Warum Frauen schlechter schlafen als Männer

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Frau mit SchlafproblemenNachts in einem typischen Schlafzimmer: Der Mann schläft tief und fest (und oft schnarchend), während die Frau neben ihm häufig aufwacht und dann gefühlte Ewigkeiten lang nicht wieder einschlafen kann. Nur ein Klischee? Nein, denn Schlafforscher haben herausgefunden, dass Frauen tatsächlich häufiger unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen leiden als Männer.

Schlafstörungen bei Männern und Frauen: Große Unterschiede

Um tagsüber gut gelaunt und leistungsfähig zu sein, benötigt der Mensch ausreichend Schlaf. Doch Studien zeigen, dass 65 % der Frauen und 20 % der Männer nachts häufig wach liegen. Die psychologische und medizinische Forschung beschäftigt sich seit langem mit der Frage, warum deutlich mehr Frauen als Männer an Schlafstörungen leiden.

Als Grund dafür vermuten einige Forscher die starken hormonellen Schwankungen im weiblichen Organismus. Oft leiden Frauen nur in bestimmten Phasen ihres Menstruationszykluses unter Einschlafschwierigkeiten oder nächtlicher Unruhe. Besonders starke hormonelle Veränderungen treten auch während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren auf. Dementsprechend häufig sind in diesen Lebensabschnitten Schlafstörungen.

Hinzu kommt, dass Frauen evolutionär bedingt generell leichter schlafen als Männer. Die Natur sorgt mit einem niedrigen Schwellenwert für Umgebungsgeräusche dafür, dass Frauen nachts hören, wenn ihr Kind unruhig wird. Der leichte Schlaf bei Frauen ist allerdings auch dafür verantwortlich, dass sie von Umgebungsgeräuschen schneller geweckt werden. Dazu gehören auch Schlafgeräusche des Partners. Eine Forschergruppe aus Wien fand 2007 heraus, dass Frauen mit einem Partner an ihrer Seite deshalb unruhiger und kürzer schlafen. Bei Männern ist das meist nicht so oder sogar umgekehrt: Sie schlafen besser, wenn die Partnerin neben ihnen liegt. Wenn eine Frau also das Gefühl hat, dass ihr ein getrenntes Bett zum gelegentlichen Ausweichen gut tut, dann sollte sie sich nicht scheuen, diesen Vorschlag mit dem Partner gemeinsam zu besprechen.

Wenn die Gedanken nicht stillstehen

Kunstvolle Visualisierung kreisender GedankenFrauen haben nicht nur einen leichteren Schlaf und werden schneller durch leise Geräusche wach, sie brauchen häufig auch länger zum Einschlafen (oder zum nächtlichen Wieder-Einschlafen nach einer Störung). Der Grund dafür ist in vielen Fällen, dass Frauen familiäre, berufliche oder gesundheitliche Sorgen stärker zusetzen als Männern.

Jede dritte Frau in Deutschland klagt darüber, dass ihre Gedanken sich nachts manchmal fast zwanghaft im Kreis drehen. Manchmal kreisen sie um tatsächliche Probleme, manchmal um Banalitäten. Viele Betroffene setzen sich in dem Moment selber unter Druck. Gedanken wie „Ich muss doch jetzt endlich schlafen!“ lösen eine Stressreaktion aus und verhindern damit zusätzlich die Entspannung. Die Sorge, zu lange nicht einschlafen zu können und morgens nicht ausgeschlafen zu sein, lässt den Blutdruck ansteigen. Die Betroffenen fühlen sich immer wacher und wacher. Ein Teufelskreis. Hier können feste Einschlafrituale, Entspannungstechniken oder pflanzliche Beruhigungsmittel oft helfen. Bei andauernden Schlafstörungen ist aber ein Arztbesuch anzuraten.

Frauen brauchen mehr Schlaf als Männer

Diagramm des Schlafbedürfnisses von Kind, Frau und MannIm Laufe des Lebens verändert sich das Schlafbedürfnis des Menschen. Ein Baby benötigt 16 Stunden Schlaf. Bei Jugendlichen sind es noch durchschnittlich neun Stunden. Erwachsene brauchen im Schnitt sieben Stunden Schlaf, um fit und leistungsfähig zu sein. Dabei variiert die individuelle optimale Schlafdauer jedoch stark.

Verschiedene Studien zeigen, dass sich das Schlafbedürfnis bei Männern und Frauen unterscheidet. Frauen benötigen generell mehr Schlaf als Männer. Lässt man sie ungestört schlafen, dann dauert ihre Ruhephase bis zu zwei Stunden länger. Außerdem leiden Frauen stärker als Männer, wenn sie zu wenig Schlaf bekommen. US-Psychologen untersuchten 2013 das Schlafverhalten und die Gesundheit von 2000 Frauen und Männern. Sie stellten fest, dass Frauen nach einer unruhigen Nacht am nächsten Tag häufig schlechter gelaunt, gereizter und weniger belastbar waren als Männer in vergleichbaren Situationen.

Während der Schlafphase finden wichtige zelluläre Regenerationsprozesse statt. Wachstumshormone, die im Tiefschlaf ausgeschüttet werden, sorgen für den Abbau von Fett. Hautzellen erneuern sich. Länger andauernde Schlafdefizite lassen die Haut deshalb dünner werden; Falten bilden oder vertiefen sich. Zahlreiche weitere körperliche und psychische Beschwerden können durch chronischen Schlafmangel verursacht werden. Bei Frauen sind die Folgen eines dauerhaften Schlafmangels aber schwerwiegender. Das Risiko für Herzerkrankungen und Depressionen erhöht sich bei ihnen stärker als bei Männern.

Fazit: Frauen schlafen anders als Männer

Schlaf – Unterschiede bei Männern und Frauen

Icon Information

Schlafqualität:
Männer

  • schlafen schnell ein
  • tiefer, fester Schlaf
  • schlafen besser mit Partnerin an ihrer Seite
Frauen

  • brauchen länger zum Einschlafen
  • leichter Schlaf mit häufigem Aufwachen, hohe Geräuschempfindlichkeit
  • schlafen besser alleine
Schlafdauer:
Männer

  • ca. 6-8h
Frauen

  • ca. 1 Stunde länger als Männner
Schlafstörungen:
Männer

Frauen

Auswirkungen von Schlafmangel:
Männer

  • erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Diabetes
Frauen

  • erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Depressionen
  • sind gereizter
  • Haut altert schneller
Träume:
Männer

  • vergessen ihre Träume meistens
  • Traum-Themen: Arbeit, Sexualität und körperliche Aggression
Frauen

  • können sich morgens oft an ihre Träume erinnern
  • Träume sind emotionaler
  • haben mehr Albträume
  • Traum-Themen: Personen und Kleidung

Männer und Frauen haben ein unterschiedliches Schlafbedürfnis und eine andere Schlafqualität. Bisher ist nur zum Teil aufgeklärt, welche Ursachen dahinterstehen. Der Schlaf von Frauen ist zudem im monatlichen Zyklus und in verschiedenen Lebensphasen (Schwangerschaft, Wechseljahre) hormonellen Einflüssen unterworfen. Wer diese Zusammenhänge kennt, der kann sich darauf einstellen: Frauen schlafen oft schlechter und brauchen generell mehr Schlaf als Männer. Es ist wichtig, dass jeder Mensch sich individuell die von ihm benötigten Ruhephasen nimmt.

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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.de im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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