniger betuchte Menschen hatten in der Regel nur ein dürftiges Schlaflager, welches oft lediglich aus in der Ecke drapiertem Stroh bestand, auf dem man sich zusammenrollte und mit Wolldecken oder was auch immer zur Verfügung stand, zudeckte, um den Körper vor Kälte zu schützen. Auf dem Lande schliefen die Armen, die sich als Erntehelfer durchschlugen, in Scheunen oder auf Heuhaufen.
Betten verbreiteten sich mehr und mehr
Nach und nach wurde das Bett auch für die Mittelschicht interessant. Im Elisabethanischen Zeitalter (1558 bis 1603) wünschten sich die Menschen mehr von ihrer Schlafstätte. tatt schlichter Holzpritschen sehnten sich nun auch die Kleinbauern nach einem schöneren Nachtlager. Wohlhabendere Zeitgenossen richteten sich in ihren Häusern meist gleich mehrere Himmelbetten mit dekorativ bestickten Vorhängen ein, auf denen dicke Matratzen mit Woll- oder Federfüllung lagen.
Auch bei den Betten galt der Grundsatz „Nicht kleckern, sondern klotzen“, wovon noch heute das Große Bett von Warevon Ware im Victoria and Albert Museum in London ein eindrucksvolles Zeugnis ist. Diese überdimensionale Schlafstätte mit Platz für ein Dutzend Personen wurde vermutlich um 1590 für einen Gasthof in Ware in der Grafschaft Hertfordshire gefertigt. Das riesige Himmelbett entwickelte sich zu einer wahren Touristenattraktion und wurde sogar von Shakespeare in seinem Werk „Was ihr wollt“ erwähnt.
Die Beliebtheit des Großen Bettes von Ware rief auch Königin Elisabeth I. auf den Plan, die sich von ihren Untertanen in Sachen Nachtlager nicht übertreffen lassen wollte und konnte. Deshalb ließ sie sich ein ebenso riesiges Bett bauen, das mit Silber, Gold und Straußenfedern verziert war. Glück brachte ihr die neue luxuriöse Schlafstätte jedoch nicht. Der Überlieferung nach weigerte sich die Herrscherin in den Tagen vor ihrem Tod, das Bett aufzusuchen. Stattdessen legte sie sich zum Ausruhen einfach auf den Boden, gestützt von ein paar Kissen.
Zu Besuch beim Sonnenkönig am Prunkbett
Der französische König Ludwig XIV., auch Sonnenkönig genannt, bezog seine Schlafgemächer – vor allem die repräsentativeren – in seine täglichen Aktivitäten ein. So empfing der König seine Untertanen im Bett. Er unterschied fünf Kategorien von Betten, je nachdem, ob sie der öffentlichen Repräsentation oder privaten Zwecken dienten. Insgesamt soll der Sonnenkönig über vierhundert Betten besessen haben.
Dennoch mussten auch damals noch viele Menschen auf ein wirklich bequemes Bett verzichten. Zwar musste nicht mehr jeder auf Stroh schlafen, aber den Dienstboten wurde nur ein einfaches Roll- oder Truhenbett zugestanden, das bei Bedarf für die Nachtruhe herausgezogen oder umgebaut wurde.
Ende des 18. Jahrhunderts warb ein Londoner Tischler für eine innovative Verbesserung der Konstruktion von Himmelbetten, die vor allem vor Ungeziefer schützen sollte.
Metallbetten auf dem Vormarsch
Um 1850 verloren die ausladenden Himmelbetten mit Baldachin und Vorhängen in den viktorianischen Häusern an Beliebtheit, da sie viel Platz beanspruchten und hygienische Bedenken aufkamen, insbesondere wegen der großen Staubmengen, die sich auf den Möbeln sammelten. Die hölzernen Himmelbetten wurden durch massenhaft hergestellte Metallbetten aus Messing abgelöst. Die Messingbetten, die ohne seitliche Vorhänge auskamen, waren mit Federkernmatratzen ausgestattet.
Mit Fremden in fremden Betten
Aber auch damals hatte nicht jeder eine eigene Schlafstätte. So kam es vor, dass sich in Pensionen bis zu 16 Personen ein Zimmer teilten. In den 1860er-Jahren kamen in den Industriestädten Zweizimmerhäuser für Arbeiterfamilien in Mode. Dennoch war es auch hier nicht ungewöhnlich, dass sich zehn und mehr Mietparteien eine solche Wohnung teilten und in den Betten im Schichtbetrieb schliefen.
Das Teilen von Schlafzimmern und Betten war ein üblicher Bestandteil des Lebens, der zudem oft mit weniger angenehmen Gerüchen verbunden war. So war es in amerikanischen Gasthäusern üblich, mit Fremden ein Bett zu teilen.
Allein schläft es sich besser
Im 20. Jahrhundert wurde das Schlafen zu der Privatangelegenheit, die es auch heute noch ist, was mit dem wachsenden Wohlstand der Gesellschaft zusammenhing. Einzelpersonen und Paaren wurde nun der Schutzraum eines eigenen Bettes zugestanden. Die Bedeutung des Bettes als Statussymbol ging verloren, da es nun bessere Möglichkeiten wie Häuser, Autos und andere Luxusgegenstände gab, um seinen Erfolg nach außen zu demonstrieren.
Moderne Betten sind attraktiv und vor allem komfortabel
Die meist eckige Grundform des Bettes hat sich bis heute – von wenigen Ausnahmen im Bereich der Designerbetten abgesehen – kaum verändert. Neben den klassischen Materialien Massivholz und Metall werden Betten heute jedoch häufig u.a. auch aus robusten und preiswerten Holzwerkstoffen mit Furnier, Folie oder auch gepolstert (mit Stoff, Leder oder Kunstleder bezogen) hergestellt. Auch besonderen Anforderungen wird heute Rechnung getragen. – So gibt es beispielsweise Betten in Überlänge oder auch spezielle Seniorenbetten.
Ein besonderes Augenmerk bei den Betten unserer Zeit liegt auf der Bettausstattung. Hier hat sich einiges getan, wobei die richtige Lagerung des liegenden Körpers – Stichworte: Ergonomisches Liegen und körpergerechte Betten – im Mittelpunkt steht. Neben flexiblen Lattenrosten in diversen Ausführungen z. B. auch mit elektrisch verstellbarem Kopf- und Fußteil gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichen Matratzen z. B. mit Federkern, Kaltschaum, Latex, Gelschaum oder Viscoschaum in verschiedenen Härtegraden.
Erwähnenswert sind noch die so genannten Boxspringbetten, die auch als Amerikanische Betten bezeichnet werden und wegen ihres besonderen Komforts bereits auf der Titanic eingesetzt worden sein sollen. Charakteristisch für diese Bettenart ist ein hoher Aufbau aus Federkernbox, Matratze und dünner Top-Matratze (Topper). Die Federkernbox ersetzt dabei den Lattenrost als Unterfederung. Moderne Boxspringbetten gibt es in Form von klassischen Polsterbetten oder auch als Holzbetten mit Einlegesystemen. Boxspring-Einlegesysteme eignen sich in diesem Zusammenhang auch für den Einsatz in vielen herkömmlichen Bettgestellen.
Weitere Informationen zur Geschichte des Bettes im Internet:
Bettgeschichten – Ein Möbelstück fürs Leben | BR.de