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Bio-Baumwolle ist Baumwolle, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert wird. Vom Anbau bis zum Verkauf der Baumwolle gelten höchste Standards, die von staatlich zugelassenen, unabhängigen Kontrollstellen jährlich überprüft werden. In der kompletten Verarbeitungskette sind der Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemittel, die Verwendung genetisch veränderter Pflanzen und Saatgut sowie die Bearbeitung mit chemischen Zusatzstoffen verboten.
Die Bio-Baumwolle (auch kbA-Baumwolle) wird vorrangig in der Textilindustrie für Bettwäsche, Baby-Kleidung, T-Shirts und Unterwäsche verwendet. In den letzten Jahren hat sich die biologisch angebaute Baumwolle aber auch bei vielen anderen Kleidungsstücken etabliert. Erkennen lassen sich die Textilien an verschiedenen Zertifizierungen, wie beispielsweise dem GOTS-Siegel.
kbA-Baumwolle
Der Baumwoll-Hunger der Welt ist groß. Etwa ein Viertel der weltweit produzierten Textilfaser entfällt auf Baumwolle. Insgesamt werden jährlich um die 25 Millionen Tonnen Baumwolle geerntet. Nur ein Prozent davon wird ökologischen Richtlinien entsprechend angebaut.
Die Vorteile der Baumwollfaser sind ihre Trageeigenschaften: Baumwolle gilt als atmungsaktiv, reißfest und saugfähig. Sie fühlt sich angenehm auf der Haut an und ist auch für Allergiker geeignet. Daher ist sie für die Herstellung von Kleidung und Bettwäsche besonders beliebt.
Beim nachhaltigen Anbau von Baumwolle dürfen keine chemischen Pestizide und Düngemittel verwendet werden. Gedüngt wird nur mit Mist und Kompost. Dies hat zur Folge, dass der Humusanteil des Bodens relativ hoch ist, was dazu führt, dass der Boden mehr Wasser und CO2 aufnehmen kann und die Pflanzen im Gegensatz zum konventionellen Anbau nicht so stark bewässert werden müssen.
Statt chemischer Spritzmittel werden im ökologischen Baumwollanbau unterschiedliche Strategien zur Schädlingsbekämpfung verfolgt: In Westafrika hat man gute Erfahrungen damit gemacht, um die Baumwollplantage herum Sonnenblumen zu pflanzen. Die Schädlinge werden von den Sonnenblumen angezogen und verschonen die Baumwollpflanzen.
Außerdem müssen ökologisch arbeitende Bauern bei der Bepflanzung ihrer Felder den Fruchtwechsel beachten. Auf diese Art wird die Entstehung einer Monokultur vermieden, der Boden bleibt fruchtbarer und ist weniger erosionsanfällig. Zudem können Schädlinge und Krankheiten durch die wechselnde Bepflanzung schlechter Fuß fassen.
Letztendlich überleben durch den Verzicht von Pestiziden auch die natürlichen Feinde der Schädlinge, sodass wieder ein natürliches Gleichgewicht hergestellt werden kann, das zum Nutzen des gesamten ökologischen Systems ist.
Ökologischer Anbau bedeutet nicht gleich, dass dabei auch die Arbeitsbedingungen der Bauern sozialen Standards entsprechen. Dennoch haben die Bauern viele Vorteile durch den ökologischen Anbau der Baumwolle. In erster Linie profitieren sie natürlich gesundheitlich dadurch, dass sie während der Arbeit nicht mit Pestiziden und chemischen Düngemittel in Kontakt kommen. Außerdem haben sie keine Kosten für Pestizide oder Düngemittel und die Bio-Baumwolle erzielt auf dem Weltmarkt bessere Preise.
Durch die vorgeschriebene Fruchtfolge haben sie auch die Möglichkeit, andere Pflanzen entweder zum Eigenbedarf oder zum Verkauf anzubauen, wodurch sie unabhängiger vom Verkauf der Baumwolle sind, deren Ertrag durch mögliche Ernteausfälle oder die großen Preisschwankungen am Weltmarkt stark variieren kann.
Es gibt viele verschiedene Siegel, die textile Produkte zertifizieren. Allerdings gibt es große Unterschiede, was genau kotrolliert und zugelassen wird. Eine kleine Übersicht:
GOTS – Es wird die ganze Produktionskette kontrolliert und soziale Standards bei den Arbeits- und Produktionsbedingungen überprüft. Zugelassen sind bis zu 30 Prozent Recyclingfasern, der Rest muss aus Biofaser bestehen.
Weitere Informationen: https://www.global-standard.org
Naturtextil IVN zertifiziert BEST – Das Siegel des Internationale Verbands der Textilwirtschaft (IVN) garantiert eine komplett chemiefreie Produktionskette vom Anbau bis in den Verkauf. Es werden nur Naturfasern zertifiziert und es gelten strenge Sozialstandards für Anbau und Verarbeitung.
Weitere Informationen: https://naturtextil.de/qualitaetszeichen/qualitaetszeichenbest
MADE IN GREEN by OEKO-TEX® – Umweltverträglichkeit und Arbeitsschutz werden die ganze Produktionskette entlang kontrolliert und das Endprodukt wird auf Schadstoffe geprüft. Zugelassen sind auch Mischgewebe und Recyclingfasern.
Weitere Informationen: Made in Green
STANDARD 100 by OEKO-TEX® – Dieses Siegel ist in erster Linie ein Siegel für den Verbraucherschutz. Es garantiert, dass keine Schadstoffrückstände im Endprodukt vorhanden sind. Die Produktionskette wird nicht kontrolliert.
Weitere Informationen: www.oekotex.com und Öko-Tex Standard 100
Bluesign® – Zugelassen sind alle Sorten von Textilien und das Endprodukt wird auf Schadstoffe hin untersucht. Das Siegel enthält keinen expliziten Umweltschutz, wie zum Beispiel Abwassertests an den Produktionsstätten.
Weitere Informationen: Bluesign.com
Ursprünglich wuchs die Baumwollpflanze in Ländern mit tropischem Klima, da sie das ganze Jahr über Wärme und Sonnenschein benötigt, gleichzeitig aber viel Wasser braucht. Eigentlich ist die Baumwollpflanze mehrjährig, wird aber inzwischen – um höhere Erträge zu erzielen – einjährig kultiviert. Zudem ist man dazu übergegangen, Baumwolle in Trockengebieten anzubauen, da der Regen die weichen Baumwollknospen durchweicht und sie dann schnell verfaulen.
Der großflächige Baumwollanbau in Trockengebieten hat enorme Folgen für die Umwelt. Nach der Erdölindustrie ist die Textilindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer. Da der Regen fehlt, müssen die Plantagen künstlich bewässert werden. Um genug Wasser zu bekommen, werden Flüsse aufgestaut und ihr Wasser umgeleitet. Das hat zur Folge, dass das wertvolle Süßwasser in diesen ohnehin trockenen Gebieten noch weniger wird und der Grundwasserspiegel absinkt. Die kargen Böden versalzen und die einheimischen Bauern leiden unter dem Rückgang ihrer Ernteerträge.
Zudem werden im konventionellen Baumwollanbau große Mengen an Pestiziden benötigt. Die Pestizide landen im Boden und letztendlich auch im Grundwasser, sodass das Wenige, was die hiesigen Bauern anbauen können, auch durch Spritzmittel verunreinigt ist.
Die Baumwollpflanze gedeiht am besten bei warmem Klima und mit viel Wasser. Genau diese Kombination fördert allerdings auch den Ausbruch von Krankheiten und die Vermehrung von Schädlingen (Weiße Fliege, Kapselraupen, Blattläuse etc.).
Dazu kommt, dass die konventionell angebaute Baumwolle maschinell gepflückt wird. Für den optimalen Ertrag werden die Pflanzen vor der Ernte chemisch entlaubt, damit die unreifen Kapseln schnell nachreifen können.
Die dramatischen Umweltfolgen durch den Anbau von Baumwolle trifft natürlich auch die Bevölkerung. Sie leiden unter Wassermangel, schlechten Ernten und der Belastung durch Pestizide. Dazu kommen die gesundheitlichen Probleme, die auf die hohe Pestizidbelastung zurückzuführen sind: Vermehrt treten Krebserkrankungen und Erkrankungen der Atemwege und Augen auf.
Außerdem sind die Kindersterblichkeit sowie die Anzahl der genetischen Defekte erhöht. Vor allem die Menschen, die direkt auf den Plantagen arbeiten, sind davon betroffen, da besonders in Entwicklungsländern der Arbeitsschutz kaum eine Rolle spielt und die Arbeiter direkt mit den giftigen Chemikalien in Kontakt kommen. Auch Kinder- und Zwangsarbeit sind bei der Ernte von Baumwolle keine Seltenheit.
Ein Beispiel für die enormen Veränderungen, die der konventionelle Anbau von Baumwolle in der Natur verursacht, sieht man an der Entwicklung des Aralsees zwischen Kasachstan und Usbekistan. In den 1920er-Jahren war der Aralsee das viertgrößte Binnenmeer mit einer Gesamtfläche in etwa so groß wie Bayern.
In den 1930er-Jahren begann man, die Zuflüsse des Sees für den Baumwollanbau umzuleiten. Der Aralsee verlor neunzig Prozent seiner Oberfläche, das Wasser versalzte, der Fischbestand ging zurück und die Fischer verloren ihre Lebensgrundlage. Die Verlandung des Aralsees gilt als eine der größten von Menschen gemachten Umweltkatastrophen. Erst seit 2005 ein Staudamm den Abfluss des Wassers aus dem Nördlichen Aralsee verhindert, erholt sich die Natur in diesem Teil des Sees langsam.