Was versteht man unter dem Exploding Head Syndrom(e) (EHS)?
Im Schlafmagazin haben wir uns schon mit den ungewöhnlichsten Phänomenen im Zusammenhang mit dem Schlaf beschäftigt. Auch heute stellen wir Ihnen wieder eine seltene Parasomnie vor: das Exploding Head Syndrom.
- Was ist das Exploding Head Syndrom?
- Was hören Menschen, die unter dem Exploding Head Syndrom leiden?
- Welche Symptome hat das Exploding Head Syndrom?
- Ist das Exploding Head Syndrom gefährlich?
- Wodurch wird das Exploding Head Syndrom ausgelöst?
- Wie erfolgt die Diagnose des Exploding Head Syndroms?
- Welche Therapie gibt es für das Exploding Head Syndrom?
Was ist das Exploding Head Syndrom?
Wie bereits eingangs angedeutet, handelt es sich beim Exploding Head Syndrom um ein zu den Parasomnien gehörendes Phänomen. Als Parasomnie bezeichnet man in diesem Zusammenhang Störungen und Verhaltensweisen, die während des Schlafes oder während des Übergangs vom Wachen zum Schlafen in Erscheinung treten.
Statt vom eingedeutschten englischen Ausdruck Exploding Head Syndrom (kurz: EHS) ist gelegentlich auch die übersetzte Bezeichnung explodierendes Kopfsyndrom zu lesen. So unangenehm wie die Begrifflichkeit anmutet, ist diese Parasomnie allerdings nicht. – Betroffene berichten davon, dass sie vor dem Einschlafen ein lautes Geräusch im Kopf wahrnehmen. Dieses Geräusch ist also komplett imaginär und wird oft als ähnlich dem Geräusch einer Explosion beschrieben, was dem Syndrom zu seinem Namen verholfen hat.
Gelegentlich tritt das Exploding Head Syndrom auch mitten in der Nacht auf und sorgt für eine ungewollte Schlafunterbrechung.
Wie oft Episoden des Exploding Head Syndroms vorkommen, variiert ebenfalls sehr stark. Bei einigen Betroffenen setzt es nur sehr selten ein, während sich andere Personen in einer Nacht gleich mit mehreren Episoden „herumschlagen“ müssen. Nach einer Periode mit vermehrten Exploding Head Episoden kann ein längerer Zeitraum von mehreren Monaten ganz ohne Einsetzen der Parasomnie liegen, bevor es zu neuen Episoden kommt.
Frauen sind häufiger vom Exploding Head Syndrom betroffen, wobei die Parasomnie nicht so stark verbreitet ist. Sie tritt in erster Linie in fortgeschrittenem Alter (Durchschnittsalter bei Erstauftritt 58 Jahre) auf, ist aber auch schon bei Kindern im Alter von 10 Jahren festgestellt worden, so dass man mit Ausnahmen rechnen muss.
Video: Exploding Head Syndrome – The Infographics Show (Englisch)
Was hören Menschen, die unter dem Exploding Head Syndrom leiden?
Das Geräusch, welches im Rahmen des Exploding Head Syndroms, registriert wird, kann von Betroffenem zu Betroffenem ganz unterschiedlich ausfallen. Es gibt Personen, die tatsächlich von der Akustik einer explodierenden Bombe sprechen. Bei anderen soll es wie ein lautes Klopfen an der Tür, ein heftiger Donnerschlag, ein Schuss, ein metallisches Klingeln oder Beckenschlagen, ein elektronischer Sound oder auch wie Hundegebell klingen.
Video: Exploding Head Syndrome Simulation – Detroit. (Englisch)
Welche Symptome hat das Exploding Head Syndrom?
Neben dem Geräusch, welches nur im Kopf des Betroffenen stattfindet und teilweise sehr laut und auch alarmierend sein kann, beschreiben einige, dass zusätzlich Lichtblitze in Erscheinung treten. Wie bereits erwähnt, kann das Geräusch vor dem Einschlafen oder auch in der Nacht entstehen. Tritt eine Episode des Exploding Head Syndroms während der Nacht auf, wird der Betroffene wach und registriert dann das Geräusch.
Die Geräusche, die im Rahmen des Exploding Head Syndroms in Erscheinung treten, können auf den Betroffenen erschreckend bis sehr stark beängstigend wirken. Im Zuge dessen kann es zu einer erhöhten Herzfrequenz kommen.
Bei einigen Personen mit Exploding Head Syndrom wird gemeinsam mit dem Geräusch außerdem ein Muskelzuckungen wahrgenommen.
In der Regel ist eine Episode des Exploding Head Syndroms für den Betroffenen nicht mit Schmerzen verbunden. In Einzelfällen sollen jedoch plötzlich schmerzhafte Stiche im Kopf auftreten
Ist das Exploding Head Syndrom gefährlich?
Wer unter dem Exploding Head Syndrom leidet, macht sich oft große Sorgen, dass eine ernsthafte Erkrankung wie ein Schlaganfall oder ein Hirntumor dahintersteckt. Hier ist allerdings Beruhigung angezeigt: Das Exploding Head Syndrom soll für sich nicht gefährlich sein und auch keine Hinweise auf ernsthafte Krankheiten liefern, sagen Forschende.
Was es schwer macht, ist die Unbekanntheit dieser sehr speziellen Parasomnie. Ärzte wissen oft nichts davon und können dementsprechend auch keine Diagnose stellen, was wiederum dazu führt, dass sich Betroffene noch viel mehr Sorgen machen, was wiederum Stress auslöst, die psychische Gesundheit gefährdet und unter Umständen weitere Schlafstörungen nach sich ziehen kann.
Wodurch wird das Exploding Head Syndrom ausgelöst?
Bislang tappt die Wissenschaft noch ziemlich im Dunkeln, was die Ursache für das Exploding Head Syndrom angeht und es gibt ziemlich viele Theorien, was diese sehr spezielle Parasomnie auslösen könnte:
Das Exploding Head Syndrom könnte u. a. durch …
- … Angst und Stress
- … Migräne
- … ein neurologisches Problem wie Epilepsie
- … Genmutationen
- … abrupte Verschiebungen in Bereichen des Mittelohrs
- … kleine Anfälle im Temperorallappen des Hirns
verursacht werden.
Das Geräusch im Kopf könnte beispielsweise auch als Nebenwirkung durch die Einnahme eines Medikaments ausgelöst werden. Theoretisch besteht zudem die Möglichkeit, dass das Kopfgeräusch eine Folge von Alkohol- oder Drogenmissbrauch ist.
Wie erfolgt die Diagnose des Exploding Head Syndroms?
Das Exploding Head Syndrom muss in der Diagnostik von anderen gesundheitlichen Störungen, die unter Umständen die Wahrnehmung eines lauten Geräuschs hervorrufen können, unterschieden werden
Es könnte auch sein, dass das Exploding Head Syndrom als Symptom einer anderen Schlafstörung auftritt. Aus diesem Grund sollte in der Diagnostik auch immer eine umfassende Anamnese durch den Arzt erfolgen. Hierzu kann es u. U. sinnvoll sein, vorab ein Schlaftagebuch zu führen, damit der Mediziner sich gleich ein besseres Bild von den Schlafmustern und Verhaltensweisen des Patienten machen und ggf. Rückschlüsse auf andere Störungen des Schlafs ziehen kann.
Für die Diagnostik des Exploding Head Syndroms gibt es im Gegensatz zu einigen anderen Parasomnien wie z. B. dem Restless Legs Syndrom keine Tests. Um genauere Erkenntnisse über den Schlaf des Patienten zu erlangen, kann es sinnvoll sein, weiterführende Untersuchungen im Schlaflabor oder aber auch mit einem speziellen Gerät für Polysomnographie zuhause durchzuführen.
Welche Therapie gibt es für das Exploding Head Syndrom?
Wie bei vielen anderen Schlafstörungen auch, kann es beim Exploding Head Syndrom helfen, die eigenen Schlafgewohnheiten anzupassen bzw. zu verbessern. So gibt es Betroffene, die ein vermehrtes Auftreten von Exploding Head Episoden im Zusammenhang mit Schlafmangel feststellen. Diese Personen sollten sicherstellen, dass sie stets ein ausreichendes Schlafpensum erreichen.
Gibt es Anhaltspunkte dafür, dass das Exploding Head Syndrom in Verbindung mit Stress oder Ängsten steht, empfehlen sich Entspannungstechniken, um Stress und Ängste abzubauen. Der ein oder andere natürliche Schlafhelfer kann darüber hinaus zur Unterstützung hilfreich sein.
Darüber hinaus kann auch die Einnahme von Medikamenten u. U. sinnvoll sein, wenn es darum geht die Symptome des Exploding Head Syndroms abzumildern. Dazu gehören u. a. bestimmte Antidepressiva. Diese Möglichkeit kann mit dem Arzt besprochen werden.
Besteht hingegen die Annahme, dass das Auftreten des Exploding Head Syndroms eine Medikamenten-Nebenwirkung ist, sollte man ebenfalls seinen Arzt aufsuchen und besprechen, was dagegen unternommen werden kann. Eventuell stehen alternative Arzneimittel zur Verfügung, bei denen die unerwünschte Nebenwirkung EHS ausbleibt.
Weitere Links zum Thema Exploding Head Syndrom im Internet:
Was ist das Exploding Head Syndrome? – Stuttgarter Nachrichten
Junge Menschen leiden oft unter dem „Exploding-Head-Syndrom“ – Spektrum.de
Exploding Head Syndrome – Sleep Foundation